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"Immer wieder verblüfft": "American Psycho" -Macherin erstaunt über Fehlinterpretationen

DomKarnage

Von DomKarnage

Bildnachweis: © Lionsgate | Werbemotiv zu "American Psycho"

American Psycho feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum und wurde deswegen bereits Anfang des Jahres in diversen Kinos, darunter auch welchen in Deutschland, wiederaufgeführt. Und während sich die Gerüchte zu einem Remake unter der Regie von  (Challengers - Rivalen) zuletzt tatsächlich bewahrheitet haben (mehr dazu hier), hat sich nun Regisseurin  (Dalíland) zu dem Kultstatus, den ihre erste Verfilmung mit  genießt, geäußert. Im Gespräch mit Letterboxd Journal zeigte sich die Filmemacherin einigermaßen erstaunt darüber, dass ihr Werk bis heute von "Wall Street Bros", wie sie es nennt, gezielt missverstanden und irrtümlich umarmt werde:

„Ich bin immer wieder völlig verblüfft. Ich glaube nicht, dass Guinevere [Turner, Co-Drehbuchautorin und Schauspielerin von  ‚American Psycho‘ ] und ich jemals damit gerechnet hätten, dass es von den Wall-Street-Leuten angenommen wird. Das war nicht unsere Absicht. Haben wir also versagt ? Ich weiß nicht genau, warum, denn Christian macht sich ganz offensichtlich über sie lustig … Aber die Leute lesen die Bibel und beschließen, loszugehen und viele Menschen zu töten. Die Leute lesen  ‚Der Fänger im Roggen‘  und beschließen, den Präsidenten zu erschießen.“
American Psycho handelt vom neureichen Wall Street-Yuppie Patrick Bateman (Bale), der mit seinem Luxus-Lebensstil ein Psychopathendasein kaschiert, was vor allem nachts zum Vorschein kommt, wenn er unter anderem Obdachlose und Prostituierte foltert, vergewaltigt und ermordet. Dabei droht er im Verlauf nicht nur seine Maske der Zurechnungsfähigkeit zu verlieren, sondern auch den Sinn dafür, was Realität und was Einbildung ist. Nicht wenige Fans des Films sehen in Bateman jedoch keinen Antagonisten. geschweige denn einen Psychopathen, sondern schlichtweg ein Vorbild, sodass der Charakter über die Jahre längst zu einer Art Ikone von neurechten Incels in den USA geworden ist.  Aus Harrons Sicht hätten diese jedoch den  eigentlichen Sinn des Ganzen verfehlt. Für sie und ihre Partnerin, die ebenfalls lesbisch ist, sei klar gewesen, dass der Roman zu American Psycho als Satire auf Männlichkeit aus der Sichtweise eines Homosexuellen zu verstehen sei:
"Bret Easton Ellis war schwul und konnte die homoerotischen Rituale dieser Alphamännchen erkennen, was auch im Sport, an der Wall Street und in all diesen Bereichen gilt, wo Männer ihren extremen Wettbewerb und ihre ‚Herausforderungen‘ wertschätzen. Es hat etwas sehr, sehr Schwules an der Art und Weise, wie sie ihr Aussehen und das Fitnessstudio fetischisieren.“

Stärker noch als im Film eifert Patrick Bateman in der Romanvorlage zudem dem heutigen US-Präsidenten Donald Trump nach, der damals bereits einer von New Yorks erfolgreichsten Geschäftsmännern und größten Baulöwen war. Obwohl American Psycho aber in den 80ern spiele, mit Ronald Reagan im Weißen Haus und der AIDS-Epidemie, die der LGBTQ-Community zu schaffen gemacht habe, sei Mary Harron überascht, wie die Geschichte mit den Jahren gealtert sei, auch im Hinblick darauf, wie die Rechte von Transpersonen in den USA nun bedroht seien mit Trump als US-Präsident:

„Es ging um eine räuberische Gesellschaft, und heute, 25 Jahre später, ist sie viel schlimmer. Die Reichen sind viel reicher, die Armen ärmer. Ich hätte nie gedacht, dass Rassismus und weiße Vorherrschaft so gefeiert werden würden, wie wir es im Weißen Haus im Grunde erleben. Ich hätte nie gedacht, dass wir so etwas erleben würden.“

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