Erwähnungen
Box Office: "Weapons" verteidigt Platz eins – doch ein 50 Jahre alter Klassiker rüttelt ordentlich am Thron
Das diesjährige Labor-Day-Wochenende markiert den inoffiziellen Abschluss der Sommersaison an den nordamerikanischen Kinokassen. Da es sich um ein verlängertes Wochenende handelt, ziehen sich die Zahlen über vier Tage, wobei der Feiertag am Montag traditionell noch einmal für einen zusätzlichen Publikumsansturm sorgt. Entsprechend könnte es im Laufe der Woche noch deutliche Korrekturen nach oben geben. Auffällig ist dabei, dass die Kinocharts aktuell von einer interessanten Mischung geprägt sind: ein durchsetzungsstarker Dauerbrenner, ein spektakuläres Comeback eines 50 Jahre alten Klassikers und zwei Neustarts, die sich zwischen Erwartung und Ernüchterung bewegen.

Warner behält den Spitzenplatz
Auch am Labor-Day-Weekend behauptet sich Weapons von Warner/New Line Cinema an der Spitze der nordamerikanischen Charts. Mit geschätzten 12 Millionen US-Dollar über die vier Tage verteidigt der Film bereits zum vierten Mal in Folge seine Führungsposition. Der Rückgang gegenüber der Vorwoche liegt bei rund 38 Prozent – ein Wert, der zwar auf einen spürbaren Zuschauerschwund hindeutet, aber für ein viertes Wochenende dennoch als ausgesprochen stabil gilt. In Summe steht das Werk nun inländisch bei über 134 Millionen US-Dollar.
Dieser kontinuierliche Erfolg ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen zeigt er, dass das Publikum auch jenseits des Eröffnungswochenendes ein nachhaltiges Interesse am Thriller hat. Zum anderen ist gerade das Labor-Day-Wochenende historisch nicht für große Einnahmen bekannt. Dass Weapons weiterhin souverän abliefert, spricht für die starke Mundpropaganda und das kluge Timing der Veröffentlichung
Verglichen mit anderen Genre-Beiträgen der vergangenen Jahre lässt sich der Erfolg noch klarer einordnen: Filme, die in dieser Größenordnung starten, verlieren häufig schneller an Zugkraft. Weapons hingegen hält sich mit bemerkenswerter Ausdauer und könnte mittelfristig die 150-Millionen-Grenze überschreiten – eine Dimension, die im Spätsommer nicht selbstverständlich ist. Auch international entwickelt sich der Film solide, wobei die nordamerikanischen Ergebnisse klar das Fundament des Gesamterfolgs darstellen.
Nicht zuletzt zeigt der aktuelle Erfolg, dass Warner es geschafft hat, den Film klug im Markt zu platzieren: frei von Konkurrenz durch Mega-Blockbuster, aber nah genug am Spätsommer, um noch das Publikum anzuziehen, das nach den großen Franchises des Frühsommers nach Abwechslung sucht. Weapons beweist damit eindrucksvoll, dass auch ein Genre-Titel ohne Franchise-Anbindung in der heutigen Kinolandschaft bestehen kann. Wobei der starke Einsatz von Social-Media gewiss einen immesen Teil dazu beiträgt, dass der Titel nicht schon nach zwei Wochen kein Thema mehr ist.

Hat auch nach 50 Jahren noch Biss
Der vielleicht erstaunlichste Erfolg des Wochenendes gelingt einem Film, der fünf Jahrzehnte alt ist. Steven Spielbergs Der Weiße Hai (OT: Jaws) wurde von Universal in einer restaurierten Version erneut in die nordamerikanischen Kinos gebracht – teilweise sogar in IMAX. Das Ergebnis: beeindruckende 9,7 Millionen US-Dollar über die vier Tage, womit der Klassiker nicht nur Platz 2 der Charts belegt, sondern auch mehrere brandneue Produktionen hinter sich lässt.
Dieser Triumph ist Teil einer wachsenden Welle von Wiederaufführungen, mit denen Studios zunehmend Lücken im Veröffentlichungsplan füllen. Einige Titel kehrten zuletzt zurück auf die Leinwand, doch selten konnte ein Re-Release so hohe Zahlen erzielen wie nun Der weiße Hai. Breite Wiederaufführungen wie Interstellar und Coraline bewiesen mit Einspielergebnissen im Bereich von über 30 Millionen US-Dollar weltweit, dass Nostalgie eine starke Zugkraft entwickeln kann. Spielbergs Klassiker setzt diese Tradition nun in besonders eindrucksvoller Form fort.
Bemerkenswert ist, dass Der weiße Hai in weniger Kinos gestartet ist als manche Neustarts, aber dennoch mit ihnen gleichzieht oder sie sogar überholt. Das spricht nicht nur für die ungebrochene Popularität des Films, sondern auch für die Qualität der Präsentation im Kino. Premium-Formate wie IMAX und Dolby Cinema spielen hier eine entscheidende Rolle: Sie lassen die Intensität des Klassikers neu aufleben und machen ihn auch für jüngere Generationen zu einem einzigartigen Erlebnis.
Dass ein 50 Jahre alter Film in der Lage ist, aktuelle Titel zu übertreffen, dürfte Studios bestärken, ihrerseits mehr Re-Releases einzuplanen. Universal selbst hat sein Programm an Wiederaufführungen in den vergangenen zwei Jahren drastisch ausgeweitet – 2025 sind zwölf solcher Veröffentlichungen geplant, verglichen mit gerade einmal zwei im Jahr 2023. Angesichts des Erfolgs von Der weiße Hai könnte dieser Trend noch weiter an Fahrt aufnehmen.

