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Wilde Erdbeeren ist ein Drama des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman. Es erzählt einen Tag im Leben des Medizinprofessors Borg, der auf einer Reise die Stationen seines Lebens Revue passieren lässt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Man ist nie zu alt, um sich und sein Leben kritische zu reflektieren. Es ist sicher zu spät, um jeden Fehler wieder gutmachen zu können - die meisten sogar -, doch mit sich selbst und den verbliebenen Liebsten so weit wie noch möglich ins Reine zu kommen sollte Grund genug sein. Ingmar Bergmann („Das Schweigen“) schickt seinen Protagonisten, den 78jährigen Doktor Isak Borg (wunderbar: der schwedische Stummfilmregisseur Victor Sjöström, „Der Fuhrmann des Todes“, bei seinem letzten Filmauftritt), auf einen schicksalhaften Road-Trip voller Aufarbeitung und schmerzhafter Selbsterkenntnis, an dessen Ende die nicht mehr für möglich gehaltene Erlösung steht.

Am Vorabend einer Reise nach Lund, wo Isak zum 50. Jahrestag seiner Promotion geehrt werden soll, ereilt ihn die Vorahnung seines Todes in einem Albtraum, von Bergman symbolträchtig-bizarr in Szene gesetzt. Einsam, verlassen und desorientiert wandelt Isak durch verfallene Straßen voller Ruinen, wird mit dem Tod konfrontiert und nachdem das(/sein) letzte(s) Stündlein geschlagen hat schließlich mit sich selbst in einem Sarg. Spontan beschließt er, mit dem Auto statt dem Flugzeug zu reisen, begleitet von seiner Schwiegertochter Marianne (Ingrid Thulin, „Salon Kitty“), die nach einer Ehekrise kurzzeitig bei ihm untergekommen ist. Es dauert nicht lange, bis im Wagen Tacheles geredet wird. Ohne sich im Ton zu vergreifen wirft Marianne ihrem Schwiegervater Egoismus und Gefühlskälte vor, viel hat er dem nicht entgegenzusetzen. Die Vorwürfe scheinen einfach an ihm abzuprallen, rufen weder Wut noch ein ausgeprägtes Rechtfertigungsbedürfnis hervor, sie werden sachlich registriert und ordnungsgemäß archiviert. Isak’s Natur ist nicht aufbrausend, sehr nüchtern, augenscheinlich von innerer Ruhe und Selbstsicherheit geprägt, dabei ist es nur ein über Jahre aufgebauter Panzer, der mit der Zeit anfängt aufzubrechen. Das Aufsuchen von Orten seiner Vergangenheit, dadurch ausgegrabene Erinnerungen bis hin zu Tagträumen, die Konfrontation mit seiner Mutter und nicht zuletzt seine überraschenden Mitreisenden, die wie Geister seines eigenen Lebens wirken, leiten einen Prozess des Erkennens, Zulassens und Umdenkens ein.

Bergman praktiziert nicht die naive vom Saulus zum Paulus Verwandlung, Isak wird nur seit Jahrzehnten wieder mit den Schatten seines Lebens konfrontiert und ist diesmal – auch durch die äußeren Umstände – bereit, sich mit ihnen ehrlich auseinanderzusetzen. Den möglichen Tod vor Augen arbeitet er sich Stück für Stück durch sein Unterbewusstsein und fördert dabei die Ursachen für seine distanzierte Persönlichkeit zu Tage. Angetrieben durch die strenge Hand seines Elternhauses die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen; emotionale Enttäuschungen zu ignorieren; Gefühle nicht auszuleben, sie stattdessen durch Rationalität zu unterdrücken. Alles was ihn verletzen könnte eingemauert und weggesperrt, kein Platz für Zwischenmenschlichkeit oder den Glauben an eine höhere Macht. Ein Kreislauf des Verdrängens, der ihn nicht nur als Mensch, sondern speziell auch in seiner Rolle als Ehemann und Vater ins Abseits gedrängt hat. Mit schwerwiegenden Folgen, wie er sich nun gewahr wird. „Wilde Erdbeeren“ ist dabei keinesfalls ein pessimistischer oder erschlagender Film, er ist grundehrlich, verdammt menschlich und emotional zugänglich. Hinter der bitteren Wahrheit eines vergeudeten Lebens spendet er in erster Linie Trost und gibt Hoffnung. Zeigt auf, dass es nie zu spät ist und selbst wenn das irdische Leben begrenzt ist, am Ende kann man sich auch mit seinen Dämonen noch versöhnen. Und in erster Linie mit sich selbst.

Fazit

Ein trauriger und dennoch so warmherziger Film über die Lieben, das Leben und das Sterben. Einfühlsam inszeniert ohne in Kitsch und Theatralik zu zerfließen, nicht zu verkopft und weit entfernt von künstlerischer Arroganz. Kein Tränenzieher oder Trauerkloß, kein tonnenschwerer Ballast oder weichgezeichneter Mumpitz. Ingmar Bergmann war einfach ein Meister des menschlichen Kinos, der hier die gesamte Bandbreite eben dessen abruft. Wahrhaftig, durchdacht und klug.

Kritik: Jacko Kunze

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