Das goldene Zeitalter des US-Western war nicht gerade geprägt durch ein ausgeprägt weltoffenes, liberales und tolerantes Menschenbild, auch wenn das selbst heute gerne noch beschönigt oder noch viel lieber gänzlich unter den Teppich gekehrt wird. Die Rollen waren klar verteilt, zwischen Männern und Frauen und noch wesentlicher zwischen Gut und Böse. Die amerikanischen Ureinwohner mussten oft genug die Rolle der primitiven, rachsüchtigen und skalpierenden Wildlinge einnehmen, während der zivilisierte weiße Mann ihnen so lange versuchte Vernunft einzubläuen, bis nur noch das Gesetz des Stärkeren (oder besser Bewaffneten) – meist auch gleichzusetzten mit Gottesfürchtig-Christlichen – zählt. Ein Mann muss halt tun, was ein Mann tun muss…wenn er die richtige Hautfarbe und Gesinnung hat.
Einen Schritt in die richtige Richtung liefert Zwischen zwei Feuern vom Western-erfahrenen André De Toth (Carson City), der seinen mit gewohnt kerniger Präsenz ausdrucksstark aufreitenden Star Kirk Douglas (Spartacus) in der Rolle des Johnny Hawks, eines handfesten Diplomat zwischen Indianern, Soldaten, Siedlern und Cowboys präsentiert. Kurz nach dem Ende des Bürgerkrieges liegt immer noch wahnsinnig viel Spannung in der Luft, jedes Lager versucht sich richtig zu positionieren und den fragilen Frieden dabei nicht unnötig zu gefährden, selbst die daran eigentlich relativ unbeteiligten Indianer der Sioux. Diese wollen einfach in Ruhe gelassen werden, besonders von aufdringlichen, weißen Glücksjägern, die versuchen mit Feuerwasser sich den Standort einer Goldader zu erkaufen, welche sich im Stammesgebiet befindet. Von allen Seiten wird Hawks zwar in der Mehrheit respektiert und geachtet, von Einzelnen jedoch auch mit Argwohn betrachtet, schließlich könnte auch er seine Position nutzen um daraus persönliche Vorteile zu ziehen, die Parteien gegeneinander ausspielen um sich am Ende selbst das Gold einzustecken. Angeheizt wird die Situation durch zwei verschlagene Gauner (Walter Matthau, Ein seltsames Paar & Lon Chaney Jr., Der Wolfsmensch), denen ein gutes Miteinander völlig wurscht ist, solange das eigene Sparschwein prall gefüllt ist.
Mit einem für damalige Verhältnisse ungewöhnlich reflektierten und halbwegs selbstkritischen Blickwinkel fällt Zwischen zwei Feuern angenehm auf, versucht er wenigstens die Rolle der Weißen und die Lage der Ureinwohner, deren durchaus verständlichen, dadurch im Umkehrschluss eben nicht immer bis ins Letzte kompromissbereiten Motive darzustellen und nicht als plumpes Gut/Böse-Schema zu missbrauchen. Im Gegenteil, eher wird die Reaktion der Indianer fast vollständig gerechtfertigt, sie als Opfer raffgieriger und rassistischer Invasoren gezeigt, was grundsätzlich ja auch kaum abzustreiten ist. Ein echtes, tiefsinnigeres Politikum ist der Film dabei nicht, will er auch gar nicht sein, zeigt sich aber für zeitbedingte Genre-Maßstäbe erfreulich ambivalent. Natürlich soll bei einer Ford-Belagerung mit den armen Weißen mitgefiebert werden, natürlich sind die Indianer längst nicht so von christlicher Vergebung und im Gegenzug fast barbarischer Grausamkeit bei ihrer Rechtsprechung gekennzeichnet (klaro), im filmhistorischen Kontext ist das aber schon wesentlich mehr, als das womit man sich sonst so zähneknirschend engagierend sollte.
Vom grundsätzlichen Handwerk ebenfalls als überdurchschnittlich zu betrachten - neben dem guten Cast strahlt das farbenprächtige, aber nie zu bunte Cinemascope-Bild bis über beide Ohren und findet dabei durchgehend feine Aufnahmen - ist Zwischen zwei Feuern ein recht kurzweiliger, vom eigentlichen Plot schlichter, dennoch absolut zufriedenstellender Western seiner Zeit, bei dem aber eines besonders aktuell (#MeToo) ganz übel aufstößt: Das „Begattungsritual“ vom grinsenden Kirk Douglas, was quasi eine verhinderte Vergewaltigung ist und am Ende selbstverständlich trotzdem dazu führt, dass man(n) bekommt was verlangt und verdient ist, wäre selbst ohne diese ganze aufgeheizte und aus gutem Grund endlich mal wirklich thematisierte Debatte unter aller Sau. Da darf man schon mal ordentlich im Strahl kotzen.