Der neue Aronofsky muss sich dem Hai geschlagen geben
Mit Caught Stealing bringt Sony den neuen Film von Darren Aronofsky in die nordamerikanischen Kinos – und erzielt mit 9,5 Millionen US-Dollar einen ordentlichen Auftakt. Auch wenn er knapp hinter Der weiße Hai landet, ist das Ergebnis für einen Film ohne bekannte Franchise-Anbindung respektabel. Vor diesem Hintergrund kann man den Start als gelungen einordnen. Wie der Titel sich nächste Woche schlägt dürfte entscheidend sein.
Interessant ist der Vergleich mit den Rahmenbedingungen: Der Film startete in 3.578 Kinos, also in einem der größten Rollouts des Wochenendes, und musste sich dennoch einem Klassiker geschlagen geben. Das könnte auf eine gewisse Übersättigung im Thriller-Segment hindeuten, gleichzeitig aber auch zeigen, wie außergewöhnlich stark Der weiße Hai performt. Für Sony bleibt das Resultat dennoch ein positiver Eintrag, da die Produktionskosten überschaubar waren und das Risiko damit begrenzt ist.
Wie sich Caught Stealing in den kommenden Wochen entwickelt, hängt nun entscheidend von der Mundpropaganda ab. Sollte der Film von seinem verlängerten Startwochenende profitieren, könnte er in Woche zwei noch stabil bleiben. Andernfalls droht ein steiler Abfall, der im Konkurrenzumfeld schnell zu einer marginalisierten Kinoauswertung führen würde. Im Moment jedoch ist der Start als gut zu bewerten – auch wenn der Vergleich mit dem Spielberg-Klassiker unweigerlich die Box-Office-Schlagzeilen bestimmt.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung des Feiertagsmontags: Solche Filme, die ein erwachsenes Publikum ansprechen, neigen dazu, am Labor Day von Nachholeffekten zu profitieren. Ein stärkerer Montag könnte dem Film helfen, seine Eröffnungsbilanz weiter aufzuwerten und sich in der Rangliste noch vor den Jaws zu schieben – endgültige Klarheit wird hier erst die Dienstag-Meldung bringen.

Körpertauschkomödie bleibt stabil in den Charts
Disneys Körpertausch-Komödie Freakier Friday hält sich weiterhin beachtlich. Mit 8,7 Millionen US-Dollar aus 3.475 Kinos fällt das Minus gegenüber der Vorwoche mit 24 Prozent zwar spürbar aus, bleibt aber im üblichen Rahmen für einen vierten Spielwochenendeinsatz. Insgesamt steht der Film nun bei 82,6 Millionen US-Dollar – eine Bilanz, die man als gut bezeichnen darf, auch wenn das große Durchstarten nach oben wohl nicht mehr zu erwarten ist.
Verglichen mit der Vorwoche zeigt sich Freakier Friday mit Lindsay Lohan und Jamie Lee Curtis stabiler, als es viele Remakes oder Fortsetzungen in dieser Phase tun. Zwar sind die Rückgänge etwas höher als beim Spitzenreiter Weapons, doch angesichts der leichten Komödienkonkurrenz behauptet sich der Film weiterhin souverän.

Kein großer Erfolg für Colman und Cumberbatch
Deutlich weniger erfreulich verlief das Wochenende für Disneys Die Rosenschlacht. Mit 7,35 Millionen US-Dollar aus 2.700 Kinos blieb der Neustart mit Olivia Colmanund Benedict Cumberbatch sehr klar hinter den Erwartungen zurück. Schon die Zahlen vom Freitag (2,4 Millionen US-Dollar) ließen erkennen, dass sich hier kein breiter Publikumserfolg einstellen würde. Damit reiht sich der Film auf Platz 5 ein – und das trotz der vergleichsweise geringen Konkurrenz durch große Neustarts.
Im Vergleich zu den übrigen Filmen im Ranking fällt dieses Ergebnis enttäuschend aus. Während selbst ein 50 Jahre alter Klassiker wie Der weiße Hai zweistellige Millionenbeträge generiert, wirkt die Resonanz auf Die Rosenschlacht ernüchternd. Für Disney bedeutet dies einen schwachen Auftakt, bei dem auch der Feiertagsbonus kaum für Glanz sorgen konnte.

Ausblick auf die kommende Woche
Am kommenden Wochenende dürfte der beeindruckende Lauf von Weapons ein Ende finden. Für Warner ist das jedoch kein Grund zur Sorge – schließlich gehört auch Conjuring 4: Das letzte Kapitel zum eigenen Portfolio. Damit stehen sich zwei Titel desselben Studios gegenüber, die zudem nicht nur die Firmenheimat, sondern auch Teile des Produzententeams teilen.
Zwar konnte Conjuring 3: Im Bann des Teufels weder die Kritiker noch das Publikum im gleichen Maße überzeugen wie die beiden von James Wan inszenierten Vorgänger, doch auch der dritte Teil erwies sich kommerziell als verlässlicher Erfolg. Alles andere als ein starkes Ergebnis des vierten Kapitels wäre fast schon übernatürlich, zumal die Reihe weiterhin zu den profitabelsten Horror-Franchises der letzten Dekade zählt. Conjuring 4 startet hierzulande am Donnerstag, die ersten Kritiken werden allerdings erst am Mittwochabend veröffentlicht.
Daneben geht die Komödie Splitsville mit Dakota Johnsonund Adria Arjona ins Rennen, die jedoch wohl kaum nennenswerte Spuren an den Kinokassen hinterlassen dürfte. Generell präsentiert sich der September in der Vorschau eher zurückhaltend, was potenzielle Kassenschlager betrifft. Es gibt zwar einige interessante Neustarts, doch der nächste ernsthafte Anwärter auf einen echten Blockbusterstatus ist Tron: Ares, der Anfang Oktober in die Kinos kommt.
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