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Schwedisches Drama von Ingmar Bergman, in dem die beiden Schwestern Maria und Karin im Schweden des 18. Jahrhunderts zu ihrem Elternhaus zurückkehren, um sich von ihrer krebskranken Schwester Agnes zu verabschieden. Dort angekommen ist aber jede nur mit sich selbst beschäftigt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ingmar Bergman (Das siebente Siegel) sagte einmal, dass man sich jeden seiner Filme in schwarz-weiß vorstellen könnte, ausgenommen Schreie und Flüstern. Wer diesen Film gesehen hat, wird die Aussage des Regisseurs verstehen. Selten wurden Farben symbolträchtiger genutzt, selten nahmen sie eine zentralere Rolle ein, als hier. Das ist durchaus untypisch für Bergman, so drehte er doch einen Großteil seiner Filme in schwarz-weiß und legte dabei nie übermäßigen Wert auf die farbliche Gestaltung seiner Werke (ausgenommen der Belichtung). Das Innenleben seiner Charaktere stand bei ihm stets im Vordergrund. Aufwendige, psychologische Analysen und existentielle Fragestellungen, die ein Verständnis des menschlichen Wesens offenbaren, wie man es auch abseits der Filmwelt nur sehr selten zu Gesicht bekommt.

Schreie und Flüstern ist ein guter Beweis dafür, dass sich die optische und die inhaltliche Komponente sich jedoch in keinerlei Weise gegenüberstehen. Vielmehr nutzt Bergman die Farben um das Innenleben der Figuren sichtbar zu machen, auf einer unterbewussten Ebene greifbarer und verständlicher als es durch bloße Schauspielerei oder Dialoge möglich wäre. Eine wahre Meisterleistung, die wieder einmal zeigt warum Ingmar Bergman zu den größten Regisseuren aller Zeiten gezählt wird. Thematisch bleibt er sich treu, wie schon einige Jahre zuvor mit Persona dringt er tief in die weibliche Psyche ein und behandelt dabei Themen wie Angst und Leid, aber auch Hoffnung und Erlösung. Wie so oft geht es um den Tod, diesmal jedoch weniger um seine philosophische Bedeutung, sondern vielmehr um den Prozess des Sterbens an sich.

Bergman nimmt das Seelenleben seiner Figuren und stülpt es mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nach außen. Dazu gehören die für ihn typischen, langen Nahaufnahmen, tiefgreifende Dialoge und ein ausdrucksvolles Schauspiel. Erweitert wird diese Palette durch die bereits angesprochene farbliche Gestaltung des Films. Überall dominiert Rot, es wirkt aufdringlich und gnadenlos, erinnert an Blut. Allgegenwärtig symbolisiert es das Ende, den Tod. Hinzu kommen Weiß und Schwarz, die instinktiv für Licht und Dunkel, für Hoffnung und Trauer stehen. Immer wieder führt Bergman seine Charaktere und Zuschauer dadurch an die Grenzen der seelischen Belastbarkeit. Und man kann sich der Wirkung nicht entziehen, weil man nicht wegsehen kann. In der kammerspielartigen Inszenierungen gibt es nämlich keinen Hintergrund in den man sich flüchten könnte.

Nur selten spendet der Regisseur Hoffnung, zumeist in Form eines Tagebucheintrags der Sterbenden, was nach der vorhergegangenen Qual jedoch umso stärker auf den Zuschauer einwirkt. Das Spenden von Mitgefühl nimmt eine zentrale Rolle in Bergmans Erzählung ein. Immer wieder scheitert die Annäherung der Charaktere aufgrund von Nichtverstehen. Es liegt nicht daran, dass sie sich nicht gegenseitig helfen wollen, sondern daran, dass sie es schlichtweg nicht können. Sie konzentrieren sich auf ihre eigenen Probleme und ignorieren sich dabei gegenseitig. Sie verstehen nicht, dass das Spenden von Mitgefühl und Trost für ihre sterbende Schwester auch ihre eigenen Sorgen und Ängste lindern könnte.

Ein Zitat aus dem Tagebuch von Agnes (Harriet Andersson) ist bezeichnend für die komplette Situation: „Mir ist das Schönste zuteilgeworden, was ein Mensch in diesem Leben erfahren kann. Es hat viele Namen: Zusammengehörigkeit, Gemeinschaft, menschliche Wärme, Vertrauen. Ich glaube es ist das, was man Gnade nennt“. Dabei scheint das Verhältnis der Schwestern bei einem oberflächlichen Blick völlig in Ordnung zu sein, sie kümmern sich um die Sterbende und verbringen Zeit mit ihr. Doch bald entpuppt sich diese Zuneigung als reiner Schein, als Agnes deren Hilfe nämlich wirklich benötigen würde, wenden sie sich von ihr ab. Selbst als sie nach ihrem Tod wiederkehrt verweigern ihr die Schwestern ihre Zuneigung und Hilfe. Abschließend soll das Anwesen der Familie verkauft werden, symbolisch für den Bruch der Familie und den endgültigen Abschied der Frauen voneinander.

Fazit

"Schreie und Flüstern“ ist ohne Zweifel ein großartiges Werk, welches selbst aus der mit Meisterwerken bestückten Filmografie Bergmans heraussticht. Er macht es seinem Betrachter nicht leicht, denn „Schreie und Flüstern“ ist ein filmischer Kraftakt, der dem Zuschauer alles abverlangt. Ein Alptraum in Rot und Weiß, der tief in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken lässt. Inhaltlich wie inszenatorisch gleichermaßen herausragend schuf Bergman ein brachiales Werk, das trotz seiner niederschmetternden Inhalte stets einen Funken Hoffnung behält.

Kritik: Dominic Hochholzer

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