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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Welche Gesichter verbergen sich hinter den Rauchfackeln und Bannern, die die Stadien in ein Farbenmeer tauchen? In Ultras wirft die Filmemacherin, die auf den Stadionrängen gross geworden ist, einen neuen Blick auf die Ultra-Fankultur – fernab der negativen Klischees, die in den Medien und der Politik oft hochkochen.

Kritik

“Es gibt keinen Grund, Angst zu haben.”, sagt eine der fanatischen Fußball-Fans, denen Ragnhild Ekner ihren zweiten Dokumentarfilm widmet. Die titelgebenden Hardcore-Fans mögen mit ihren Trommeln, Flares und grölenden Gesängen einschüchternd wirken, doch ihre Begeisterung sei eine rein positive. Dieses Bild jedenfalls entwirft die schwedische Regisseurin, die selbst zu den titelgebenden totalitären Fans zählt. Ihr Panorama von jubelnden Fan-Fraktionsbildern und Club-Räumen aus einem halben Dutzend Ländern ist mehr Hommage als objektive Darstellung einer massiv variierenden Subkultur.

Deren logistische Strukturen und Hierarchien zeigen ihre unpersönlichen Kamerabilder und die begleitenden Hintergrund-Interviews ebensowenig wie die unterschiedlichen ideologischen Tendenzen der gezeigten Ultras. Sind sie alle in einer Gruppierung? Gibt es einzelne Ultras? Konkurrierende Verbindungen? Nichts davon erschließt sich. Trotz des erklärten Stolzes auf ihre Fan-Kultur zeigt nur eine junge indonesische Fußball-Freundin ihr Gesicht. Die Fans aus Polen, Italien, Brasilien und Großbritannien bleiben namen- und gesichtslos. Erklärt wird das allein im Fall eines marokkanischen Ultras. 

Sein mit Handy-Videos illustrierter Zweite-Hand-Bericht vom Massaker im Port Said Stadium, das 74 Tote und über 500 Verletzte forderte, liefert die einzigen erschreckenden Ausschreitungen. Verantwortlich erscheinen nicht die beteiligten Al Masry Fans, sondern die Polizei. Doch statt hier in die Tiefe zu gehen und Aggression unter Vereinen, Konflikte mit der Polizei und die politischen Positionierungen in Ultra-Kreisen zu thematisieren, schlägt Ekner buchstäblich sentimentale Töne an. Die meist im Chor gegrölten Fan-Hymnen dienen als diegetischer Soundtrack. 

„Radikale Glückseligkeit“, nennt Ekner solche Momente. „Radikal“ trifft es. Eine Reihe Vereine haben rechts-nationalistische Sympathien, die manchmal dominanter sind als die Unterstützung eines bestimmten Fußballvereins. Die Kehrseite der Solidarität ist deren kompromisslose Einforderung von den Mitgliedern. Wer dazugehören will, macht mit - ohne Widersprüche. Individualität geht gegen die identitären Strukturen. Das äußerst sich auch in der Aufmachung zahlreicher Vereinigungen. Die uniformartige Einheitskleidung mancher Gruppierungen ist nur ein kleiner Teil dieses Systems von Abgrenzung und Assimilierung. 

Ekner schwelgt in solchen scheinbar generationsübergreifenden Gemeinschaftsritualen. Nationalismus, Rassismus und aggressives Klassenbewusstsein, die vielfach die Fan-Kultur prägen, kommen nie zur Sprache. Die Macho-Kultur wird einmal beiläufig benannt, aber Ekners Off-Kommentar, dass sie im Stadion eben nicht feminin auftreten und „eine von den Kerlen“ sein müsse, normalisiert tendenziell toxische Männlichkeit. In diesem Kontext wirkt der per se erfrischende Fokus auf die unterrepräsentierten weiblichen Fans wie ein Relativieren von Chauvinismus. Die damit meist einhergehende Queerphobie kommt nie zur Sprache. 

Fazit

4.0

“Es ist die einzige Konstante.“, schwärmt Ragnhild Ekner über die fußballverrückten Titel-Helden ihrer Doku-Hommage. Jene ist ein Fan-Film in mehrfachem Sinn: über Fans von einem Fan für Fans. Die oft aus einer kriminalisierenden und moralisierenden Perspektive dargestellten Ultras aus einem anderen Blickwinkel zu zeigen, ist ein lohnender und relevanter Ansatz. Doch statt ihre Insider-Position für ein differenziertes Porträt zu nutzen, verfällt Ekner in idealisierende Eindimensionalität. Die Ekstase, Emotionalität und Ernsthaftigkeit der Ultras bleibt indes ein Kuriosum.

Kritik: Lida Bach

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