Inhalt
In einer nahen Zukunft haben Überbevölkerung und Hungersnot zu einer drastischen Ein-Kind-Politik geführt. Dadurch sind sieben identisch aussehende Schwestern zu einem Versteckspiel gezwungen, um der Verfolgung durch das "Child Allocation Bureau" unter Leitung der unerbittlichen Nicolette Cayman zu entkommen. Um zu überleben, müssen Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday und Sunday, wie die Frauen von ihrem Großvater genannt wurden, die Identität einer fiktiven Person annehmen - Karen Settman. Einmal pro Woche darf jede der Schwestern am Wochentag, dessen Namen sie trägt, an die Öffentlichkeit und am Leben teilnehmen, während die restlichen sechs in der gemeinsamen Wohnung gefangen sind. Das geht so lange gut, bis Monday eines Tages nicht mehr nach Hause zurückkehrt...
Kritik
Tommy Wirkola scheint wirklich ein Regisseur zu sein, der seinem Herzen folgt. Nach dem er 2009 mit Dead Snow einen Genre- und Festival-Hit abgeliefert hatte und für Hollywood 2013 den recht erfolgreichen Fantasy-Actioner Hänsel & Gretel: Hexenjäger drehte, machte er es sich nicht in der Traumfabrik gemütlich, sondern kehrte zurück in seine norwegische Heimat. Dort realisierte er 2014 mit Dead Snow 2: Red VS Dead erneut einen Fan-Liebling. Nun ist Wirkola wieder auf dem Parkett des Mainstreams zurück und bringt uns What Happened to Monday?, einen dystopischen Thriller, der eine düstere Zukunft zeichnet, in der jedes Ehepaar nur ein Kind haben darf. Wer sich nicht daran hält muss im Untergrund leben, stetig mit der Gefahr konfrontiert, dass eiskalte Regierungseinheiten die Kinder entführen und via Kälteschlaf ruhig stellen, bis die Erde sich soweit regeneriert hat, dass wieder mehr Menschen auf ihr existieren können.
Diese Prämisse erinnert durchaus an gesellschaftskritische Parabeln wie Fahrenheit 451 oder Children of Men. Doch What Happened to Monday? visiert nicht deren Stellenwert und Aussagekraft an. Wirkola inszenierte einen Genre-Beitrag, in dem sich sicherlich mehr lesen lässt, der aber im Grunde vor allem eines will und das ist zu unterhalten. Dies gelingt ihm auch auch recht gut, allerdings nur dann, wenn das Publikum einige Dinge, die ihm der Film auftischt, akzeptiert, ohne zu viele Fragen zu stellen. Das beginnt schon in der ersten Szene, in der Willem Dafoe erfährt, dass er Großvater von Siebenlingen (!) geworden ist und diese Monday, Tuesday usw. nennt. Das ist kurios, ja sogar bizarr, aber Wirkola erzählt und inszeniert das alles mit einer Kaltschnäuzigkeit, die angenehm Unbekümmert daher kommt.
Ist die Handlung von What Happened to Monday? erst einmal in Gang gekommen gelingt dem Regissur sogar einige durchaus stimmige Spannungs- und Actionmomente. Schade ist allerdings, dass die Welt, in der sich dies alles abspielt nur dann wirklich authentisch und überzeugend wirkt, wenn die Geschichte in Räumen spielt. Außerhalb davon wirken die Straßen zu künstlich, zu fingiert. Das stört teils die Atmosphäre des Thrillers, sorgt aber nicht dafür, dass er massiv ins stolpern gerät. Gleiches gilt für die Figuren, die allesamt zu skizziert wirken. Letztlich sind es mehr fleischgewordene Aktionen, die Wirkola einsetzt um Reaktionen zu generieren. Das ist nicht die feine Art, aber es funktioniert dennoch recht gut.
Perfekt ist What Happened to Monday? bei weitem nicht. Trotzdem ein Werk dass einem gute zwei Stunden im Kino bescheren kann, auch wenn es auf der großen Leinwand schon etwas verloren wirkt. Es verwundert nicht, dass der Film in den meisten Ländern von Netflix vertrieben wird und damit der Projektion fern bleibt. Optisch erinnert das Geschehen auf der Leinwand nämlich mehr an eine hochwertige TV-Produktion. Dafür darf sich aber Noomi Rapace in einer 7-fachen Rollen voll und ganz austoben. Es gelingt ihr wirklich, dass die Siebenlinge auch dann zu unterscheiden sind, wenn sie nicht mit ihren visuellen Merkmalen ausgestattet sind. Diesen Luxus erlaubt sich der Thriller zwar leider zu selten und die Charakterisierung der Figuren sind eher simple gehalten, aber auch dies erweist sich als durchaus funktionell. Da Rapace allerdings klar im Zentrum steht, ist es schon etwas bedauerlich, dass anderen Figuren meist nur blass daneben stehen. Ausnahme: Glenn Close, die hier als Hybrid aus Margret Thatcher und Fräulein Rottenmeier in Erscheinung tritt – wenn auch nur gelegentlich und einzig und alleine als fleischgewordenes Symbol der neuen, kinderfeindlichen Welt.
Fazit
Regisseur Wirkola stutzt sich die Handlung, Figuren und vor allem die Logik so zurecht, wie er es gerade braucht. Warum auch nicht? Das Ergebnis ist Genre-Ware die hier und da holpert sowie hustet und die gewiss ein größeres Budget gut vertragen hätte, die gleichsam aber auch bestens bespaßt und bei der Stange hält. Außerdem: mit welcher Selbstverständlichkeit Wirkola die dystopische Welt vorstellt, so vollkommen ohne den Zwang alles sechsmal erklären oder verteidigen zu müssen, ist durchaus imponierend.
Autor: Sebastian Groß