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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

1982 wurden sechs ländliche Gemeinden in den Vereinigten Staaten darüber informiert, dass der gesamte nukleare Abfall des Landes möglicherweise für immer unter ihnen vergraben werden könnte. Jedes potentielle Endlager wurde von Wissenschaftlern und Bürokraten des Energieministeriums in einem Prozess, der auf Bestürzung und Widerstand stiess, genauestens überprüft. Eine packende Anklage, die Physik, Geologie und Demokratie miteinander verflicht.

Kritik

70.000 Tonnen. Eine Masse dieser Größenordnung lässt sich kaum vorstellen. Aber sie existiert. Es der nukleare Abfall der USA, der weiter strahlt, mindestens für die nächsten 10.000 Jahre. Auch diesen Zeitraum kann ein Mensch schwer erfassen. Doch jene surreale Faktoren sind Teil der Gleichung, um die dystopische Dokumentation kreist. Physik und Politik, Geologie und Gemeinwohl, Demokratie und Diskriminierung treffen aufeinander vor dem endlosen Panorama eines zukünftigen Niemandslands. Filmische Fragmente einer alptraumhaften Americana.

1982 wurde das US Department of Energy durch Verabschiedung des Nuclear Waste Policy Acts mit der langfristigen geologischen Einlagerung des am stärksten radioaktiv versuchte Abfalls der Nation beauftragt. Ein Radiobericht, der den Prolog begleitet, nennt es einen Wettbewerb, den alle verlieren wollen. Ein halbes Dutzend ländlicher Gemeinden sind im Finale für die nukleare Endlagerstätte. Ein solches Depot ist ein Todesurteil; auf grausam wörtliche Art. Für die betroffenen Anwohnenden kam die Nachricht als ein stiller Schock. 

Carter besucht jeden der einzelnen Orte in Nevada, Utah, Texas, Louisiana, Mississippi und Washington State, wo die Vorauswahl tiefe Spuren hinterlassen hat. Kommunale und individuelle Biografien evozieren Gefühle und Gefechte von Gemeinschaft in markantem Kontrast zu den seelenlosen Studien und abstrahierten Berichten über diese Stätten. Die persönlichen Erinnerungen und die kollektive Bindung der Menschen an diese Orte enthüllt die Gleichgültigkeit lobbyistischer staatlicher Institutionen gegenüber dem Gemeinwohl und die Verachtung einer totalitären Technokratie für ökologische Schätze.

Einzelschicksale wie das eines Fossilien-Sammlers oder eines indigenen Aktivisten erzählen vom lautlosen Verfall ihrer Wohnorte, aber auch von unbeirrbarem Widerstand gegen das Vorhaben. Dessen Planung beinhaltete die Untersuchung der potenziellen Lagerstätten durch Forscher*innen und Verwaltungsbeauftragte. Doch nirgends in den auszugsweise verlesenen Originalunterlagen werden die humanistischen Folgen beachtet. Umso weiter Carter in die Materie vordringt, umso mehr offenbart sich die wissenschaftliche Frage zu einer um Rassismus, Kolonialismus und Klassismus. Die Vorauswahl wird zum Spiegel sozialstruktureller Stigmatisierung. 

Fazit

8.0

Archivmaterial, Privatdokumente, Originalaufnahmen, Computerkonstruktionen und Interviews verdichten sich zu einem fesselnden dokumentarischen Diagramm, das die existenziellen Auswirkungen der Endlager-Entscheidung einfängt. Innovative Bildmittel wie Infrarot-Aufnahmen und audiovisuelle Collagen schaffen eine unheilvolle Überlagerung von Futurismus und Revision. Regisseur Casey Carters düstere Chronik fängt gleich eines soziologischen Seismographen die generationsübergreifenden Auswirkungen einer fundamentalen Erschütterung ein. Das offene Ende der Suche erinnert bedrückend an die verscharrten Verbrechen der US-amerikanischen Geschichte und enthüllt den Mythos der amerikanischen Landschaft als kolonialistischen Konstrukt. 

Kritik: Lida Bach

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