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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Bizarre Morde erschüttern ein kleines, in der Nähe einer Militärbasis gelegenes Städtchen. Die Bewohner sind aufgebracht und suchen die Schuld bei den Militärangehörigen. Major Cummings wird damit beauftragt, Nachforschungen anzustellen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In den 50er-Jahren war die Angst vor allem, was mit Kernkraft beziehungsweise atomarer Strahlung in Verbindung stand, stark verbreitet. Kein Wunder, denn zum einen war Atomenergie noch etwas relativ Neues und zum anderen hatte sich ihr todbringendes Potenzial durch die Atombombenabwürfe über den japanischen Städten Hiroshima sowie Nagasaki in den Köpfen der Menschen eingebrannt. Da verwundert es wenig, dass eben diese Furcht auch das Horror- beziehungsweise Science-Fiction-Kino jener Zeit prägte. Schließlich lässt sich mit kaum etwas mehr Geld verdienen als mit der Angst. Und so entstanden zahlreiche Filme wie The Beast from 20,000 Fathoms, Them!, Attack of the Crab Monsters, Beginning of the End oder The Giant Behemoth in denen Atomwaffenversuche respektive atomare Strahlung schreckliche Folgen nach sich ziehen.

Ein Werk, das Kernenergie ebenfalls zu einem seiner Themen macht, ist der aus dem Jahr 1958 stammende Schwarz-Weiß-Film Fiend Without a Face, der hierzulande unter dem Titel Ungeheuer ohne Gesicht veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich um eine britische Produktion, die unter der Regie von Arthur Crabtree (Das schwarze Museum) entstand und damals für einiges Aufsehen sorgte, dazu später mehr. Als Vorlage für das Drehbuch diente eine von Amelia Reynolds Long verfasste Geschichte, die bereits 1930 in dem bekannten amerikanischen Pulp-Magazin Weird Tales erschien. Man nahm allerdings einige Anpassungen vor (so spielte beispielsweise Atomkraft in den 30ern noch keine Rolle und Militär kam in der ursprünglichen Story ebenso keines vor), was vermutlich deshalb geschah, um die Handlung an das Zeitgeschehen der 50er-Jahre anzupassen. Entstanden ist ein Film, der für die damalige Zeit typisch und atypisch zugleich ist. Aber auch hierzu an anderer Stelle mehr.

Fiend Without a Face erzählt uns von mysteriösen Todesfällen, die sich in der Nähe einer auf kanadischem Boden gelegenen Basis der US Air Force ereignen. Die BewohnerInnen der nächstgelegenen Kleinstadt sind davon überzeugt, dass die Schuld dafür beim Militär liegt. Sie vermuten atomare Strahlung oder ein Amok laufender Soldat seien für die Opfer in ihren Reihen verantwortlich. Schließlich habe es derartige Gräueltaten vor der Errichtung der Militärbasis nicht gegeben. Bei der Autopsie zweier Todesopfer stellt man abseits der angstverzerrten Gesichter sowohl zwei merkwürdige Einstichlöcher im Nacken als auch ein Fehlen der Gehirne samt Rückenmark fest. Es macht beinahe den Anschein, als ob ein Vampir die Hirnmasse ausgesaugt hätte. Major Jeff Cummings (Marshall Thompson, It! The Terror from Beyond Space) versucht dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, bevor sich die Leichen weiter häufen.

Die Beziehung zwischen Zivilbevölkerung sowie Militär nimmt bei Fiend Without a Face einiges an Raum ein. Dabei werden nicht bloß die bereits eingangs erwähnten Ängste vor atomarer Strahlung zum Thema gemacht, sondern genauso die Lärmbelästigung durch Düsenjäger, der sich Mensch und Nutztier ausgesetzt sehen. Wer nun allerdings eine kritische Auseinandersetzung mit militärischem Vorgehen oder ökologischen Aspekten vermutet oder gar erhofft, ist auf dem Holzweg. Wir befinden uns schließlich nicht in den 70ern. Stattdessen geht Fiend Without a Face einen Weg, der in den 50ern im Bereich des Science-Fiction-Kinos alles andere als ungewöhnlich war, nämlich einen „pro-militärischen“. So ist die Bevölkerung zwar zunächst einmal gegen das Militär, aber wir als ZuschauerInnen bekommen klar signalisiert, dass die Militärangehörigen die Guten sind. Ihr Auftreten ist gleichermaßen höflich wie verständnisvoll und man ist nicht nur darin bestrebt, die Vorfälle schnellstmöglich aufzuklären, sondern ist (in Person von Major Cummings) obendrein noch um den Dialog mit der Bevölkerung bemüht.

