Wir schreiben das Jahr 1991, der 5. März ist zum Greifen nahe, das Ende des zweiten Golfkrieges bahnt sich an, doch der Schrecken findet nur auf dem Papier seinen offiziellen Abschluss. Three Kings – Es ist schön König zu sein gehört zu den Filmen, die den zweiten Irak-Krieg nicht auf der Hochphase empfangen, sondern die Katerstimmung danach beschreiben. Die erste Szene steht quasi symptomatisch für die damalige Operation Desert Storm: Ohne eine genaue Kenntnis darüber zu besitzen, gegen wen oder was man überhaupt kämpfen soll, erschießt der US-amerikanische Soldat Troy Barlow (Mark Wahlberg, Transformers 4: Ära des Untergangs) einen Kameltreiber. Der Grund: Mit seiner Kalaschnikow in der Hand sah der junge Mann aus der Ferne durchaus verdächtig aus. Die Scham über diesen sinnlosen Abschluss aber macht sich im nächsten Moment in seinem Gesicht breit, während das Gelächter seiner Kameraden an Lautstärke gewinnt.
Schon hier offeriert Regisseur David O. Russell (Silver Linings) dem Zuschauer die Frage: Wenn man nicht weiß, wer der eigentliche Feind ist, warum zieht man überhaupt los? Selbstverständlich war der zweite Golfkrieg eine Luft-, Boden- und Medienschlacht um das schwarze Gold: Allen Beteiligten ging es um einen geregelten Ölfluss. Und Saddam Hussein, Befehlshaber des Iraks, der in jenen Tagen bereits die seit Jahrhunderten beständige Blutfehde zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden befeuerte, die auch heute noch durch die Gewalt des, zum Beispiel, Islamischen Staates tagtäglich in den Nachrichten Diskussionsgegenstand ist, wurde dabei zum personellen Bindeglied einer Kampfhandlung, die sich in erster Linie durch Konfusion und Unverständnis auszeichnete. Kriegsverbrechen sammelten sich, Menschenrechtsverletzung standen an der Tagesordnung und die amerikanische (geschmierte) Berichterstattung brüstete sich weiterhin damit, den alliierten Truppen einen chirurgisch-sauberen Eingriff nachzusagen.
Three Kings – Es ist schön König zu sein akzentuiert den Umstand, dass ein Krieg niemals vorbei ist: Nur, weil es keine Toten mehr in Gefechten geben mag, so sind Körper und Geist durch die destruktive Kraft des Krieges doch für allezeit vergiftet. Dies veranschaulicht David O. Russell anhand der Soldaten Archie Gates (George Clooney, Michael Clayton), Chief Elgin (Ice Cube, 22 Jump Street), Conrad Vig (Spike Jonze, Wo die wilden Kerle wohnen) und dem eingangs erwähnten Troy Barlow, die eigentlich auf ihren Abmarsch warten, aber doch noch von der Raffgier getrieben werden, Saddam Husseins Bunker zu stürmen und seine Goldkantillen im Wert von mehreren Millionen US-Dollar einzusacken, um eine finanziell gesicherte Zukunft für sich zu erzwingen. Natürlich verstummt die Abenteuerlust der Männer schnell, die Euphorie ebbt ab, der Spaß am bunten Treiben versiegt. Denn nicht der mögliche Reichtum wird den Männern vor Augen führen, sondern hilflose Menschen, die weiterhin in Angst und Unterdrückung leben müssen, wenn die Amerikaner schon längst wieder abgezogen sind.
David O. Russell beweist dabei vor allem seine tonale Wandlungsfähigkeit: Vordergründig erscheint Three Kings – Es ist schön König zu sein wie eine verwegen-temporeiche Groteske, die mit (über-)stilisierten Bildern, einer hektisch-vibrierenden Montage und reichlich Coolness im Gepäck durch die Verwendung von poppigen Schauwerten auf die damaligen Wirrnisse in Kuwait aufmerksam machen möchte. Russell aber findet immer wieder diese entscheidenden, reflektierten Augenblicke, die die Protagonisten davor bewahren, zu Karikaturen zu verkommen: Angesichts der vorherrschenden Zustände versteinern die Minen der sonst so abgeklärten Soldaten. Ohnmacht macht sich breit; der Drang, den Menschen zu helfen, anstatt das eigene Ego zu streicheln. Der Spielplatz für Bekloppte, die einfach nur mal Krieg spielen wollen, hat geschlossen. Und da macht Three Kings – Es ist schön König zu sein immerhin ersichtlich, dass die Männer sich vielleicht immer noch nicht über das große Ganze bewusst sind, sie aber eine Sache gelernt haben: Krieg ist niemals blütenrein. Er ist immer schmutzig.