Von Stu am Dienstag, 08 Dezember 2020, 11:24 Uhr
Bildnachweis: © Warner
Es war wahrscheinlich die größte und wichtigste Meldung im Filmbereich der letzten Wochen: Warner wird alle ihre Kinofilme des kommenden Jahres in den USA parallel in die Kinos sowie auf ihrem Streamingdienst HBO Max herausbringen (wir berichteten). Dies betrifft Produktionen wie Matrix 4, Dune, Tom & Jerry, King Richard, Malignant oder Conjuring 3: Im Banne des Teufels.
Durch Warners Entscheidung der großen Leinwand die Exklusivität zu nehmen - zumindest in den USA - hat das Studio aber dem Kino sehr deutlich einen tiefen Stich ins Herz verpasst, was nicht bei allen gut ankommt. Regisseur, Autor und Produzent Christopher Nolan, der seit Batman Begins (2005) alle seine Filme unter dem Banner von Warner realisierte, fand in einem Gespräch mit Entertainment Tonight klare Worte zu Warners Vorhaben:
"[...] sie [Warner] haben einige der größten Stars der Welt, die in einigen Fällen jahrelang gearbeitet haben bei diesen Projekten, die ihnen sehr am Herzen liegen und für Großbild-Erlebnisse gedacht sind. Sie sollen für ein möglichst breites Publikum da draußen sein ... Und jetzt werden sie als Verlustführer für den Streaming-Service eingesetzt - für den jungen Streaming-Service - ohne Rücksprache. [...]
Nolan soll nicht der einzige Filmschaffende sein, der äußerst unzufrieden mit Warners Verhalten und Entscheidung ist. Auch James Gunn, der für das Studio The Suicide Squad inszenierte, der nächstes Jahr erscheinen wird, soll alles andere als erfreut sein. Laut Insidern soll Dune-Regisseur Denis Villeneuve auch zu denjenigen gehören, die sehr unzufrieden mit Warner sind.
Grund für diese neue Veröffentlichungspolitik ist natürlich die Pandemie, aber auch dass Warner noch weiteres großes Problem hat: Ihr Streamingdienst ist aktuell nicht sonderlich erfolgreich. Es fehlt ihm an Exklusivtiteln, die für zahlende Kundschaft und Gesprächsstoff sorgt. Dies soll auch der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass sie Zack Snyder's Justice League grünes Licht erteilt haben.
Mit ihrem neuen Veröffentlichungsmodell verärgert Warner aber auch einen ihrer wichtigsten Geschäftspartner, nämlich Legendary Pictures. Die stemmten mit Warner große Projekte wie Inception, 300, Pokémon - Meisterdetektiv Pikachu oder The Dark Knight. Auch Dune und Godzilla vs. Kong gehören dazu. Legendary steuerte 75 % des Budgets des Monsterspektakels bei, Warner nur 25 %. Dennoch hat Warner als Verleih die Entscheidungsgewalt, wie der Blockbuster veröffentlicht wird, weswegen auch dieser Film parallel auf HBO Max und den US-Kinos starten soll.
Damit ist Legendary aber nicht einverstanden, vor allem weil sie in diese Pläne nicht involviert waren und ihr Vetogesuch von Warner anscheinend einfach ignoriert wurde. Legendary würde die Rechte an Godzilla vs. Kong lieber an Netflix veräußern, die 250 Millionen US-Dollar angeboten haben sollen. Damit würde Legendary durchaus einen Gewinn machen. Ob der Film allerdings Legendary dieselbe Summe einbringt, wenn er auf HBO Max sowie in den US-Kinos läuft ist fraglich. Warner und Legendary versuchen wohl aktuell den Disput außergerichtlich zu lösen. Sollte dies scheitern soll Legendary aber durchaus gewillt sein, vor Gericht zu ziehen.
Während sich Warner für etwaige juristische Kämpfe wappnet, bereitet der Konzern zeitgleich auch den Launch von HBO Max in Europa vor. In der zweiten Jahreshälfte 2021 soll der Streamingdienst sich auf unserem Kontinent ausbreiten. Eine parallele Veröffentlichung von Warner Filmen im Kino sowie auf HBO Max soll es in Europa aber nicht geben (mehr dazu hier).
Was sagt ihr zur Kritik und den Schwíerigkeiten, die nun anscheinend auf Warner zu kommen?