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Update: Zuviel Hass: Joss Whedon löscht seinen Twitter Account

Aurea

Von Aurea

Quelle: techtimes.com
Bildnachweis: © Disney/Marvel: Joss Whedon und Robert Downey Jr. am Set von "Avengers: Age of Ultron"

"Avengers: Age of Ultron" legte ein fantastisches Startwochenende in den USA hin. Wie das "Wall Street Journal" berichtet legte der Film in den USA und Kanada das zweiterfolgreiche Eröffnungswochenende aller Zeiten hin, und Disney/Marvel regiert nun die Top 3 der erfolgreichsten Eröffnungswochenenden im Alleingang. Die beiden anderen Filme auf dem Siegertreppchen sind "Avengers" und "Iron Man 3".


Doch nicht bei allen herrscht Grund zu Freude. Joss Whedon, der Regisseur beider Avengers-Filme, hat am Montag Abend seinen Twitter-Account gelöscht. Ein konkreter Grund wurde bisher nicht genannt, allerdings gibt es zahlreiche Vermutungen. So hatte er schon häufiger angemerkt, dass die Arbeit für Marvel ihn für insgesamt fünf Jahre komplett eingesponnen hatte, und er nun dringend eine Auszeit benötigt. In seine Fußstapfen für die Regie der Avengers treten in Zukunft die Russo-Brüder, die schon mit "Captain America: The Winter Soldier"überzeugen konnten. Doch ob Überanstrengung der Grund für die Löschung des Accounts war?

Denn es gibt noch einen weiteren Vorfall. So zeigten sich nach dem Kinobesuch vor allem weibliche Fans sehr aufgeregt. Falls ihr den Film noch nicht gesehen habt, lest besser nicht weiter, denn hier folgen milde Spoiler.

Joss Whedon wird von verschiedenen Seiten vorgeworfen, offen sexistisch zu sein. Als Beispiel werden vor allem zwei Szenen herangezogen:

- bei der Party im Avengers-Tower kommt es zum Wettstreit, in dem es darum geht Thor's Hammer hochzuheben. Tony Stark (Robert Downey Jr.) versucht sich ebenfalls an der Aufgabe und sagt beiläufig, dass er, sollte er den Hammer heben, das "Ius Prima Nocta" wieder einführen wird. Den meisten Zuschauern dürfte dies kein Begriff sein, deswegen hier eine kurze Erklärung: dieses Gesetz, dessen Ursprung nicht eindeutig geklärt ist (manche behaupten, es hätte nie existiert), ermöglicht es einem Herrscher, mit jeder Frau in ihrer Hochzeitsnacht zu schlafen, natürlich gegen ihren Willen (und vermutlich auch den ihres Zukünftigen Mannes). 

Fans sahen in dieser als Witz gedachten Äußerung einen lupenreinen Vergewaltigungs-Witz und gingen auf die Barrikaden. Sicherlich ist es unschön, dass diese Aussage unkommentiert blieb, doch passt sie zu Tony Starks Charakter an sich. Hätte man allerdings trotzdem anders lösen können, zumal die wenigsten Zuschauer mit dem Thema vertraut sein dürften. Das zweite Beispiel betrifft dann Black Widow:

- in einem Gespräch mit Bruce Banner redet sie über ihre Vergangenheit. Darüber, dass ihr in der Ausbildung sämtliche Emotionen ausgetrieben wurden. Dass sie zwangssterilisiert wurde, um keine Bindung zu einem möglichen Kind aufzubauen. Nachdem er von sich sagte, er sei ein Monster, kontert sie mit "Still think you're the only monster in the team?"

