Wie gewohnt von Ingmar Bergman ist auch Schreie und Flüstern ein( psychoanalytisches) Meisterstück, in dem sich der Schwede intensiv mit der Bedeutung von Zeit, der Determinante, die unsere Existenz umspannt, beschäftigt. Der Film hat noch nicht begonnen und schon werden die Gehörgänge des Zuschauers durch ein penetrantes Ticken der Uhren stimuliert: Unsere Zeit läuft. Und wenn man so will, dann läuft sie auch ab. Im Zimmer der sterbenden Agnes allerdings kommen die Uhren zum Stillstand, stattdessen finden die Schwestern von Agnes, zwischen denen vorerst kein erkennbarer Gefühlsknoten existent scheint, hier zu sich, in dem sie sich im Angesicht des Todes einer unbequemen Selbstspiegelung unterziehen. Jenseits der Zeit. Und da bündeln sich die Motive, die Bergman seit jeher zu seinen erzählerischen Paradedisziplinen zählt: Innerfamiliäre wie – seelische Konflikt. Die Suche nach Erlösung (Gott?). Die Suche nach einem Sinn. Außerdem kann man Bergman nur beipflichten, wenn er sagt, dass Schreie und Flüstern sein einziger Film ist, der nicht in Schwarz-Weiß funktionieren würde. Dafür ist seine Farbdramaturgie und Lichtsetzung als suggestives Stimmungsbarometer der involvierten Charaktere einfach zu ausgeklügelt.