Inhalt
Die rebellische Teenagerin Denise, dieseit ihrer Kindheit bei einer Pflegefamilie aufwächst, vermutet dass ihr Vater nicht tot ist, sondern entführt wurde. Zusammen mit derlokalen Vereinigung UFO Sweden, die sich mit übernatürlichenPhänomenen beschäftigt, begibt sie sich auf ein riskantesAbenteuer, das sie weit über die Grenzen der Gesetze hinaus in eineWelt des Unerklärlichen bringt.
Kritik
Nostalgischer 80er-Flair, rätselhafte Phänomene und haufenweise blinkende Lichter: Was das Publikum vor einigen Jahren zur Netflix-Serie Stranger Things und somit ins von Unheil bedrohte Hawkins führte, nutzt UFO Sweden nun als Einladung in eine schwedische Kleinstadt, die von ähnlichen Merkwürdigkeiten heimgesucht wird. Kopf steht in Victor Danells aktuellen Spielfilm jedoch nur das Leben von Denise, die nach dem Verschwinden ihres Vaters dessen Neugier und Drang zur Erforschung weiterleben lässt. Ihrer abenteuerlichen Spurensuche folgt die europäische Produktion in einer diverse Genreelemente aufwärmenden, aber charamanten und handwerklich überzeugend umgesetzten Geschichte.
Da sind die mysteriösen Gravitationsschwankungen, die kleine Gruppierung, die von vielen Seiten belächelt wird, die skeptische Polizistin, geheime Aufzeichnungen und streng bewachte Regierungsgebäude, auf- und abblendende Leuchtkörper sowie der musikalische und in Details der Ausstattung eingearbeitete Retrocharme – kurzum vieles, was nicht nur Stranger Things, sondern auch diverse andere Filme á la J.J. Abrams (Star Trek) Super 8 aufgriffen haben. UFO Sweden setzt sich in die Kerbe der gelegentlich aber nie aufdringlich mit nostalgischer Süße verklärten Zeitreisen, die weder die Geschichten noch das Genre bahnbrechend weiterentwickeln oder neu erzählen, einzelne Elemente jedoch zumindest variieren.
Die sich unter dem titelgebenden Namen versammelnde Gruppierung UFO Sweden ist nicht frei von Klischees, mit den schrulligen Figuren aber auch nicht gnadenlos überzeichnet, eher faktentreu und gewissenhaft in ihrer Arbeit und nicht panisch oder plump verschwörungsmythologisch. Treibkräfte der Handlung sind zudem oft die weiblichen (Haupt-)Figuren, allen voran die von Inez Dahl Torhaug unstillbar dargestellte Protagonistin, während männlichen Akteure auch einmal den Kaffee servieren dürfen. In erster Linie Fans des Genres bietet UFO Sweden hierin eine zuverlässige Alternative zu US-amerikanischen Vorlagen und Variationen, die allerdings keine ihrer Figuren übermäßig ausbaut oder die Handlung mit komplexen philosophischen Gedankengängen ausschmückt.
UFO Sweden ist Mysterykino ohne ausufernde Actionsequenzen, ohne Invasionsgeschichte und ernsthafte Wissenschaftsanleihen, sondern mit charmanten Figuren in stimmungsvoll eingefangenen Nachforschungen, deren Entwicklungen zum Ende die Ambitionen der Geschichte übersteigen. Die stets zugrundeliegende Vater-Tochter-Geschichte eifert zwar dem Ausmaß jener Nolans Interstellar nach, ist jedoch selten so wirkungsvoll, wie es die Musik einfordert. Selbiges gilt für die Bilder des übersteigerten effektvollen Schlussakts, der sich in den häufig kurzweiligen und Logik-Zugeständnisse an seine Gattung nicht verschleiernden Genrespaß eher wie ein unnötig aufgeblähter Fremdkörper einfügt.
Fazit
Stimmungsvolles wie wagnisarmes Mystery- und Science-Fiction-Kino aus Nordeuropa, welches die Liste an in Filmen behandelten Kleinstädten , die von außergewöhnlichen Phänomen heimgesucht werden, um das schwedische Norrköping ergänzt. „UFO Sweden“ ist innerhalb des Genres zwar nicht so aufsehenerregend wie die seltsamen Ereignisse in der verschlafenen Kleinstadt, aber routiniert gefilmt und vertraute Kost für Genrefans.
Autor: Paul Seidel