Inhalt
Die Toten sind zurück! Doch sie haben es nicht auf Fleisch, Gedärm und Gehirn abgesehen: Sie wollen nur friedlich unter den Lebenden existieren. Eine Herausforderung, müssen die „Beeinträchtigten“ („Living Impaired“), wie Zombies nun politisch korrekt genannt gehören, doch in Gesellschaft und Arbeitsmarkt integriert werden. Auch die explodierende Überbevölkerung ist ein Talkshow-Thema, ihr strenger Geruch sowieso. Immerhin lassen sich mit ihnen hervorragend (halbseidene) Geschäfte machen. Und ein omnipräsenter Megakonzern nutzt die Chance für heimliche, zombieverachtende Experimente.
"We Are Zombies" gehört zum Programm des 37. Fantasy Filmfests (siehe Website des Veranstalters)
Kritik
Mit Turbo Kid landetet das kanadisch-französische Regietrio um Francois Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell (kurz RKSS) einen echten Festvalhit. Mit wenig Budget, dafür einer Menge Witz und Gore versprach das Erstlingswerk des Trios Großes für die Zukunft des Genrekinos. Nach dem Retro-Horror Summer of 84 kommt mit We are Zombies nun das nächste Genrestück in den Festivalumlauf – und dieses verspricht mit seiner interessanten Idee erneut einen spannenden Mix aus Aberwitz und Horror.
Drei Loser (sympathisch gespielt von Megan Peta Hill, Alexandre Nachi und Derek Johns) versuchen sich in der Zombieapokalypse durchzuschlagen – allerdings nicht mit Schläger und Kettensäge, sondern mit Kleinkriminalität. Denn die Zombies in We are Zombies sind alles andere als fleischfressende Monster (und die Apokalypse damit gar nicht so apokalyptisch), sondern friedlich lebende Tote, die als so genannte „living impaired“ in der Gesellschaft ihren Platz finden, auf der Straße betteln, Jobs nachgehen oder in ein Heim gesteckt werden, wenn die Familie nicht mehr weiß, was sie mit Zombie-Opa tun soll.
Eine vielversprechende Idee, die We are Zombies aber primär mit dem Abklappern fader Jokes um so genannte ZILFs (keine Erklärung nötig, oder?) oder deplatzierte Sexschaukeln verbringt. Wirklich gerecht wird das Regietrio RKSS der Idee in den knappen 80 Minuten nämlich nie. Die gesellschaftlich spannenden Implikationen und der potentielle Humor, die im Zusammenleben der Zombies mit den Menschen, der Nähe zu unserer aktuellen Welt oder der Frage, was man denn als Land tut, wenn Menschen nicht mehr wirklich sterben können liegen - all diese Ansätze verpuffen bereits nach kurzer Zeit im narrativen Nichts. Stattdessen wird ein mäßig amüsanter Joke darüber, dass Loser Karl Neard gerne zur ZILF Zombierella (Rosemarie Sabor) masturbiert zur treibenden Kraft der gesamten Geschichte. Ob es nun an budgetären oder kreativen Limitationen liegt, We are Zombies plätschert nach einer netten Eröffnung ohne echten Plan vor sich hin und hofft mit kleinen Albernheiten und dem ein oder anderen Gewaltmoment bei Laune zu halten.
Dabei hatte Turbo Kid noch gezeigt, dass mit spaßigen Einfällen, energetischen Darstellerinnen und Darstellern und einer coolen Inszenierung über jedes noch so geringe Budget hinweggetäuscht werden kann. We are Zombies findet jedoch nie so wirklich seinen Groove, streut ab und zu die aus Turbo Kid bekannte Synthwave-Ästhetik ein, ohne, dass sie zu der gezeigten Welt wirklich passen will und verpasst es so sich wirklich eine eigene Identität zu verleihen. Und wer nun erwartet, dass zumindest der Gore-Aspekt überzeugt, muss bis zur echten Eskalation tatsächlich bis ganz zum Schluss warten. Was dann folgt ist nett, kommt aber leider deutlich zu spät.
Fazit
Mit „We are Zombies“ beweisen die „Turbo Kid“-Macher RKSS, dass sich in ausgelutschten Genres immer noch frische Ideen finden lassen. Leider holt das Trio aus seiner interessanten Prämisse aber viel zu wenig heraus und konzentriert sich mehr auf repetitiven Spoof-Humor als auf die Ausarbeitung irgendeiner eigenen Identität.
Autor: Thomas Söcker