Es gibt kaum jemanden, der die berühmte Filmreihe Die nackte Kanone mit Leslie Nielsen nicht kennt. Obwohl der letzte Teil, Die nackte Kanone 33 1/3 bereits im Jahre 1994 herauskam, sind alle drei Teile immer noch sehr präsent. Zumindest für diejenigen, die sich trotz der ganzen Streamingangebote immer noch auf das gute alte Fernsehprogramm verlassen und an den Feiertagen den Fernseher einschalten. Dort laufen Die nackte Kanone Filme hoch und runter und haben durch stetige Wiederholungen einen Kultstatus erreicht. Das alles verdankt man natürlich der herausragenden komödiantischen Leistung von Leslie Nielsen, der die Messlatte für alle seine potenziellen Nachfolger sehr hoch gelegt hat. Kein Wunder, dass es so lange dauerte, bis man die Neuauflage von Die nackte Kanone gedreht hat. Dabei hätte man im Jahre 1982, als die Serie Die nackte Pistole herauskam und nach 6 Folgen wieder abgesetzt wurde, nicht einmal damit rechnen können, dass die Originalfilme Die nackte Kanone gedreht werden. Es erscheint ziemlich ungewöhnlich, dass man die Filme gedreht hat, obwohl die Serie, die von den Ermittlungen des Polizisten Frank Drebin erzählt, die amerikanischen Zuschauer weitestgehend überforderte, weil sie unzählige Gags enthielt, die sich nicht nur im Vordergrund, sondern auch im Hintergrund abspielten.

Die nackte Pistole erforderte daher die volle Aufmerksamkeit, die ihr die amerikanischen Zuschauer nicht geben konnten. Was als Serie nicht funktionierte, schlug als Filmreihe wie eine Bombe ein und bescherte Leslie Nielsen den Ruf des Slapstick-Königs. Die Fußstapfen, die er hinterlassen hat, waren deswegen riesengroß und die große Preisfrage lautet: Ist Liam Neeson (96 Hours) dem Erbe vom Leslie Nielsen gerecht geworden? Und die Antwort, auf die so viele Fans gewartet haben, lautet: „Ja, das ist er!“ Nicht nur seine Initialen L.N passen perfekt, sondern auch die Ernsthaftigkeit, mit der er diese lustige Rolle verkörpert. Alle, die zunächst skeptisch waren und dachten, dass der Non-Stop Schauspieler nur Thriller spielen kann, werden eines Besseren belehrt. Liam Neeson kann viel mehr als das, denn er hat nicht nur eine komödiantische Ader, sondern auch gutes Timing bei den Gags und die Neuauflage von Die nackte Kanone enthält jede Menge davon. Die Gagdichte ist gigantisch und neben den offensichtlichen Running Gags, wie der wiederkehrende Kaffeebecher, gibt es auch noch zahlreiche Wortspiele und Anspielungen auf die Popkultur. Sicherlich zünden nicht alle Gags, aber genauso war es bei der Originalreihe auch und schließlich liegt der Humor immer im Auge des Betrachters.

Nicht nur die Witze sind ähnlich wie bei dem Originalfilm Die nackte Kanone, sondern auch der gesamte Aufbau der Handlung erinnert stark an die Vorlage. Beide Filme beginnen mit einer Schießerei und münden schließlich in eine Liebesbeziehung, die weitestgehend genauso inszeniert ist wie die Liebesbeziehung zwischen Frank Drebin und Jane. Trotz neuer Elemente erkennt man viele Ähnlichkeiten zum Original und Liam Neeson und Pamela Anderson (Baywatch) geben wirklich alles, um mit dem unschlagbaren Pärchen Leslie Nielsen und Priscilla Presley (Das ist Elvis) mithalten zu können und es gelingt ihnen wirklich gut. Die Chemie zwischen den beiden stimmt ohne Frage, nur für eingefleischte Fans der Originalfilmreihe könnte es schwierig sein, die beiden Pärchen miteinander zu vergleichen und wenn sie es doch tun würden, dann könnten sie es nicht abstreiten, dass das Original doch besser ist. Es ist hart, mit solchen Legenden mitzuhalten, doch Liam und Pamela haben sich auf jeden Fall wacker geschlagen und man kann ihre Performance definitiv als Erfolg für beide Schauspieler verbuchen. Gerade für Pamela Anderson ist dieser Film ein großer Schritt auf der Karriereleiter. Bereits mit dem Film The Last Showgirl bewies sie wahre Größe und hat durch ihre Natürlichkeit und ihr Talent überzeugt. Mit der Komödie Die nackte Kanone beweist sie auch noch, dass sie Comedy spielen kann und ebnet sich somit den Weg für weitere Filme in diesem Genre.

Was Die nackte Kanone angeht, bleibt es nur zu hoffen, dass die nächsten Filme mehr Mut zu Individualität zeigen und sich mehr trauen aus dem Schatten der Originalreihe hinauszutreten. Es ist deutlich erkennbar, dass der Film eine großartige und respektvolle Hommage an die Originalreihe erschafft, doch ein bisschen weniger Ehrfurcht vor dem Original könnte echt nicht schaden. Es reicht völlig aus, wenn man so wie in Teil 2 und Teil 3 der Originalreihe mehr Slapstickeinlagen einbaut, doch trotzdem eine individuelle Geschichte erzählt. So ganz wird sich die neue Filmreihe sicherlich nicht von der alten lösen können und das muss sie auch nicht, doch ein paar überraschende Elemente wären wirklich großartig. Das Schöne an der Neuauflage der nackten Kanone sind definitiv die Anspielungen auf die Serie Die nackte Pistole und die beste Anspielung kommt natürlich zum Schluss, deswegen lohnt es sich den Film bis zum Ende anzuschauen und auch beim Abspann mitzulesen, denn auch dieser enthält lustige Gags. Bereits jetzt könnte man behaupten, dass Die nackte Kanone zum Hit des Sommers avanciert und die Kinokassen ordentlich klingeln lassen wird, weil das Publikum lange auf einen Film wie diesen gewartet hat. Der subtile Humor, der in den letzten Jahren en vogue geworden ist, fängt langsam, aber sicher an zu langweilen und es wird wieder Zeit für den gnadenlosen „In your Face-Humor“ und davon hat Die nackte Kanone zum Glück reichlich zu bieten.