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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Ein schwuler deutscher UNO-General geht mit seiner Frau nach Afrika und schenkt dem dortigen Diktator eine V2-Rakete von Adolf Hitler, der damit an Heiligabend den amerikanischen Präsidenten töten will. Seine Frau, mit der er noch nie geschlafen hat, hat ein Verhältnis mit einem wegen Kindesmissbrauch exkommunizierten österreichischen Bischof, und bekommt von diesem Bischof ein Kind mit dem Namen Jesus Peter Panne, das aber schwarz und der Erlöser ist.

Kritik

Christoph Schlingensief kann sich, dank seines Films United Trash, zu dem elitären und non-existenten Kreis jener Filmemacher zählen, die unmögliche Drehbedingungen überstanden haben und ein fertiges Produkt in den Lichtspielhäuser der Nation vorstellen konnten. Francis Ford Coppola ist sicherlich Teil dieses Kreises. Werner Herzog auch. Und nun eben auch Herr Schlingensief, der Filmemacher, der im Alter von nur 50 Jahren als Nichtraucher an Lungenkrebs verstorben ist. Eine, der kleine Teil Zynismus sollte erlaubt sein, kongeniale Pointe für sein Werk und Leben. Wenn es ihm nicht selbst widerfahren wäre, hätte man es wahrscheinlich irgendwann in einem seiner Filme gesehen. Aber zurück zu den Produktionsbedingungen. Mehrfach wurden Schlingensief und sein Team in Afrika verhaftet und eingekerkert, mehrfach musste die deutsche Botschaft anrücken und die Wogen glätten. Dank einer Nacht- und Nebelaktion konnte das beschlagnahmte Filmmaterial befreit und in die Bundesrepublik gebracht werden. Wie der obrigkeitskritische Schlingensief wohl zu diesem Umstand Stellung genommen hätte?

Minutenlang starrt der Autor nun auf den blinkenden Cursor und weiß wirklich nicht, wo er anfangen soll. Wahrscheinlich am Anfang: Es geht eigentlich um einen UN General (Udo Kier, Nymphomaniac), der sexlos mit einer Hure ein Kind zeugt, das als Jesu/Peter Panne auf die Welt gebracht wird und später in Mohamed umbenannt wird und den amerikanischen Präsidenten mit Nazi-Raketen aus Afrika töten will. So weit die ersten 120 Sekunden. Durchatmen, weitermachen. Im UN Camp St. Georg (Hamburgs kleine, ranzige Schwester der Reeperbahn) geht alles drunter und drüber. Alles, was an Rassismus, Sexismus, Chaos und Entwürdigung auf die Filmrolle passt, wird auch aufgenommen - mit einem breiten Grinsen von Schlingensief selbst, der in der Titelsequenz kurz zu sehen ist. Der Regisseur prangert die UN an, als eine Organisation, die mit heiligen, orgasmatischen Raketen die Welt retten will und dabei genau so imperialistisch und verseucht vorgeht, wie das Dritte Reich. Nun denn, Subtilität war sicherlich nie Schlingensiefs stärkstes Pferd. So aber auch nicht vorgesehen. Schlingensief war ein Mensch der Ausrufezeichen. Das zeigen seine Filme, das zeigen seine Briefe in den dazugehörigen Booklets. !

„Das Symbol der Freiheit war so hart und stramm wie nie.“

Das Chaos, das der Filmemacher hier auf Zelluloid bannt ist dabei in seiner parodistischen Manier durchaus treffsicher, auch wenn die Absurdität des Ganzen leider ihre Wurzeln in der Realität findet. Wer den Film sieht und von dem Rassismus, Sexismus, der Versklavung, der Kinderschändung, der lauten Männlichkeit und Koprophagie (bevor ihr googeln müsst: Kotfetisch) abgestoßen ist, der kann einerseits zufrieden mit seinem moralischen Kompass sein. Andererseits dauert eine Recherche keine zwei Minuten, bis die zahlreichen pädophilen Sexualverbrechen, die unter dem Deckmantel der UN-Operationen abgelaufen sind, ans Tageslicht kommen. Schlingensiefs extreme Wut auf diese Heilsarmee, die den gleichen unmenschlichen Terror mit sich bringt, die sie eigentlich verhindern soll, ist in jeder Sekunde deutlich. Einfach zu folgen ist es aber nicht. Im großen Makrokontext ist das durchaus interessant, was die westliche, selbstherrliche und eigenlegitimierte Invasion (und Korruption) der UN angeht. Im Mikrokontext jedoch ist Schlingensief einmal mehr auf dem Holzweg, wenn er meint, den Zuschauer mit seinen Abscheulichkeiten bekehren zu können. Als Tagesschau mit Musik hat der Regisseur seinen Film beschrieben. Es macht aber eben doch einen Unterschied, ob man gesellschaftliche Missstände aufgezeigt, oder in die Visage getrümmert bekommt.

Fazit

"United Trash“ ist einmal mehr Schlingensief at his most Schlingensief (ach, und Oskar Roehler hat am Drehbuch mitgearbeitet). Der Film ist laut, obszön, geschmacklos, undundund - alles Attribute, die der Regisseur sich zurecht als Auszeichnungen ans Revers heften würde. Vor allem undundund. Schlingensief rechnet hier mit jeder Obrigkeit ab, diffamiert all seine Opfer als perverse Schweine, Sklavenhalter und Sexualverbrecher. Das ist eine natürlich legitime Kritik an einer enttäuschenden Organisation. Das ist natürlich mit Udo Kier und Kitten Natividad aufsehenerregend besetzt. Es ist aber auch so destruktiv, dass man nach schon zwanzig Minuten am liebsten nichts hören, nichts sehen, nichts sagen möchte.

Kritik: Levin Günther

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