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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Ernst Grueber, ein junger Wehrmachtssoldat, kehrt während eines Fronturlaubs in sein kleines Heimatdorf zurück – nur um dort ein Bild der Zerstörung vorzufinden: Sein Elternhaus liegt in Trümmern, seine Eltern sind spurlos verschwunden. Auf der verzweifelten Suche nach ihnen begegnet er Elisabeth, der starken und tapferen Tochter eines inhaftierten Arztes. Doch während Bomben seine Heimat weiter verwüsten und korrupte SS-Offiziere das Leid der Bevölkerung schamlos ausnutzen, sucht Ernst nach einem Ausweg aus der Brutalität des Krieges. Er findet Hoffnung in der Liebe zu Elisabeth, und trotz des herrschenden Chaos wagen sie es, zu heiraten…

Kritik

„Für das, was andere tun, bin ich nicht verantwortlich!“

Mit Im Westen nichts Neues schuf der deutsche Schriftsteller Erich Maria Remarque 1929 einen literarischen Klassiker, der bereits ein Jahr später mit einer Oscar-prämierten Kino-Adaption versehen wurde (und vor wenigen Jahren mit einem noch erfolgreicheren Remake). Wie so viele Kunstschaffende flüchtet er vor dem Nationalsozialismus in die USA und konnte dort seine Karriere erfolgreich fortsetzen. Das Thema Krieg blieb aufgrund der persönlichen Historie dabei allgegenwärtig und somit befasste sich sein 1954 veröffentlichte Roman Zeit zu leben und Zeit zu sterben ebenfalls damit, diesmal aber mit dem Zweiten statt dem Ersten Weltkrieg. Für die vier Jahre später folgende Verfilmung trat Remarque in einer Nebenrolle sogar vor der Kamera auf (als Professor Pohlmann, wie schon bei Im Westen nichts Neues somit wieder ein wichtiger Part für eine Lehrer-Figur, wenn diesmal eher in die andere Richtung), aber auch sonst war Deutschland in dieser Hollywood-Produktion prominent vertreten. In erster Linie durch den gebürtigen Hamburger Regisseur Douglas Sirk (Solange es Menschen gibt), der wie Remarque (und unzählige andere) selbst vor dem heimischen Regime ins US-Exil flüchtete und jenseits des großen Teichs große Erfolge als Meister des Melodrams feierte. Und speziell für diese Qualitäten bietet die Vorlage einen idealen Nährboden.

Der junge Soldat Ernst Grueber (John Gavin, Spartacus) erlebt 1944 an der sowjetischen Frontlinie am eigenen Leib das barbarische Grauen wie auch den schleichenden Niedergang der deutschen Wehrmacht. Während die eigene Armee immer weiter zurückgedrängt wird und von Bodengewinn schon lange nicht mehr geredet werden kann, werden sinnlose Exekutionen von einheimischen Gefangenen befohlen, die willkürlich als Partisanen eingestuft werden. Ein junger Kamerad begeht in der Folge sogar Selbstmord, da er mit der eigenen Schuld nicht zurechtkommt. Da kommt für Erich die überraschende Genehmigung eines Fronturlaubs einer Erlösung gleich, doch die Ernüchterung trifft ihn umso härter. Es kommt nicht von ungefähr, dass den Heimreisenden explizit verboten wird, zuhause über die wahren Ereignisse an der Front zu berichten, denn die Realität abseits der Kriegspropaganda hat Deutschland schon längst eingeholt bzw. zum Teil sogar schon unter Schutt und Asche begraben. So erging es auch Ernst Elternhaus, denn dies findet er nur noch in Trümmern vor, von seinen Eltern keine Spur. Während seiner Suche nach ihnen trifft er auf Elisabeth (Liselotte Pulver, Eins, zwei, drei) und verliebt sich in sie, aber wie praktisch jeder zu dieser Zeit ist auch sie auf der Suche. Nach ihrem Vater, einem Arzt, der als Staatsfeind eingestuft ins KZ gebracht wurde. Gemeinsam unterstützen sie sich und versuchen in ihrer aufkeimenden Liebe das Grauen um sie herum ein Stückweit zu verdrängen, doch immer wieder holt sie die Realität gnadenlos ein. Spätestens dann, als für Ernst die Rückkehr an die Front bevorsteht.

Ein neuer Im Westen nichts Neues ist Zeit zu leben und Zeit zu sterben nicht ganz geworden, aber der Vergleich wäre auch extrem hochgegriffen und wohl kaum erreichbar. Was Douglas Sirk gelingt, ist eine beachtlich homogene Mischung aus melodramatischer Romanze ganz im Zeitgeist des 50er-Jahre-Hollywood-Mainstreams – immer haarscharf an der Kante zum Kitsch, aber wie so oft bei Sirk sehr präzise ausformuliert und mit dem Fingerspitzengefühl für die richtige Nuancierung – und tatsächlich sehr ernsthafter und auch erschütternder Aufarbeitung des letzten Kriegsjahres für Deutschland, in dem man sehendes Auges in den Untergang lief, aber bis zum Letzten versuchte, die Realität nicht akzeptieren zu müssen. Und dies trifft nicht nur auf die Propaganda-Maschine aus Berlin zu, die natürlich das Volk und sein Kanonenfutter wissentlich belog, um sich die eigene Niederlage nicht eingestehen zu müssen, sondern hier geht es mehr um die, die an diese Lüge irgendwie noch glauben wollten – oder nicht anders konnten. An der Front sind es junge und überfordert Soldaten, die die Schuld für ihrer Taten bei anderen suchen, da sie ja nur Befehle befolgen und in der Heimat ist das Problem noch vielschichtiger.

„Genießt den Krieg Freunde, der Frieden wird furchtbar!“

Sehr bezeichnend sind dafür speziell zwei Momente: zum einen das Aufeinandertreffen von Ernst und einem alten Schulkameraden, der inzwischen Kreisleiter der SS ist und sein Dasein zelebriert wie die Made im Speck, obwohl um ihn herum die Einschläge immer näherkommen. Orgien mit Champagner und Prostituierten, obwohl die Niederlage nicht mal mehr nur an die Tür klopft, sie hat die Hütte quasi schon eingetreten. Komplette Ignoranz, hochgezogen am kurzfristigen Wohlstand, da wird mit knallenden Korken ins Verderben geritten. Oder auch das erste Date von Ernst und Elisabeth, wo ein Luxus-Restaurant aufgesucht und so getan wird, als ob der Krieg nicht existieren würde. Bis die Party direkt ausgebombt wird, die feine Gesellschaft in den Luftschutzbunker flüchten muss, eskortiert von der stetig weiterspielenden Kapelle (wie einst auf der Titanic) und „Freut euch des Lebens geschmettert wird. Mehr Absurdität geht kaum, aber damit trifft Zeit zu leben und Zeit zu sterben eigentlich keinen satirischen oder überzeichneten Ton, es ist das bittere Abbild des damaligen Hier und Jetzt. 

Fazit

Hochwertig inszeniert und inhaltlich nicht nur auf emotionale Effekthascherei aus (was aber auch gerne mitgenommen wird), bietet „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ eine sehr gelungene Mischung aus massentauglicher Mainstream-Unterhaltung (der 50er) und ernsthaftem, teilweise sogar entlarvendem Kriegsdrama. Kein Must-See-Klassiker, aber für das, was er ist und sein will, gebührt ganz klar eine Einordnung ins qualitativ übergeordnete Regal. 

Kritik: Jacko Kunze

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