Drei Cowboys stranden unfreiwillig im mexikanischen Puerto Miguel, da ihr Dampfer mit Maschinenschaden liegen geblieben ist. Während des Goldrausches verschwendete Zeit, bis ein bildhübscher Engel namens Leah (Susan Hayward, Briefe aus dem Jenseits) ihnen ein Angebot macht, das zu lukrativ scheint um es ablehnen zu können. Jedem bietet sie 2000 $, der ihr hilft den in der eigenen Goldmine verunglückten Gatten zu befreien. Während der junge Heißsporn Daly (Cameron Mitchell, Blutige Seide) sofort Feuer und Flamme für die Aussicht auf leichtes, schnell verdientes Geld ist, werden der alte Haudegen Hooker (Gary Cooper, Zwölf Uhr mittags) und der gerissene Falschspieler Fiske (Richard Widmark, Der Todeskuss) stutzig, dass sich offenbar nur ein ganz besonders lebensmüde Exemplar der Einheimischen für diese augenscheinlich viel zu gut bezahlte Mission bereiterklärt. Das hat natürlich seinen Grund: Die Mine liegt mitten im Apachen-Gebiet, mit denen grundsätzlich (zumindest im klassischen US-Western) nicht gut Kirschenessen ist. Aber was will man(n) machen, wenn man bei der Ehre gepackt, mit dem prallen Goldbeutel vor der Nase rumgefuchtelt wird und die Auftraggeberin auch noch so verdammt aufregend ist? Richtig, gegen jede Vernunft ins Verderben reiten. Yeah, it’s Western-Time.
In seiner langen Karriere war Henry Hathaway zwar was die Ausrichtung seiner Arbeiten anging relativ flexibel, am bekanntesten bleibt er aber wohl für seine Western, darunter die äußerst prominenten, persönlichen Spätwerke Die vier Söhne der Katie Elder oder Der Marshal a.k.a. True Grit. Garten des Bösen war einer seiner ersten Gehversuche in der Königsdisziplin des US-Genre-Films, dem er für damalige Verhältnisse eine recht frische, unkonventionelle Note verleiht. Fast mehr Abenteuer-, ganz dezent an die Tür des Survivalfilms klopfend werden vier Glücksritter auf ein Himmelfahrtskommando geschickt, dessen Bedrohung zwar immer irgendwie omnipräsent ist, aber über lange Zeit nicht direkt greifbar. Gerade in der ersten Hälfte erinnert das beinah an Henri-Georges Clouzot’s ein Jahr vorher erschienenes Meisterwerk Lohn der Angst, der grob einer ähnlichen Prämisse hat.
Die Gefahr durch die barbarischen, blutrünstigen Indianer (so sind sie halt, die Wilden) wird lange angeteasert, tatsächlich in Erscheinung treten sie erst kurz vor Schluss. Trotzdem sind sie da draußen, beobachten und belauern mutmaßlich ihre Beute, während sich die Gruppe durch interne Grabenkämpfe selbst vor große Probleme stellt. In deren Mittelpunkt die Gier nach Gold nur eine untergeordnete Rolle spielt. Das Zentrum des Zwiespalts bildet dieses ambivalente Weibsbild, das die starken Männer um sich herum offenbar nicht braucht um sie zu beschützen, sondern nur um einem Zweck zu dienen. Werden sie von ihr gezielt manipuliert oder kollidieren hier nur ungewohnte Rollenbilder und eine so nicht gekannte, starke Frauenfigur mit den Vorstellungen ihrer Gehilfen, die damit nicht umgehen können, was zur paranoiden Selbstzerfleischung führt? Dieser Aspekt in Garten des Bösen ist ziemlich stark und höchst interessant, was es ihm auch (zunächst) legitimiert im Mittelpart gehörig das Tempo rauszunehmen. Die interne Konflikt-Konstellation ersetzt Action und wirklich akute Gefahrensituationen, was prima funktioniert und richtig gut aufgehen würde, wenn der Film am Ende nicht doch zu konventionell seiner Wege gehen und somit die Chance auf eine echte Pole-Position verschenken würde.
Was Henry Hathaway ohne Zweifel kann und mit dickem Textmarker hervorhebt: Er ist kein Mann für die kleinen Brötchen. Garten des Bösen bietet prächtige, mitunter wunderschöne Aufnahmen, in der gelegentliche Studio-Malereien problemlos durchgewunken werden. Seine Inszenierung ist handwerklich erstklassig, dazu besetzt er seine Stars passend auf ihre Paraderollen. Western-Ikone Gary Cooper geht das Ganze mit cooler, aber schon leicht großväterlicher, tugendhafter Gelassenheit an, während Richard Widmark als smartes Schlitzohr ihm irgendwie versehentlich die Show stiehlt, obwohl natürlich alles auf Cooper zugeschnitten ist und ihm fleißig zugearbeitet wird. Durch die Fähigkeiten des Regisseurs, der ungewöhnlichen Genre-Variation und dem geschickten Spiel mit direkter und indirekter Gefahr ist Garten des Bösen definitiv ein guter, sehenswerter Film geworden, dem es am Ende entweder an Mut, Kreativität oder vermutlich eher nur diesem gewissen Etwas fehlt, was ganz klar in ihm schlummert. Allein der Schlussdialog ist so ernüchternd theatralisch und daumendick aufgetragen, eigentlich fehlt nur noch sein satter Zungenkuss zwischen Cooper und Widmark…aber das war damals ja noch verboten.