Inhalt
Er gilt als einer der modernsten Tower der Welt: Das exklusive Tower Sky mitten in Seoul – ein wuchtiger 400-Meter-Gebäudekomplex aus Stahl, Beton und Glas. Als das Gebäude schließlich feierlich eröffnet werden soll, hier vor allem für die Reichen und Schönen, verwandelt sich jedoch die Partystimmung der White Christmas-Gäste in den oberen Stockwerken schnell in nackte Angst, als ein Hubschrauber in das Hochhaus rast. Die folgende Explosion zerstört ganze Stockwerke und Feuer breitet sich unerbittlich in den Korridoren aus. Abgeschnitten durch ein unaufhaltsames Flammenmeer, versuchen die panischen Überlebenden (u.a. Mina Cho sowie Sang-kyung Kim) sich mit allen Mitteln einen Weg nach unten freizukämpfen. Währenddessen setzen verzweifelte Feuerwehrmänner (u.a. Sul Kyung-gu) alles daran, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Die Lage scheint allerdings aussichtslos …
Kritik
Wer jetzt bei der Beschreibung unweigerlich an den 1974er Genre-Klassiker Flammendes Inferno mit Steve McQueen, Paul Newman sowie Faye Dunaway denken muss, liegt gar nicht mal so verkehrt. Immerhin mussten sich auch damals einige Partygäste aus einem brennenden Wolkenkratzer befreien, aus dem es scheinbar kein entkommen mehr gibt. Der Südkoreanische Blockbuster The Tower von Regisseur Ji-hoon Kim (Sector 7″) wirkt so auf den ersten Blick wie eine aktualisierte Version der damaligen Katastrophe. Mehr als 4 Millionen Zuschauer in Südkorea sowie ein hohes Budget, zeigen indes allerdings einen wahren Action-Trip, der sich gegenüber seinem Genre-Veteranen nicht zu verstecken braucht. Der Kampf der Feuerwehr, Klassenunterschiede sowie ein teils kitschiger Humor, sorgen schließlich dafür, dass sich das Werk Eigenständig anfühlt. Jedoch gibt es hier auch gleich einige der Schwachpunkte, die dafür sorgen, dass der Kampf um Tower Sky an vielen Stellen sein Potenzial verliert. Denn so visuell beeindruckend das Flammenmeer auch daher kommt und so dramatisch die Flucht aus dem Gefängnis aus Stahl und Glas auch erscheinen mag, eine Menge unpassender Slapstick-Humor, viele Klischees sowie ein teils nicht zu ertragener Pathos (gerade bei den Feuerwehrleuten), sorgen dafür, dass der Katastrophenfilm nur bedingt im Gedächtnis bleibt.
Dabei ist der gewählte Anfang von Regisseur Ji-hoon Kim durchaus gut gedacht: Mit einer Menge Geduld bereit sich so The Tower auf seine drohende Katastrophe vor. Denn erst nach 34 Minuten kommt es überhaupt zum Unfall, sodass die Action-Einlagen starten können (und dies mit einem gewaltigen Knall). Genug Zeit also, um sich auf die Charaktere zu konzentrieren, hier besonders Sicherheitsexperte Dae-ho (Sang-kyung Kim), sodass kommende Spannung und Dramatik garantiert sind. Kleine Humoreinlagen sowie eine visuelle Pracht runden das Gezeigte hierbei angenehm ab. Startet dann allerdings der Überlebenskampf der Protagonisten, rücken nicht nur die Figuren teils arg in den Hintergrund (was dafür sorgt, dass ihr Ableben teils unbeeindruckt registriert wird), sondern auch der weiterhin aufkeimende Humor erweist sich als regelrechter Stimmungskiller. Die Geschichte selbst bleibt unterdessen seiner Tradition treu: So gibt es nicht nur einen großen Fehler in der Konstruktion, sondern auch die Vorgesetzten wollen von diesem nichts wissen. Erfrischend ist dagegen der offenbarte Klassenkampf, der darin mündet, dass die Feuerwehr zuerst die Privilegierten retten muss. Eine gute Gesellschaftskritik, die an vielen Stellen passende Momente bietet, jedoch letztlich nicht konsequent bleibt. In Sachen Action indes, kann sich The Tower dagegen vollends von seiner besten Seite offenbaren.
Besonders das Feuer, eine Mischung aus digitalen Effekten sowie echtem Feuer, kann sich mehr als sehen lassen und präsentiert adrenalingetränkte Action, die auch nicht davor zurückschreckt, den Tod in seiner kompromisslosen Pose zu zeigen (Stichwort Fahrstuhl bei einem Brand). Eine Menge Explosionen, Backdrafts sowie hochbrisante Feuerwehreinsätze, sorgen zudem, dass für genügend Abwechslung garantiert ist. Zudem ist das Budget so hoch gewählt, dass gerade der visuelle Stil zu jeder Zeit eine Pracht darstellt. Die Feuerwehr selbst, bleibt unterdessen jedoch eines der letzten großen Schwachstellen von The Tower. Denn wenn die Lebensretter mit Hurra-Posen durch die gefährlichsten Situation springen, Eigenschutz einfach aufgeben und sich wie Superhelden positionieren, wirkt dies nicht nur unglaublich pathetisch, sondern auch oftmals arg lächerlich. Besonders die vielen Dialoge sowie das mehr als vorhersehbare Finale, sorgen so für ein klares Kopfschütteln.
Fazit
Für Fans von Katastrophenfällen ist "The Tower" ohne Kompromisse ein klares Pflichtprogramm. Wer jedoch einzig Gute spannende Action erwartet, wird etwas enttäusch werden. Zu viele Pausen, zu viel Kitsch sowie eine Menge Pathos sorgen dafür, dass die Stimmung mehr als nur einmal kippt. Zwar bleibt der Überlebenskampf ein klarer Hingucker, doch etwas mehr Ernsthaftigkeit sowie Bodenständigkeit, hätten dem Film von Regisseur Ji-hoon Kim keineswegs geschadet. Was bleibt ist jedoch ein guter Action-Blockbuster, der ein zeitgemäßes "Flammendes Inferno" offenbart, welches Fans gefallen sollte.
Autor: Thomas Repenning