June und ihre Halbschwestern Annie und Isa werden vom Tod ihrer Mutter überrascht. Die Umweltschützerin sei beim Tauchen im Spirit Lake ertrunken, heißt es. Die drei Geschwister reisen zum Hause der Verstorbenen - immer mit dabei: Junes Filmkamera. Das versöhnliche Verhältnis zwischen den Frauen gerät zunehmend in eine Schieflage. Ungeklärte Fragen aus der Vergangenheit belasten die Beziehung. Zugleich fühlen sie sich magisch vom Spirit Lake angezogen, in dessen Tiefen dunkle Geheimnisse zu schlummern scheinen.
Kritik
The Midnight Swim ist ein seltsamer Film. Seltsam, weil er sich absolut nicht auf ein Genre festlegen lässt. Fantasyelemente, aber auch eine sorgsam dosierte Portion Horror, Mystery und natürlich eine Menge Drama vereinen sich zu einem Werk, das sich nicht sofort greifen lässt und seine volle Wucht erst mit der Zeit wirken lässt.
Auf den ersten Blick könnte wohl der eine oder andere Zuschauer genervt reagieren, denn The Midnight Swim präsentiert sich zunächst im Found Footage Style. Hier ist allerdings eine der drei Schwestern diejenige, die permanent filmt, und es ergibt absolut Sinn. June (Lindsay Burdge) zieht sich aus der gegenwärtigen Welt zurück, die Kamera ist für sie ein Mittel, hinter dem sie sich verstecken kann, welches ihr die Sicherheit gibt die sie braucht, um mit der Welt zu interagieren. Die Geschichte verläuft sehr ruhig und die Kameraarbeit passt perfekt dazu. Alles wird eingefangen und als Zuschauer erhält man einen sehr privaten Einblick in das Leben und die Gefühlswelt der drei Schwestern. Annie (Jennifer Lafleur) und Isa (Aleksa Palladino) sind ebenfalls wunderbar geschrieben und die Darstellerinnen harmonieren perfekt miteinander. Persönlich würde es mich nicht wundern, wenn sie alle im realen Leben tatsächlich Schwestern hätten, denn selten haben sich die Beziehungen zwischen so verschiedenen Figuren so in der Realität verankert angefühlt.
So agiert der Film dann auch weitestgehend auf der Gefühlsebene und zieht seine wenigen, dafür aber umso effektiveren Gruselmomente aus einzelnen Bildern, kurzen Begebenheiten und der Verbindung zwischen den Schwestern. Szenen, die in anderen Filmen im Klamauk enden würden, besitzen hier eine emotionale Tiefe und rohen Charakter, der den Zuschauer packt. Das wirkt niemals unangenehm und hinterlässt auch nicht wirklich Angst, es ist einfach nur beklemmend. Die sorgfältige Kameraarbeit bricht alle Barrieren nieder und zieht einen unweigerlich mit hinein in das Geschehen. Und sie liefert einen Twist, der zumindest mir noch in keinem anderen Found Footage Film untergekommen ist, der hier aber nicht verraten werden soll.
So dreht sich in The Midnight Swim alles um die Aufarbeitung der Trauer und den Umgang der Schwestern miteinander. Action oder auch klassischen Horror sucht man hier vergebens. Die Atmosphäre ist dafür so dicht gewoben, dass sie den Zuschauer beinahe erdrückt. Ein leichter Esoterik-Einschlag trägt ebenfalls seine Früchte und sorgt dann auch für ein schlüssiges Ende. Ein beachtliches Erstlingswerk von Sarah Adina Smith, in jeder Hinsicht.
Fazit
The Midnight Swim entpuppt sich als erstaunliches Erstlingswerk der Regisseurin Sarah Adina Smith, die auch das Drehbuch schrieb. Ein emotional tiefgehendes Drama mit Mystery-Einschlag, wohldosierten Gruselmomenten, vor allem aber einer zutiefst realen Beziehung zwischen drei Schwestern, die ihre Trauer aufarbeiten müssen. Sicherlich ein Film, der von der aktuellen Stimmung des Zuschauers abhängt. Doch wenn die Laune stimmt, dann erwartet einen hier ein wirklich außergewöhnliches Werk, das noch eine ganze Weile nachhängen wird.
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