Karsh, ein prominenter Geschäftsmann um die 50 ist nach dem Krebstod seiner Frau untröstlich. Doch mittels der durch ihn selbst entwickelten Erfindung GraveTech können Hinterbliebene ihre Toten auch in den Gräbern betrachten und den körperlichen Verfall miterleben. Eines Nachts werden mehrere GRäber, darunter das seiner Frau, geschändet. Marsh macht sich auf die Suche nach den Verantwortlichen.
“How dark do you want to go?”, fragt Vincent Cassels (Fiasko) Bestattungsunternehmer Karsh stellvertretend für David Cronenberg (Crimes of the Future) in dessen makaberen Memento Mori. Das führt den charakteristischen Body-Horror des kanadischen Regisseurs und Drehbuchautors zu neuen Höhen und Tiefen. Zweite sind nicht nur die Abgründe emotionalen und erotischen Verlangens, sondern die des Grabes. Dort liegt Krashs Frau Becca (Diane Kruger, Marlowe), verstorben an einer bösartigen Krebsform und verstümmelt von zwielichtigen Ärzten. Einem solchen unterliegt Krash bereits in der Eröffnungsszene.
Ein bizarrer - aber was ist nicht bizarr in diesem futuristisch-fetischistischen Phantasma? - Dialog mit seinem Zahnarzt, der erklärt, die Trauer würde Karshs Zähne angreifen. Die physische Parallel für einen buchstäblich verzehrenden Schmerz trifft als symbolisch Signifikant auch Beccas Leichnam. Die beobachtet der pathologische Protagonist durch die selbstentwickelte GraveTech Kameratechnologie und den titelgebenden Totenhemden beim im Sarg. Seine Aussage, er würde dort gern mit ihr liegen, ist noch nicht der drastischste Verweis auf das übergreifende Motiv nekrophilen Verlangens.
In Post-Mortem-Peepshows synthetisiert, ist sie die faszinierendste Facette der ungelenk zwischen Science-Fiction, Sexualdrama, Satire und Schauermärchen oszillierenden Inszenierung. Deren elegischer Soundtrack, gedämpfte Farbpalette und Zen-Design kontrastieren mit den abstrusen Auswüchsen der Handlung. Darin erscheint Becca ihrem Gatten als ihre Zwillingsschwester Terry, sexy Succubus und App-Avatar Hunny. Letzte ist involviert in eines mehrerer Komplott-Konstrukte, die tröstende Erklärungen für die Sinnlosigkeit des Verlusts liefern sollen. Eine der komplexen Metaphern, die leicht in der voyeuristischer Verführungskraft verloren gehen.
Fazit
Schwermut, Sinnlichkeit und Sarkasmus vereinen sich zu einer morbiden Melange aus unfreiwilliger Parodie, Psychodrama und Paraphilie-Porträt. Deren verworrener Plot kollabiert unter der Überzahl düsterer Motive und unterentwickelter Nebenhandlungen. Doch all dies scheint verzeihlich bei diesem wohl persönlichsten Film David Cronenbergs, der darin den Tod seiner zweiten Frau 2017 verarbeitet. Eine bestechende Atmosphäre stygischer Schwermut und kafkaesken Kummers verleiht den skurrilen Szenarios den grotesken Reiz eines cineastischen Kuriositätenkabinetts, das selbst ein Friedhof nekroter Ideen ist.
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