Alarmierende Signale und erste Anzeichen sind das, was man frühzeitig unbedingt ernst nehmen sollte, wenn es um psychische Erkrankungen geht. Wie wichtig es ist, Betroffenen aus dem Freundeskreis oder eigenen Umfeld gegenüber Verständnis zu zeigen, Akzeptanz zu vermitteln und Beistand zu leisten, wird von vielen Menschen oftmals unterschätzt. Persönliche Erfahrungen auf diesem Gebiet musste auch Perry Blackshear laut eigener Aussage machen, als ihm ein Freund mitteilte, er glaube, dass sich die Menschen in seinem Umfeld verändern und in Monster verwandeln würden. Dieses Erlebnis verarbeitete Blackshear in seinem ersten Film als Regisseur und Drehbuchautor.
They Look Like People ist alleine von der Machart her bereits ein ungewöhnliches Werk. Mit herkömmlichen Horrorfilmen hat der Streifen wenig gemeinsam und doch strahlt er die meiste Zeit über eine ganz eigene, andersartige Atmosphäre aus, die den Betrachter immer wieder unbequem erschaudern lässt. Blackshear erzählt die Geschichte von Wyatt, der nach vielen Jahren zufällig auf einen seiner Jugendfreunde trifft. Christian freut sich, dass er seinen Kumpel aus alten Zeiten wiedersieht und nimmt ihn bei sich in der Wohnung auf. Mit Wyatt stimmt allerdings etwas nicht, denn schon in der ersten Szene wird dem Zuschauer offenbart, dass dieser von merkwürdigen Ängsten geplagt wird, die sehr bald noch viel konkretere, unangenehmere Ausmaße annehmen.
Der Regisseur setzt dabei sehr stark auf das Verhältnis zwischen Wyatt und Christian, deren gemeinsame Vergangenheit zwar gar nicht großartig thematisiert wird, die beide aber nach so vielen Jahren doch noch mehr gemeinsam haben, als es zunächst den Anschein hat. Auch Christian, der in seinem stromlinienförmigen Alltag, welcher meist aus routinierten Abläufen wie Arbeit und Sport besteht, wie gefangen zu sein scheint, strahlt etwas Geheimnisvolles aus, das sich nicht eindeutig einschätzen lässt. Die schlichte Optik und eingeschränkten Schauplätze, welche aus dem geringen Budget resultieren, wertet Blackshear mit einem deutlichen Talent bei der Inszenierung auf. Das zeigt sich darin, dass der Regisseur von völlig vertrauten, alltäglichen Momenten urplötzlich und extrem unvermittelt zu beängstigenden Situationen wechselt.
Der Horror in They Look Like People entsteht aus dem Innenleben der Figuren heraus, schleicht sich in das Gewohnte und bringt Unangenehmes zum Vorschein, das man am liebsten verdrängen möchte. Dieses Gefühl, mit dem sich sicherlich die meisten identifizieren können, wenn man glaubt, langsam den Verstand zu verlieren, am Rande des Wahnsinns zu stehen und Dinge zu erleben, die scheinbare Normalität auf einmal in unerklärlichen Terror verwandeln. Blackshear greift es in seinem Werk mehrfach auf und streut in den ansonsten eher gemächlichen Handlungsverlauf einige schier unerträgliche Spannungs- sowie Schreckensmomente.
Hinter all dem, den surrealen Momenten, der nervenzehrenden Klangkulisse und dem ständigen Gefühl der ungewissen Paranoia, steckt in They Look Like People im Kern aber eine Geschichte, in der Warnzeichen psychischer Erkrankungen, unmittelbare Auswirkungen auf die eigene Persönlichkeit und vor allem Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt und Verbundenheit in schwierigen Zeiten der Belastung aufgegriffen werden. In dieser Hinsicht führt der Regisseur seinen Film zu einem ebenso konsequenten wie mitreißenden Finale, in dem sich die Emotionen endgültig in einem markerschütternden Höhepunkt entladen.