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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Brasilien 1899, kurz nach Abschaffung der Sklaverei: Nach dem Tod ihres letzten Hausmädchens wissen die drei Frauen der Soares-Familie, die im schnell wachsenden São Paulo leben, nicht weiter. Einst Besitzerinnen einer Kaffeeplantage, stehen sie nun am Rand des Ruins und versuchen, sich mühsam an die neuen Verhältnisse anzupassen. Gleichzeitig wird die Nascimento-Familie, ehemals Sklaven der Soares, mit einer Gesellschaft konfrontiert, in der für die Befreiten kein Platz ist.

Kritik

Die Geister der Vergangenheit sind die wahren Protagonisten des allegorischen Schattenreichs, in dem Regie-Duo Marco Dutra (Gute Manieren) und Caetano Gotardo seine Figuren und das Kinopublikum gefangen hält. Menschen werden zu Gespenstern und Gespenster zu wandelnden Symbolen einer gespaltenen Nation im Bann ihrer kolonialherrschaftlichen Geschichte. Während die frühere Elite, repräsentiert durch die drei Frauen des einst wohlhabenden Soares-Klans, sich verbissen an die Vergangenheit festkrallen, kämpfen die anderen verzweifelt darum, sich ihrem gewaltsamen Griff zu entziehen.

Räume stehen in der symbolistischen Spuknovelle für psychosoziale Zustände, in denen sich das weibliche Figurenensemble verbarrikadiert. In ihrem abgezäunten Anwesen in Sao Paolo konserviert die ergraute Plantagenbesitzerin Dona Isabel (Thaia Perez, Aquarius) mit ihren erwachsenen Töchtern Ana (hypnotisch: Carolina Bianchi) und Josefina (Alaíde Costa, Milton Nascimento) eine Ära durch Unterdrückung und Ausbeutung erlangter Privilegien. Ihre selbstmitleidige Idealisierung ihrer von Sklaventreiberei besudelten Familiengeschichte ist überdeutlicher inszenatorischer Fingerzeig zur Gegenwart, die das historische Setting des anbrechenden 20. Jahrhunderts sukzessive verdrängt.

Die jüngeren politischen Entwicklungen im Heimatland der Filmemacher überschatten die zeremoniell wiederholten Schachzüge rassistischer Erniedrigung und sozialstruktureller Repression. Offiziell ist die Sklaverei abgeschafft, doch für die einer Sklavenfamilie entstammende Ina (Mawusi Tulani) und ihren jungen Sohn Joao (Agyei Augusto) manifestiert sich weiterhin in Form erschwerten Bildungszugangsund wirtschaftlicher Benachteiligung. Die systematische Diskriminierung erhalten die Soares-Frauen als Vertreterinnen von Klerus, Altadel und pseudo-progressivem Bildungsbürgertum eisern am Leben, mögen sie selbst auch lange tot sein.

Fazit

Historiendrama und Schauergeschichte verlöten Marco Dutra und Caetano Gotardo zu magisch-realistischer Gesellschaftsanalyse. Ihr psychologisches Gespensterstück ist eine unablässig wiederholte Mahnung an die junge Generation vor tückischen Versprechungen von Nationalpopulismus und Reaktionären. Diese locken mit Bildungsbevorzugung, Europäisierung und sozialem Status. Alles zu seinem Preis, sei es Aufgabe der eigenen Kulturtradition oder des Lebens, dessen die Nachkommen der Unterdrückten in der plakativ involvierten Gegenwart nicht sicher sind. Die gestrigen Gespenster warten unterdessen nur auf ihren Moment.

Kritik: Lida Bach

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