Diese Aussage wurde kurzerhand als "sterilisierte/zeugungsunfähige Frauen sind Monster" aufgefasst. Sicherlich eine Möglichkeit, die Aussage zu verstehen. Aber die einzige? Oder könnte man das Gespräch nicht auch so verstehen, dass beide bisher keine Möglichkeit zum zwischenmenschlichen Kontakt hatten, da sie beide eben anders sind? Superhelden schön und gut, aber die anderen Avengers haben Rückzugsmöglichkeiten, ein Privatleben. Bruce und Natasha können dies von sich nicht unbedingt behaupten. Beide Figuren finden unter anderem deswegen zueinander, und so fühlt sich die aufkeimende Lovestory zwischen diesen beiden durchaus organisch und richtig an. Dazu gesellte sich dann noch der Vorwurf, dass Natasha ja nur als "damsel in distress" eingesetzt wurde, als sie von Ultron mitgenommen wurde und anschließend der Rettung durch das Team bedurfte. 

Spoiler Ende

Und so taten wütende Menschen, was wütende Menschen eben tun: sie machen ihrer Wut im Internet Luft. Doch was Joss Whedon sich anhören durfte, ist längst jenseits von Gut und Böse. Angefangen bei durchaus kreativen Beleidigungen bis hin zu Androhung körperlicher Gewalt war die ganze Bandbreite vertreten. Die Fanseite "Whedonesque" hat ein paar Tweets an Whedon gesammelt und als Collage zusammengestellt. Whedon selbst verabschiedete sich mit folgenden Worten:

"Thank you to all the people who've been so kind and funny and inspiring up in here."

Die Aufregung ist besonders schwer nachzuvollziehen, da Joss Whedon in der Vergangenheit immer wieder betonte, wie sehr ihm das Thema Feminismus am Herzen liegt. Bereits "Buffy" überzeugte mit seinen fantastisch geschriebenen weiblichen Figuren, und er selbst kritisierte immer wieder den offenen Sexismus, zuletzt im Trailer für "Jurassic World". Dass nun ausgerechnet ihm vorgeworfen wird, sozusagen der Schlimmste von Allen zu sein, wirkt seltsam. Es wirft zudem noch ein höchst unerfreuliches Licht auf den Feminismus an sich, und es ist zu befürchten dass sich damit einige Leute ein Eigentor schießen werden. 

Möglicherweise spielte auch die Tatsache, dass Whedon zuletzt häufig Probleme mit Marvel öffentlich ansprach, eine Rolle. So kritisierte er das Vorgehen des Studios in vielerlei Hinsicht. Auch sein Kollege James Gunn, der bei "Guardians of the Galaxy" Regie führt, äußerte sich bei Facebook bereits zu dem Thema und betont, wie schrecklich er all diesen Hass findet.


Sicher kann man nach bisherigem Stand nicht sagen, wieso genau der Account gelöscht wurde. Doch allein die Drohungen, die Joss Whedon erfahren hat, sollten zum Nachdenken anregen. Feminismus ist ein wichtiges Thema, doch als wütender Mob auf einen Regisseur loszugehen, dessen Verdienst für eben jenes Thema in den letzten Jahren so groß war, könnte sich als Bärendienst erweisen. Unten findet ihr eine Rede von Joss Whedon, die er vor 8 Jahren zum Thema Gleichberechtigung hielt.

Was denkt ihr über diese Art, im Internet auf Regisseure oder andere Künstler loszugehen? Werdet ihr Joss bei Twitter vermissen?


Update: Joss hat sich in einem Interview mit Buzzfeed über seine Beweggründe geäußert. So spricht er zwar auch an, dass die ganzen negativen Äußerungen (egal aus welcher Ecke) unschön sind, Menschen wie Anita Sarkeesian sich aber deutlich schlimmeren Aussagen gegenüber sehen. Doch hauptsächlich betont er, dass er Ruhe braucht, um sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Twitter sieht er dabei ähnlich wie eine Sucht: “Twitter is an addictive little thing, and if it’s there, I gotta check it. When you keep doing something after it stops giving you pleasure, that’s kind of rock bottom for an addict". Den ganzen Artikel könnt ihr hier nachlesen.

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