Inhalt
Webcam-Dialog Berlin-Isfahan: Faraz Fesharaki dokumentiert über zehn Jahre Gespräche mit seiner Familie. Das Debüt verdichtet Mitschnitte, Text und VHS-Erinnerungsbilder zu einem intim-melancholischen Porträt der Generationen. Nähe ist immer auch Arbeit.
Kritik
Es gibt Filme, die sieht man nur im Forum der Berlinale. Zum Glück, denn nicht alles, was im Kino ausgestrahlt werden kann, gehört dort auch hin, umso mehr, wenn das Publikum horrende Preise für Karten eines Festivalfilms zahlt. Manches ist besser als Installation in einer Galerie aufgehoben, anderes besser im Fernsehen. Und wieder anderes auf dem heimischen Bildschirm der Filmschaffenden, die und ihr persönliches Umfeld die einzigen sind, für die das Werk einen Mehrwert hat.
Es klingt harsch, das zu schreiben, besonders über ein studentisches Langfilm-Debüt, dessen zeithistorisches Spektrum durchaus Raum für interessante Beobachtungen bietet. Aber bleibt jener Raum wie in Faraz Fesharakis dokumentarischer Demonstration seiner über ein Jahrzehnt aus Berlin geführten Video-Telefonate mit Freunden und Familie im iranischen Isfahan ungenutzt, wäre es noch harscher gegenüber dem Festivalpublikum. Das sieht bis zur 59. der knapp über 80 Minuten Laufzeit verzerrte Flimmer-Bilder, auf denen die Verwandtschaft oft kaum zu erkennen ist.
Wenig besser ist die Tonqualität („Your audio is cutting in and out“) der großteils trivialen Gespräche. Der Mutter tat ein kleiner Junge leid, der auf der Straße mit dem Fahrrad hingefallen ist. Papa findet, er tut genug im Haushalt und ein - Cousin? Bruder? Freund? - berichtet euphorisch: „Come back to Iran, it‘s turned into heaven … The vodka you can get here you can‘t find in Berlin. You can get a taxi for three euros.“
Fazit
Inhaltlich und optisch gleichsam unscharf, strukturlos aufgebrochen in Kapitel mit Titeln wie„Wie ich ein Lied gesungen habe, aber kein Sänger geworden bin“ (und, ja, es wird gesungen) und mit kaum genug relevantem Inhalt für einen Kurzfilm, ist Faraz Fesharakis Debüt-Doku eines jener forumstypischen Zeugnisse inszenatorischer Selbstdarstellung. Als solches bietet ein Jahrzehnt privater Webcam-Unterhaltungen weder visuell noch psychologisch oder politisch irgendwelche nennenswerte Erkenntnis. Emotional vielleicht für die Beteiligten, für den Rest nur anstrengend und ärgerlich.
Autor: Lida Bach