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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Wang Bings Jugenddokumentartrilogie endet damit, dass Fabrikarbeiter mit Migrationshintergrund mit ihren Familien das neue Jahr feiern. Ihr über fünf Jahre hinweg festgehaltener zyklischer Kampf wird zu einem ergreifenden Porträt des Überlebens im heutigen ländlichen China.

Kritik

 Nach der letzten niederschmetternden Szene des Schlussteils Wang Bings (Ta'ang) epischer Dokumentation, deren drei Segmente auf eine Gesamtlänge von über 12 Stunden kommen, scheint der Kapitelname so bedrückend ambivalent wie der Trilogie-Titel Youth. Jene Jugend ist eine flüchtige Illusion in der unmenschlichen Maschinerie Chinas textilindustrieller Hochburg Zhili. Rund 200.000 Saisonarbeitskräfte, die meisten knapp unter oder Anfang zwanzig, begeben sich für einen Arbeitsplatz alljährlich auf die oft tagelange Reise. Die wiederholt sich zum Saisonende in umgekehrte Richtung. 

Der Kreislauf schließt sich, finanziell, filmisch und familiär. Wer nicht wie ein unglücklicher Protagonist vergeblich auf seinen Lohn wartete oder wie ein anderer nur einen Bruchteil des letztjährigen Gehalts ausgezahlt bekommt, bringt das Ersparte Eltern, Großeltern und den jüngeren Geschwistern. Die leben oft ohne fließend warm Wasser in beengten Hütten, die in der abgebildetes Zeit kurz vor Jahreswechsel so kalt sind, dass die Verwandten selbst drinnen gefütterte Jacken anbehalten. Aber es gibt noch menschliche Wärme.

Jene zeigt sich in Momenten zärtlicher Fürsorge und sanften Humors. Wenn die jungen Eltern, deren Liebe die vorangehenden Teile begleiteten, ihr Baby umsorgen, zu Neujahr bei Bier und krachenden Böllern für einmal Ausgelassenheit herrscht, oder eine Hochzeit gefeiert wird. Aber Wangs respektvoller Realismus lässt keinen Platz für Sozialkitsch. Der ökonomische Druck ist dauernd präsent und selbst den jüngsten Familienmitgliedern bewusst. Jede finanzielle Einbuße bedroht die Existenz. Staatliche Institutionen sind keine Hilfe, sondern eine zusätzliche Gefahr. 

Wer sich beschwert, der Dorfpolizei Arbeit macht, wird eingesperrt. Sich wehren bringt nichts und die Kräfte reichen nur für einen Kampf: den ums Überleben. Das der Protagonist*innen erscheint ein bedrückender Spiegel dessen ihrer Eltern und deren Eltern, für die es weder Ruhestand noch materielle Stabilität gibt. Jeder Augenblick fragiler Fröhlichkeit hat den bitteren Beigeschmack einer sich wiederholenden Geschichte von Ausbeutung und Ausweglosigkeit. Die endet nicht happy, sondern mit einer anderen Heimkehr: an den Arbeitsplatz.

Fazit

Der Abschluss Wang Bings monumentaler Chronik des zermürbenden Altags Chinas junger Saisonarbeitender in der Industrie-Hochburg Zhili begleitet die Charaktere zurück in ihre Heimatorte. Dort sind die Lebensbedingungen nicht weniger hart. Frei von Voyeurismus und mit beklemmender Wahrhaftigkeit enthalten die harschen Szenen familiäre Prägung und Verpflichtung der Protagonist*innen. Die dem sensiblen Material inhärente Sozial- und Systemkritik reicht jenseits der Sweatshops auf ein nicht nationales, sondern globales System, in dem Material(ismus) mehr Wert hat als Menschenwürde.

Kritik: Lida Bach

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