Kein Jahreswechsel ohne Miss Sophie und ihr Faktotum James. Das Gespann verkürzt die Zeit bis Mitternacht oder Partybeginn aber bloß um spärliche 18 Minuten. Und den Rest der Zeit? Statt beim Bleigießen die Zukunftsaussichten der Umwelt weiter verschlechtern oder mit Böllern fröhlich die Tierwelt zu terrorisieren empfehlen wir - logisch - Filmgenuss! Das Kino hat die spezielle Mischung aus Überschwang, Melancholie und Hoffnung, die in der Luft der Silvesternacht liegt, fest ins Herz geschlossen. So wie wir diese Werke, in denen derJahreswechsel zur Schicksalszeit wird.
Einst ein Publikumsliebling, ist die Romanze fast vergessen. Der Neujahrsgefühlstaumel ist die passende Zeit, das hochemotionale Drama, an dem ein ungenannter George Cukor mitbastelte, wiederzuentdecken.
Jeder Anlass ist willkommen für eine Komödie von Billy Wilder, solange es eine der guten ist. Die wie oft beim Meister der verstecken Mehrdeutigkeiten für ihre Zeit gewagte Rom-Com gehört dazu. Shirley McLaine liefert den fabelhaften Schlusssatz für den Film, für's Jahr, ach was, für alles.
Der stumme Phantasmagorie beginnt und endet in der letzten Nacht des Jahres, die für die nichts ahnende Frau des Protagonisten zugleich die letzte ihres Lebens sein könnte. Doch bevor der Gatte den geplanten Mord umsetzen kann, erwartet ihn eine traumwandlerische Nachtfahrt mit Gevatter Tod.
Die Chronik eines in den USA beinah alltäglichen Verbrechens ist eine harte Erinnerung daran, wie privilegiert die meisten von uns sind. Ein packendes Drama, das einen Vorsatz anregt, der wichtiger ist als „gesünder leben“ und „die neuste Staffel von ...“ gucken: Gegen diese verdammte Ungerechtigkeit kämpfen – jetzt mehr denn je!
Taschentücher bereithalten! Leo McCarey zieht in dem exzellent besetzten Melodram alle Register. Doch hinter der Hochglanzlasur steckt eine unerwartet moderne Story von Unabhängigkeit, Ressentiments und Liebe jenseits sozialer Konventionen. Ein später Nachhall der Lehrjahre, die der Regisseur bei May West und den Marx Brothers nahm.
Josef von Sternbergs stilisierter Noir ist der perfekte Neujahrsfilm für Zyniker. Eine grausame Pointe vereint das zentrale Antagonisten-Paar in ihrem gegenseitig verursachten Leid und betäubendem Feuerwerkslärm, verfolgt von der spöttischen Frage: "You like Chinese New Year?"
Der Pre-Code-Horror ist eine enorm spaßige Erinnerung, dass Michael Curtiz mehr als Casablanca drauf hatte. Fay Wray stimmt sich auf die Reputation als Scream Queen ein, Lionel Atwill feilt an seinem Schurkenimage. Die Roaring Twenties, in denen die Story um ein ominöses Gruselkabinett spielt, waren zur Drehzeit in der Depressionsära nur noch ambivalente Erinnerung.
Eine Silvestersause inklusive Verlobungsfeier wird zum Schlüsselereignis in der Screwball Comedy, die Cary Grant und Katherine Hepburn über schlagfertige Dialoge und noch mehr Umwegen zusammenführt. Die Botschaft, das Selbstverwirklichung mehr wert ist als Sozialprestige kommt zu Neujahr besonderes gut.
Nur 10 Minuten länger als der eingangs erwähnte Sketch, aber ein ironisches Vergnügen. Ein Aufsatz über Tolstoi ist nicht das Tragischste, was Charlie Brown zur Feier des Tages erwartet. Das neue Jahr bringt schwere Wälzer, ein schweres Herzen und einen zaghaften Hoffnungsschimmer.
Trotz des Settings im eisigen Alaska erwärmt Charlie Chaplins Klassiker selbst das kälteste Herz. In seiner Paraderolle des kleinen Tramps bereitet erdas kurioseste Spaghetti-Essen der Filmgeschichte vor und eine Silvesterfeier für eine unerreichbare Tänzerin. Der Brötchentanz ist der originelle Höhepunkt jener einsamen Nacht für den versetzten Verehrer.