{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

1961 – Südtirol, eine Minderheitenregion in Norditalien, wird zum Schauplatz einer Bombenkampagne gegen die italienische Herrschaft. Das Leben des aufstrebenden Künstlers Paul, seines Hardliner-Bruders Anton und von Antons Frau Anna gerät außer Kontrolle.

Kritik

Vor dem historischen Hintergrund der sogenannten Südtiroler „Feuernacht“, während der im Südtirol des Handlungsjahres 1961 in der Nacht zum 13. Juni durch einen Anschlag des Befreiungsausschusses Südtirol 37 Strommasten gesprengt wurden, entwirft Michael Koflers konfrontatives Kino-Debüt ein Familiendrama mit gesellschaftskritischem Gegenwartsbezug. Jene politischen Parallelen zu aktuellen Konflikten verstärkt die paradigmatische Resonanz des harschen Heimatkinos um ideologischen Widerstand, familiäre Bindungen und persönliche Verantwortung. Die Sehnsucht nach individueller Freiheit eint und spaltet die drei zentralen Figuren, die unterschiedliche Positionen in einem filmisch vernachlässigten Kapitel österreichisch-italienischer Nationalgeschichte verkörpern.

Bereits die symbolträchtige Eröffnungsszene imaginiert das Ringen zwischen den divergenten strategischen Haltungen im Kampf um Gleichberechtigung und Autonomie Tirols gegenüber Italien als einen Kampf unter Brüdern. Darin sind Liebe und Hass schier untrennbar verschlungen, wie in der belasteten Beziehung zwischen dem begabten Zeichner Paul (Thomas Prenn, Deutsches Haus), der von einem Kunststudium an der Münchener Akademie träumt, und seinem älteren Bruder Anton (Laurence Rupp, Die Affäre Cum-Ex). Der nationalistischer Hardliner glaubt, im Kampf um Tirols Selbstbestimmungsrecht nur gewaltsam etwas erreichen zu können. Die Konsequenzen tragen seine Frau Anna (Aenne Schwarz, Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes) und Paul.

Der junge Protagonist ist zerrissen zwischen widerwilliger Bewunderung und Ablehnung seines Bruders, dessen Platz er nach Antons Untertauchen im Zuge der BAS-Anschläge in dessen Haushalt allegorisch einnimmt. Diesen männlichen Machtstreit soll Annas Situation als von intersektionaler struktureller, patriarchalischer und systemischer Diskriminierung betroffen erweitern. Doch dieser Versuch perspektivischer Öffnung bleibt eine vage Geste, ähnlich der Differenzierung der italienischen Seite. So liegt die Stärke der fokussierten Inszenierung in den nuancierten Darstellungen und dem Ausloten intimer Streitpunkte. Verdeckte Risse im Familiengefüge spiegeln die übergreifenden politische Fronten-Verhärtung, deren gewaltvollen Erbe das bittere Fazit bleibt. 

Fazit

Familiäres Pflichtgefühl und Freiheit sowie staatlicher Druck und Selbstverwirklichung fungieren als symmetrische Gegenpole in Michael Koflers rauer Rekapitulation Tirols gewaltvoller Landesgeschichte. Kameramann Felix Wiedemann verpackt das komplexe Konstrukt persönlicher und populistischer Differenzen in gedrungene Bilder, die räumliche und familiäre Enge durch düstere Interieurs und intensive Nahaufnahmen vermitteln. Frei von sentimentalen Schnörkeln entsteht ein Gegenbild zum klassischen Heimat-Kitsch, das die Alpenlandschaft als zugleich imposant und vage bedrohlich wahrnimmt. Zugleich Schutzraum und Gefahrenkulisse, stellt sie Zugehörigkeit beständig in Frage, genau wie die Begriffe von Familie, Heimat und Heim. 

Kritik: Lida Bach

Wird geladen...

×