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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Blaga (70), eine pensionierte Lehrerin, fällt einem Telefonbetrug zum Opfer und verliert das Geld, das sie für das Traumgrab ihres verstorbenen Mannes und sich gespart hatte. Um die Summe wieder zu beschaffen, kontaktiert Blaga die Telefonbetrüger und beginnt, als Kurier für sie zu arbeiten. Die einst resiliente und ehrliche Frau beginnt allmählich alle ihre Prinzipien zu opfern.

Kritik

Die Lektionen des Originaltitels sind nicht nur die grammatikalischen Korrekturen, mit denen die prototypische Protagonistin (exzellent: Eli Skorcheva) Stephan Komandarevs (Judgement) brutalen Sozialthrillers ihr Umfeld reglementiert, noch der Bulgarisch-Unterricht, mit dem die pensionierte Lehrerin ihre Rente aufbessert. Es ist vor allem die filmische Lehrstunde in gesellschaftlicher Grausamkeit, deren materialistische Maschinerie der Regisseur und sein Co-Drehbuchautor Simeon Ventsislavov(Posokimit parabolischer Präzision examinieren. Der kapitalistische Kampf um sozial(istisch)en Status wird zum Katalysator von Kriminalität und Korrumpierung.

Von beiden eingekesselt, verwirft Blaga schließlich ihren maroden Moralismus zugunsten einer materialistischen Monomanie, deren abgründiges Ausmaß das verstörende Finale in metaphorische Monstrosität steigert. Fixiert auf eine prestigeträchtige Grabstelle für ihren kürzlich verstorbenen Gatten, versucht die einstmals regeltreue Sowjetbürgerin auf immer gefährlicheren Wegen an Geld zu kommen. Nachdem Trickbetrüger sie um ihr Erspartes bringen und die Naivität der angesehenen Akademikerin zur öffentlichen Blamage führt, ist die rüstige Siebzigjährige umso entschlossener, auf dem Friedhof Gesicht zu wahren. 

Ihr ethischer Niedergang versinnbildlicht die einer Generation gealterter Mittelklasse und Intelligenzija, deren Ideale in Denkmalform über dem tristen Handlungsort thronen, verbittert über den ökonomischen Abstieg in einer Ära, deren finanzielle Fallstricke sie nicht kennen. Doch Blaga lernt schnell und wird mangels Arbeitsmarkt-Alternativen selbst Kurierfahrerin für die Gauner, die sie reingelegt haben. Was nach dem Auftakt einer Krimi-Komödie klingt, entwickelt sich zu einem ebenso zynischen wie authentischen Analogie, deren politkritische Pointe im doppelten Sinne lange nachhallt. 

Fazit

Im symbolschweren Schatten des bulgarischen Staatsgründer-Denkmals, dessen Stufen die Hauptfigur in ritueller Rekapitulation ihres sozialen und sittlichen Standes erklimmt, verdichtet Stephan Komandarev den klassistischen Charakter der verarmten Sowjet-Bourgeoisie zu einem packenden Persönlichkeitsbild. Eli Skorchevas preisgekröntes Porträt ist stilles Zentrum einer grimmigen Studie sozialdarwinistischer Skrupellosigkeit, die sozialistische Systemtreue als Pendant kapitalistischer Korruption. Kein verlogener Hoffnungsschimmer erhellt die frostige Farbpalette der strengen Kameraaufnahme jener beklemmenden Nahaufnahme der schrecklichen Konsequenzen unauflösbar ineinander verstrickten Wertverlusts - moralisch, materiell und menschlich.

Kritik: Lida Bach

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