Es war einmal … Die 10 Besten Märchen-Realverfilmungen
Der Mensch? Der Weltraum? Das Leben? Nein, jetzt geht es nicht um das Erklären von nüchternen Fakten, sondern um Phantastereien, Wunschbilder, Traumgespinste und Urängste. Pünktlich zum Kinostart von Walt Disneys Remake des hauseigenen Zeichentrickklassikers Die Schöne und das Biest haben wir für euch die schönsten Realverfilmungen von Volks- und Kunstmärchen zusammengetragen.
Es ist nicht leicht, zwischen der überbordenden Stummfilmfassung und dem Technicolor-Hit zu entscheiden. Der kindliche Held Sabu, Rex Ingram als bester aller Dschinns (Runner up: Robin Williams) und Conrad Veidt als Jaffar (mit extra zwielichtigem Nazi-Akzent) bringen der oppulenten Spielerei die Krone.
Was wäre Märchen- und Leinwandwelt ohne Zauberer? Ray Harryhausen war einer ihrer Größten, der hier sogar die Story zugunsten seiner Stop-Motion-Geschöpfe anpassen durfte. Oscar-Regisseur Nathan H. Juran strich kleine Plotunebenheiten so gut es ging wieder glatt und bewahrt so den Spaß am bunten Spektakel.
Die starbesetzte TV-Adaption des wohl bekanntsten Grimm-Stoffs hat seine trashigen Mankos. Doch Sigourney Weavers tragische Stiefmutter, die genüssliche Schauerromanatmosphäre und ein zynischer Twist des Klischees von Prince Charming sind sicher keine davon.
Der spanische Regisseur wählt das Sevilla der 20er als Setting für seinen modernen Stummfilm. Dessen mutige Matadorin ist das Gegenteil der liebreizenden Disney-Ikone und auch die bittere Pointe könnte von einem Happy Ever After kaum weiter entfernt sein.
Murnaus bildgewaltiger Stummfilm löst sich von der allgegenwärtigen Adaption Goethes und erzählt die Faust-Sage in ursprünglicher Form. Letzte hat alle Komponenten völkischer Hauserzählungen: Spuk, Burleske, Pathos und Moral, die hier verhältnismäßig modern ausfällt.
Masaki Kobayashis Spuksymphonie verwebt vier Gespenstersagen des alten Japans zu einer poetischen Hommage an die kulturelle Bedeutung des Erzählens und Schreibens. Die unübersehbaren Studiokulissen verwandelt der Regisseur in die organische Bühne eines mit leisem Humor gespickten Geistertheaters.
Bevor Powell nach seinem verstörend-brillanten Voyeurismus-Thriller in Ungnade fiel, brachte das opulente Ballettdrama ihm kurzen Hollywoodruhm. Expressionistische Kulissen, grandiose Musik, die fantastische Moirer Sherear und ein bitteres Happy End verschmelzen zu einem traumwandlerischen Klassiker.
Sex und Grausamkeit sind die Lieblingsmotive Catherine Breillats, die aus Charles Perraults blutrünstiger Fabel die feministischen Untertöne hervorlockt. Sadistische Erotik untermalt die extravaganten Tableaus, die in den besten Momenten an bizarre mittelalterliche Schaubilder erinnern.
Die Namensvetterinnen Carter und Landysbury garantieren für abgründige Tiefe in der schaurigen Rottkäppchen-Interpretation, die mit doppelbödigem Horror-Humor verführt: "As you're pretty, so be wise, Wolves may lurk in every guise. Now as then, 'tis simple truth: Sweetest tongue has sharpest tooth"
Mit seiner dunklen Melange aus Gothic-Settings, Sentiment und psychosexueller Symbolik schuf Jean Cocteau einen Bilderrausch, so unsterblich wie die literarische Vorlage. Nicht zufällig erzählt der Schlüsselfilm zugleich von einer ambivalenten Beziehung, nicht unähnlich der des Regisseurs zu seiner Star-Muse Jean Marais.