Sogar die Dienstvorgesetzten wirken vernünftig und lassen wie in Invasion vom Mars oder Them! mit sich reden. Auch sonst beinhaltet Fiend Without a Face vieles von dem, was für Filme dieser Art damals geradezu typisch war. Soll heißen stock footage von militärischem Gerät (immerhin gut integriert), einen verwegenen (natürlich männlichen) Helden, eine adrette Dame (gespielt von Kim Parker, Französische Betten) für die obligatorische Liebelei sowie noch ein paar weitere genreübliche Charakteristika. Der Plot fällt ungeachtet einer gewissen Dialoglastigkeit interessant aus. Nichtsdestotrotz hätte die Untersuchung der mysteriösen Geschehnisse gerne ein klein wenig ereignisreicher ausfallen dürfen. Insbesondere auch deshalb, da nicht immer alles logisch erscheint (wie z. B. ein kaum nachvollziehbarer Ausflug auf den Friedhof), die Figuren nur über wenig Tiefe verfügen und das Schauspiel der DarstellerInnen „bloß“ routiniert ausfällt. Was den Film hingegen auszeichnet und ihn gleichzeitig von ähnlichen Genreproduktionen abhebt, sind die für die damalige Zeit untypischen Gore-Effekte, die Fiend Without a Face zum Ende hin auffährt.  

Zwar richten sich diese nicht gegen Menschen, saftig anzuschauen sind sie aber dennoch. Aus heutiger Sicht sind die entsprechenden Szenen aufgrund der veränderten Sehgewohnheiten natürlich kaum noch der Rede wert. Doch damals führte die Zeigefreudigkeit des Finales dazu, dass Fiend Without a Face in Großbritannien ein X-Rating verpasst wurde, sich KritikerInnen geschockt zeigten und der Film bzw. die enthaltene Gewalt angeblich gar im britischen Parlament zur Sprache kamen. Was in diesem Zusammenhang unbedingt lobend zu erwähnen ist, sind die formidabel getricksten Spezialeffekte sowie das überzeugende Kreaturendesign. Einziger Wermutstropfen diesbezüglich ist, dass wir lange auf den „monströsen“ Anblick warten müssen, da uns der Blick auf die Bedrohung über weite Strecken hinweg verwehrt bleibt. So schade dies sein mag, dem Spannungsaufbau kommt es zugute. Allein schon deshalb, weil die tödlichen Angriffe durch eine herrlich unheimlich klingende Mischung aus feuchtem „Schmatzen“ und bedrohlich-dröhnendem „Wummern“ angekündigt werden.  

Um die Überraschung zu wahren, sei über das tatsächliche Erscheinungsbild der Bedrohung der Mantel des Schweigens geworfen. Nur so viel, das “zum Leben erwecken“ fand mithilfe von Stop-Motion-Animationen statt. Etwas, das für einen Film dieser Preisklasse (wir sprechen hier von einem Budget von gerade einmal ca. 50.000 britischen Pfund) alles andere als üblich war. Denn Stop-Motion-Effekte waren und sind es nach wie vor zeitaufwendig und dadurch auch kostenintensiv. Nicht minder ungewöhnlich ist es zudem, dass Kernenergie bei Fiend Without a Face letztendlich weniger als furchteinflößendes Übel, sondern vielmehr als hilfreicher „Segen“ fungiert. Das kennt man, wie bereits zu Beginn aufgeführt, von vielen Horror- bzw. Science-Fiction-Produktionen jener Ära häufiger mal anders. Ein Meilenstein des Genres mag Fiend Without a Face letztendlich zwar nicht sein, wohl aber ein Werk, das sich von der Masse der zahlreichen in den 50ern bzw. frühen 60ern entstandenen „Horror-Sci-Fi-Hybriden“ abheben kann und selbst nach all den Jahren noch gut „schaubar“ ist.

Fazit

6.5

„Fiend Without a Face“ ist ein mehr als solider Vertreter des Science-Fiction- bzw. Horrorkinos der 50er-Jahre. Das Militär ist nett, die Atomenergie strahlt und eine monströse Bedrohung verbreitet Schrecken. Typisch 50s eben. Naja… fast. Denn was „Fiend without a Face“ von den allermeisten Filmen seiner Generation abhebt, ist sein für die damalige Zeit ungewöhnlich blutiges Finale. Die Spezialeffekte sind gut umgesetzt und das Monsterdesign weiß ebenfalls zu gefallen, sodass man über den etwas ereignisarmen Mittelteil gut hinwegsehen kann. Für Fans des Creature-Feature-Films der 50er-Jahre ein absolutes Muss!

Kritik: Constantin Wieckhorst

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Kommentare

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