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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

June und Jennifer Gibbons sind eineiige Zwillinge und unzertrennlich. Die beiden Mädchen kommunizieren nur miteinanander in geheimen Codes, die Außensehende nicht verstehen. Eine gefährliche Abhängigkeitsbeziehung wächst über die Jahre, in denen die Mädchen immer tiefer in ihrer eigenen Welt versinken. 

Kritik

Die realen Begebenheiten, die Agnieszka Smoczyńska (The Lure) in einen manischen Höhepunkt der Cannes-Sektion Un Certain Regard verarbeitet, liefert Stoff für Albträume - und die Basis zahlloser Podcasts, Creepy Pastas und Top-Listen unheimlicher Fakten. Eineiige Zwillinge sind per se schongruselig, aber gegen June und Jennifer Gibbons wirken die Mädchen aus dem Overlook Hotel wie harmlose Spielkameradinnen. Die Zwillies, wie ihre Familie die unzertrennlichen Schwestern nennt, kommunizieren von Kindheit an ausschließlich miteinander in Geheimsprache und versteckten Gesten.

June (Letitia Wright, Sing) und Jennifer (Tamara Lawrance, Infiltration) kleiden und frisieren sich identisch, bewegen sich synchron, essen penibel aufgeteilte Portionen und reagieren auf ihr Umfeld apathisch. Den Protagonistinnen wirken in den tristen Kleinstadtkulissen des Wales Anfang der 80er wie eine Person mit ihrem Spiegelbild. Aber wer von beiden ist das? Der für Doppelgänger-Geschichten klassische Kampf um Individualität und Selbstkontrolle bestimmt die pathologische Abhängigkeitsbeziehung im Zentrum der Inszenierung, die regelmäßig in die Phantasiewelt der Titelfiguren abtaucht. 

Diese Vorstellungswelt geprägt von naivem Wunschdenken, unterdrückter Aggression und Verlustängsten ist ein grellbuntes Gegenbild der in deprimierenden, kalten Nuancen erstarrten Realität. Jeder Hauch Harmonie ist auch dort eine Scharade: mal groteskes Stoffpuppentheater in Stop-Motion-Stil, mal bedrückend wirklichkeitsferner Wunschtraum von Romantik und Ruhm als Autorinnen. Den Weg aus der berüchtigten Broadmoor-Anstalt in ein eigenständiges Leben können sie nicht gemeinsam gehen. Doch wie jemandem entkommen, den man bei jedem Blick in den Spiegel sieht?

Fazit

Die gruseligen Tatsachen hinter Agnieszka Smoczyńskas Studie einer zerstörerischen Folie à deux ist wie geschaffen für einen Horrorfilm - den die polnische Regisseurin bewusst verweigert. Obwohl ihr zwischen bedrohlichen Puppentrick-Sequenzen, ironischer Theatralik und düsterem Zeitkolorit pendelndes Psychodrama reichlich bizarre Motive, unheimliche Geschehnisse und angstbesetzte Schauplätze bietet, fokussiert sie stets die menschlichen Aspekte einer schmerzhaften Loslösung. Basierend auf Marjorie Wallace Sachbuch und persönlichen Schriften der Gibbons-Schwestern entsteht ein emphatisches, tragikomisches Doppelporträt von Identitätsverlust und Isolation.

Kritik: Lida Bach

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