Hinweis – Diese Kritik basiert auf der stark gekürzten internationalen Fassung des Filmes (immerhin 121 Minuten)
Die Ambitionen, als auch die Risiken, waren hoch: Mit einem gewaltigen Budget (immerhin stolze 25 Millionen US-Dollar), der Unterstützung von Produzent John Woo (The Killer, Hard Boiled) sowie einer heiklen Thematik, sollte mit Warriors Of The Rainbow (OT: Sàidékè balái) ein Geschichtsdrama entstehen, welches selbst international für Aufsehen sorgen sollte (eine engere Auswahl für den Oscar 2012 war die Folge). Und ja, der Film über eines der dunkelsten Kapitel der taiwanesischen Geschichte, ist ein packendes Epos geworden, welches gerade durch seine imposante Optik sowie seiner tragischen Geschichte, einem Hollywood in nichts nachsteht. Dennoch bleibt es unverständlich, warum international nur eine stark gekürzte Fassung des Werkes erschienen ist. Denn der Film von Regisseur Te-Sheng Wei ist zwar in Sachen Länge (insgesamt 276 Minuten) eine immense Herausforderungen, doch gerade angesichts des Themas, der gezeigten Kultur sowie der verschiedenen Charaktere, auch mehr als nötig. Somit bleibt in der deutschen Fassung nicht viel mehr übrig als ein holpriger Start, ein spannender effektreicher Mittelteil sowie ein viel zu hastiges Ende, welches wiederum nur im Ansatz erahnen lässt, wie viel Inhalt in der Erzählrung der Seediq wirklich steckt. Dennoch lohnt sich ein Blick. Denn wer sich für bewegende wie emotionale Kriegsdramen begeistern kann, bekommt in der melancholischen Story alles, was das Genreherz begehrt: Trauer, Krieg, Stolz, Unterdrückung sowie der unstillbare Wunsch nach Freiheit. Jedoch bleiben die Kürzungen dennoch ein Stolperstein, der sich nicht übersehen lässt.
Dies beginnt schon bei einzelnen Story-Elementen, die zum Ende hin gar für eine große Logik-Lücke sorgen. Denn während sich Warriors Of The Rainbow anfangs noch viel Zeit für die Figur des Mouna Rudo nimmt und die Kultur, zumindest in Ansätzen, gekonnt einzuführen weiß, wird es danach schnell hastig: Ist der Sprung in die 30er Jahre erst einmal getan, bleiben Motive wie die japanische Herrschafft oder die Anpassung der Wilden nur kurze Randnotizen. Was folgt ist dann der bewaffnete Aufstand, eines der Highlights des Filmes (auch aufgrund der wunderbaren Dschungel-Optik Taiwans), doch gerade hier, bleiben viele der Figuren auf der Strecke. Kämpfer gehen, neue kommen dazu und andere Wechseln gar (ohne jegliche Erklärung) die Seiten und kämpfen fortan gegeneinander. Dies sieht zwar alles vollkommen fantastisch aus (bis auf kleine CGI-Fehler), und auch der treibende Score sorgt für Gänsehaut, doch eine tiefe Einbindung des Zuschauers bleibt folglich aus. Besonders im Finale schließlich, wenn sich die letzten Kämpfer ihrem Schicksal stellen, gibt es so eine dramatische Szene nach der anderen, wobei ein mitfiebern einfach ausbleibt, da sich keiner der Charaktere wirklich ins Mark gebrannt hat. Dies ist schade, denn Regisseur Te-Sheng Wei versteht es gekonnt, die Kultur sowie Motive der Seediq fühlbar zu machen, wodurch selbst die verstörenden rituellen Selbstmorde mit in die Handlung eingebaut wurden.
Das Regisseur sowie Drehbuchautor Te-Sheng Wie indes sein Handwerk versteht, wird besonders daran erkennbar, dass Warriors Of The Rainbow keinesfalls ein patriotisches Machwerk ist. Viel eher gelingt es ihm eine differenzierte Sichtweise zu offenbaren, wo oftmals die Japaner nicht insgesamt als böse Menschen dargestellt werden. Zwar bleibt dies, gerade Richtung Finale, irgendwann auf der Strecke, doch für eine kritische Betrachtung reicht es aus. Die Geschichte selbst, basiert unterdessen auf wahren Begebenheiten und der Wushe-Zwischenfall zählt zu den berühmtesten alle anti-japanischen Aufstände überhaupt. Und gerade daher, darf das ursprüngliche indigene freie Volk der Atayal (wie sie im Original heißen) nicht vergessen werden. Wer also einen kleinen geschichtlichen Abriss, der zudem visuell beindruckend, teils blutig sowie äußerst gewaltvoll inszeniert wird, genießen möchte, ist bei Warriors Of The Rainbow klar an der richtigen Adresse.