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Quelle: themoviedb.org

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The Outsider - der Außenseiter - damit ist Nick Lowell gemeint, der als amerikanischer Soldat im Zweiten Weltkrieg in Japan kämpfte und in japanische Kriegsgefangenschaft geriet. Von dort wird der Ex-G.I. mit der Hilfe seines japanischen Zellengenossen, eines Yakuza-Mitglieds, nun entlassen. Wieder in Freiheit schließt er sich daraufhin - als einziger Amerikaner unter Japanern - der japanischen Mafia an und macht sich daran, sich Respekt und einen Ruf zu verdienen, während er versucht, seine Schuld zurückzuzahlen und seinen Weg in der gefährlichen kriminellen Unterwelt zu finden.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Woher er kommt, lässt The Outsider beinahe vollständig im Dunkeln. Was wir wissen, ist, dass Nick Lowell (Jared Leto, Suicide Squad) im Zweiten Weltkrieg in Japan gekämpft hat und irgendwie im Gefängnis von Osaka gelandet ist. Die Geschichte, die Martin Zandvliet (Unter dem Sand) erzählt, interessiert sich nicht für Vergangenheit, obwohl die zeitlich in genau dieser angelegt ist, sondern versucht sich darin, Nick aufzubauen, um ihm eine Zukunft zu ermöglichen. Ihm soll also ein Platz in einer Welt zugewiesen werden, die seinesgleichen einst mit den Abwürfen zweier Atombomben zurück in die Steinzeit geschickt hat. Und genau an dieser Stelle offenbart The Outsider sein Vermögen, hätte Zandvliet hier doch die Reflexion über Schuld, über Reue, über Leben und Tod forcieren können.

Noch konkreter: Er hätte über die Leben erzählen können, die von Beginn an dem Tod ausgesetzt waren. Über die Leben, die quasi aus dem Tod entstanden sind. Aber The Outsider lädt nicht zum Diskurs ein, weil die Auffassung des Regisseurs ein durchweg touristischer ist. Oberflächlich wird hier natürlich die Vereinbarkeit von verschiedenen Kulturen ausgehandelt, aber dem Drehbuch geht es nicht darum, die Kulturen zu verstehen, vielmehr soll die westliche Kultur ihre Machtposition auf ein Neues unterstreichen, wenn Nick sich erst in den Schoß der Yakuza begibt und sich später immer mehr zu einer Autoritätsperson innerhalb des kriminellen Netzwerkes hocharbeitet. Wobei „arbeitet“ hier der falsche Begriff ist, führt man nur einmal vor Augen, wie der Film seinen Protagonisten begreift und in Szene setzt.

Vorbilder für den Ex-GI Nick Lowell waren ikonische Stoiker wie Alain Delon in Der eiskalte Engel oder Ryan Gosling in Drive. Auch Jared Leto wird dazu angehalten, wenige Worte zu verlieren und sich die meiste Zeit über seine Augen zu artikulieren. Im Gegensatz zu Jean-Pierre Melville oder Nicolas Winding Refn aber versteht es Zandvliet wenig bis gar nicht, den Körper als Kommunikationskanal zu definieren, was sich von Minute zu Minute stärker zum Ausdruck bringt, wenn Jared Leto auf Fragen nicht antwortet, sondern nur noch unbeholfen in die Leere starrt. Wahrscheinlich sollte dies dem Mysterium des Mannes in die Karten spielen – und Leto besitzt durchaus ein Gesicht, in welches man eine Geschichte einmeißeln könnte - in Wahrheit aber unterstreicht dieser Umstand nur, dass Nick Lowell schlichtweg nichts zu sagen hat.

Über zwei Stunden muss der Zuschauer nicht nur mit diesem vollkommen unterentwickelten, absolut mechanischen Hauptakteur Vorlieb nehmen, er muss sich auch durch klischierte Fernost-Impressionen schlagen, die sich aus Sumoringern, Kabuki-Theatern und, natürlich, den Yakuza zusammensetzen. Der konsequent in gräuliche Bilder gehüllte The Outsider begreift diesen japanischen Kosmos als fremde Dimension, die es nicht zu verstehen, sondern zu erobern gilt. Und Nick ist der weiße Geist, der ohne Gedanken, ohne Gefühle, ohne Verständnis für Regeln, Traditionen, Rituale und Identitäten nach und nach alles an sich reißt, was sich nicht mit einem sauberen Kehlenschnitt aus der Welt schaffen lässt. Warum er das tut, was ihn antreibt, bleibt im Verborgenen. Vielleicht, weil es seinem amerikanischen Naturell entspricht, weil er besitzen muss, was ihm nicht gehört und zerstören, was ich ihm nicht unterwirft.

Aber das wäre eine interessante Aussage; eine auch als Provokation zu verstehende Position, auf die sich hätte aufbauen lassen. Die etwas über den Menschen, seine Herkunft und die Gepflogenheiten, die die diese ausmachen, aussagen würde. Gedanken, mit denen sich das Publikum beschäftigen könnte, verweigert sich The Outsider jedoch kategorisch. Er ist handwerklich absolut solide, aber inhaltlich ein intellektuelles Brachland der Anregungen. Eine Bankrotterklärung von Sinn und Sinnstiftung. Stattdessen gibt es gelegentliche Gewaltspitzen, eine (natürlich) langjährige Fehde zwischen zwei Yakuza-Familien und reichlich Struktur- und Konturlosigkeit. Wer sich die letzten Veröffentlichungen vom marktführenden Streamingdienst Netflix ebenfalls angesehen hat, der weiß (leider) inzwischen ungefähr, was ihn erwartet: Eine seltsame Ziellosigkeit. Egal, wie hoch das künstlerische Potenzial auch sein mag. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Martin Scorsese mit The Irishman diesem Trend nicht beugt.

Fazit

Die nächste Niete aus dem Hause Netflix. Vielversprechende Künstler konnten erneut vor und hinter der Kamera gewonnen werden, das Ergebnis allerdings enttäuscht auf ganzer Linie. "The Outsider" entführt uns in ein von touristischen Vorstellungen geprägtes Japan und liefert uns eine unterentwickelte Hauptfigur, bei dessen Charakterisierung offensichtlich Rätselhaftigkeit mit Stillstand verwechselt wurde. Inhaltlich hätte "The Outsider" die Möglichkeit gehabt, einen Diskurs über Kulturen, über Schuld und Reue anzustreben, aber für anregende Gedankengänge interessiert sich der Film zu keiner Zeit. Stattdessen bemüht er das Bild des Weißen, der eine ihm fremde Kultur erobert, anstatt sie erst einmal verstehen zu wollen.

Kritik: Pascal Reis

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