„Hey Mann, behalt‘ mal die Kacke im Arsch!“
Man muss das italienische Genrekino einfach lieb haben. Auch wenn es manchmal nicht ganz so einfach ist und speziell die 80er nicht unbedingt sein qualitativ hochwertigstes Jahrzehnt war. In den 60er und vor allem 70er wurden dort ganz eigene Sub-Genre kreiert, in den 80ern eigentlich überwiegend billige Rip-Offs erfolgreicher US-Filme rausgehauen. Genau so eine Granate ist The Riffs - Die Gewalt sind wir, der sich ganz unverblümt bei den kurz zuvor erschienenen Kultstreifen Die Warriors von Walter Hill oder Die Klapperschlange von John Carpenter bedient. Alles sehr ähnlich, alles wesentlich günstiger und ganz oft an und über der Grenze, an der man sich fragt, ob die das da wirklich ernst meinen, nicht besser konnten oder ihr LSD nur mit Chianti oder gleich mit Grappa runtergespült haben.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Ann (Stefania Girolami Goodwin, The Last Jaws – Der weiße Killer), ein Mädchen aus sehr gutem Hause, das die Schnauze voll hat von ihrem High Society-Leben und genau weiß, dass sie ab ihrem ins Haus stehenden 18. Geburtstag als Erbin eines Multimillionen-Dollar-Unternehmen ausschließlich von dessen mächtigen Teilhabern instrumentalisiert werden soll. Sie flüchtet in die Bronx – einem Ort, der im futuristischen New York des weit entfernten Jahres 1990 (die Älteren werden sich erinnern) eine Moloch ist, den die Justiz längst aufgegeben und sich selbst überlassen hat. Dort fällt sich zunächst den gefährlichen Rollers in die Hände. Ganz in Weiß gekleideten Mannsbildern auf Rollschuhen und mit Hockeyschlägern bewaffnet, wenn das keinen Eindruck schindet. Die Rettung naht jedoch auf dem Fuß mit den Riffs. Harten Bikerboys in Lack und Leder mit Totenkopf-Nachtlichtern auf der Mühle, angeführt von dem furchtlosen…Trash. Ja, der heißt wirklich so und wird einzigartig verkörpert von Eintagsfliege Mark Gregory, der außerhalb des The Riffs-Universum vielleicht einigen noch als indigener Rambo-Verschnitt Thunder bekannt sein könnte. Wer den kennt, wird in etwa einschätzen können, was einem hier jetzt die nächsten 90 Minuten bevorsteht.
Besagter Trash stolziert konstant durch die Gegend, als würde er auf dem Catwalk der Fashion Week den Fetisch-Retro-Trend vorstellen wollen. Unfassbar, hatte der High Heels in den Stiefeln an? Aber selbst auf dem Bike mit einer unnatürlichen unbequemen Körperhaltung. Man könnte glauben, er hat erst letzte Woche laufen gelernt und möchte jetzt bloß alles richtig machen. Der Knaller. Hat man das einmal im Auge, springt es einem den ganzen Film penetrant ins Gesicht. Naja, auf jeden Fall wird Ann nun die neue Squaw von Häuptling Trash und seiner wilden Horde, was wiederum die gierigen Geldsäcke aus Manhattan auf den Plan ruft. Die wollen ihren goldene Gans wiederhaben und eröffnen die Jagd. Dabei wird ordentlich Zwietracht gesät und ein Bandenkrieg mit den von The Ogre (sau-cool wie immer: Fred Williamson, From Dusk Till Dawn) geführten Tigers angezettelt. Dazu kommt noch Verrat in den eigenen Reihen und selbst Kannibalen lauern in irgendwelchen Bauruinen in der Bronx, wieso auch nicht?
Uff. The Riffs – Die Gewalt sind wir ist natürlich ganz, ganz grober Unfug und mitunter einfach nur hemmungslos bescheuert, aber er macht wirklich Freude. Eben weil er so ist, wie er ist und man selbst wirklich unsicher, in wie fern gewisse Dinge (mal) wahrgenommen werden sollten. Da versammeln sich so viel unverschämt doofe Ideen, billige Kopien und skurrile Details, übliche Bewertungskriterien greifen bei so was selbstverständlich überhaupt nicht. Allein Mark Gregory ist dermaßen absurd in seinem Auftreten, dazu gesellen sich noch allerlei herrlicher Kleinigkeiten. Dieses Trainingscamp der Rollers beispielsweise, in dem eigentlich nur weiß angemalte Autoreifen hängen und man scheinbar zu Entspannung Trampolin springen darf. Oder der Stützpunkt der Tigers, mit Zebra-Fellen an den Wänden (selbst gejagt im Großstadtjungel?) und vollgerammelt mit dem billigsten Pimp-Plunder, eine Augenweide des schlechten Geschmacks. Dazu angereichert mit viel schlampig inszenierter und expliziter Gewalt, allerlei Nazi-Symbolik (warum auch immer) und einer peitschenden Domina-Amazone. Super. Fehlt eigentlich nur noch Laura Gemser, hatte die nichts passendes zum Aus…ähm, Anziehen?