Das in den USA lebende, iranische Ehepaar Babak & Neda ist auf dem Heimweg von einem Besuch bei Freunden. Die Stimmung ist angespannt, Babak leicht angetrunken. Auf Drängen von Neda checken sie spontan in einem Hotel ein, um erst am nächsten Morgen weiterzufahren. Doch diese Nacht hat es in sich – und scheint kein Ende zu nehmen.
Babak (Shahab Hosseini, Nader und Simin – Eine Trennung) und Neda (Niousha Noor) sind vor einigen Jahren aus dem Iran in die USA eingewandert und haben dort ihr gemeinsames Glück gefunden. Ihre kleine Tochter macht das Familienbild augenscheinlich perfekt. Doch wie in jeder Beziehung gibt es hier und da gewisse Streitigkeiten; direkte und indirekte Reibungspunkte, die mal mehr, mal weniger deutlich zur Sprache kommen. Nach dem Besuch eines befreundeten Paares knirscht es recht deutlich. Babak hat trotz der ermahnenden Worte seiner Frau etwas zu sehr über den Durst getrunken, setzt sich trotzdem hinter das Steuer. Als dann das Navi aussetzt, Babak die Orientierung verliert und beinah einen Unfall baut ist das Maß voll: Neda überredet ihn, trotz des kurzen Heimwegs für die Nacht ein Hotel aufzusuchen.
Das „Normandy“ liegt nicht unbedingt in einer Vorzeigegegend, aber das soll in der aktuellen Situation egal sein. Erstaunlicherweise ist nur noch eine Suite frei, obwohl man bis auf den etwas merkwürdigen Poitier keine Menschenseele zu Gesicht bekommt. Das mag der späten Stunde geschuldet sein, noch kein Grund für Irritationen. Die beginnen speziell bei Babak jedoch ziemlich rasch. Merkwürdige Ereignisse nehmen ihren Lauf, die ohnehin schon angespannte Stimmung des Paares kippt in gegenseitiges Misstrauen, jeder zweifelt an der Zurechnungsfähigkeit des gegenüber. Nach und nach wird beiden gewahr, dass in diesem Hotel zwar wirklich etwas Außergewöhnliches geschieht, dass der Grund dafür aber bei ihnen selbst zu suchen ist. Und diese Nacht erst enden wird, wenn sie sich diesen totgeschwiegenen Dämonen endlich stellen werden.
Dem iranischen Regisseur Kourosh Ahari gelingt mit The Night schon allein historisch ein wahrer Achtungserfolg, ist es doch der erste US-Film, dem nach der iranischen Revolution 1979 ein Kinostart in seinem Heimatland zuteilwurde. Seine Mixtur aus Haunted Place- und Psycho-Horror kommt dabei auf angenehm altmodischen Wegen daher und besticht durch eine handwerklich versierte Umsetzung. Ohne großartig in die technische Trickkiste zu greifen lebt das Szenario mehr durch sein konstant ansteigendes Unbehagen als durch abrupt aufheulende Jump Scares. Die dunklen, engen Flure des Hotels verwandeln sich Stück für Stück in einen labyrinthartigen Tunnel tief in den Kaninchenbau des Unterbewusstseins, in dem verdrängte Emotionen, Schuldgefühle und verborgene Lebenslügen sich als unerbittlicher Folterknecht offenbaren. Das besitzt in all seiner bemühten Verschachtelung leider längts nichts Überraschendes mehr und dürfte von einem erprobten Publikum nicht nur wegen der sehr aufdringlich gestreuten Hinweise viel zu früh durchschaut werden, um den wohl angepeilten Aha-Effekt richtig ausspielen zu können. Dennoch funktioniert der Film während der Vorführung mitunter sogar ganz hervorragend, so dass der Weg hier eindeutig das Ziel ist. Das mag nicht unbedingt so die Intention gewesen sein, aber besser als nichts. Dadurch besitzt The Night sicherlich nichts wirklich Zwingendes, ist für den Moment allerdings mehr als brauchbar und lässt ein talentiertes Händchen erkennen, von dem man in Zukunft gerne mehr sehen möchte.
Fazit
Trotz aller Ambitionen inhaltlich relativ gewöhnlicher, aber handwerklich ziemlich gut gemachter Psycho-Grusel. Der Film lässt sich zu früh zu tief in die Karten gucken und hat erzählerisch dann keine Asse mehr im Ärmel, versteht es aber den Zuschauer immer genügend bei Laune zu halten, um für kurzlebigen, wenig affektierten Schauer zu sorgen. Nicht perfekt, aber alles andere als lieblos.
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