Katerstimmung - Die besten Hangover der Filmgeschichte
Im Morgengrauen aus der U-Bahn gefallen? Oder im heimischen Bett erwacht neben wildfremden Individuen? Noch mit Luftschlangen in den Haaren bei entfernten Bekannten auf der Couch im Halbkoma? Wie und wo auch immer das neue Jahr begann, diese Liste soll euch aufbauen! Filmschaffende, oft selbst keine Kostverächter, hegen viel Empathie für das zerschlagene Gefühl nach durchfeierten Nächten. Schnappt euch 'ne saure Gurke, Salzbrezeln oder mixt einen Hair of the Dog und rollt euch vor diesen entgiftenden Filmperlen ein.
Trotz einer Reihe stetig absinkender Fortsetzungen saßen bei der ersten Kinorunde die Gags und die Auflösung der trunkenen Morgenfragen (Wessen Baby ist das? Woher kommt die Zahnlücke? Wem gehört der Tiger?) war zugleich witzig und unerwartet. Dass es nicht bei dem einen gelungenen Kino-Trip blieb, ist da der größte Wermutstropfen.
Nach einer versoffenen Nacht ist der Morgen noch härter, wenn man zur Arbeit muss. Das Wetter ist mies, der Flug, für den man gebucht bist, von Turbulenzen durchgerüttelt - und man selbst sitzt voll benebelt am Steuer. Kann der Tag noch schlimmer werden? Ja.
Du erwachst mit höllischen Kopfschmerzen, aber alles scheint noch relativ harmlos. Du bist in deinem Haus, in deinem Bett, neben deiner ebenfalls verkaterten Frau. Sie kriegt dafür einen royalen Schock, weil sie dich nicht erkennt. Restalkohol? Die Nachbarn kennen dich auch nicht! Kein Schwein kennt dich! Alle sagen, du seist nicht du! Cheers, du bist in einer der paranoidesten Episoden der Twilight Zone.
Ein Kinderfilm, dazu ein Zeichentrickklassiker aus den normkonformen Disney-Studios? Ganz recht, denn der herzige kleine Elefant erlebt im schwindelerregenden Animationsrausch einen buchstäblichen Höhenflug und erwacht in einem Baumwipfel. Der Gesichtsausdruck des stummen Helden sagt eindeutig, was jeder am Morgen danach schon mal dachte: Shit, wo bin ich bloß hier gelandet?
Es kann allen passieren, sogar Jane Fonda. Das trübe Blinzeln enthüllt einen Typen, der wie ein oller Kadaver aussieht. Besonders unangenehm, wenn es tatsächlich einer ist. Mit dem Leider-kein-Alptraum-Szenario beginnt Sidney Lumets Thriller, der die Mahnung vor fatalen Nachwirkungen übermäßigen Alkoholgenusses auf die kriminalistische Spitze treibt.
Die Figurenkomposition klingt wie ein gemeiner Witzes: Treffen sich drei Alkoholiker und eine Morphiumsüchtige. Ist aber Eugene O'Neill. Hinter dem Titel der Bühnenadaption (Diese Säufer am Theater!) bezieht sich neben dem chronologischen Handlungsrahmen auf den mentalen Zustand derJunkie-Familie. Vom Morgen danach geht es geradewegs zum abendlichen Neurausch.
Nicht nur Prozente machen einen dicken Kopf. Richtig ans Mark geht der Hangover, wenn ihn ein Monkey begleitet. Sinatra konnte für sein Porträt des abgehalfterten Poker-Dealers Frankie Machine aus persönlichen Erfahrungen mit diversen Substanzen schöpfen. Die zerschmetternde Entzugsnacht ist eine bildgewordene Mahnung: Nie wieder so versacken!
Neben einem toten Kerl aufwachen ist keine feine Sache, aber noch lange nicht das Worst-Case-Szenario für eine Lady. Ziemlich nah dran kommt das Erlebnis der zugedröhnten Schauspielerin, die Susan Hayward kongenial mimt. Im Vollsuff den nächsten Trinkkumpan geheiratet: einen verkommen Seemann. Von wegen, im Sturm tut's jeder Hafen.
Lee Remick und Jack Lemmon bekamen beide Oscarnominierungen für ihre authentische Darstellung eines Säufer-Paares. Liebes- und Alkoholtaumel fließen in Blake Edwards Theaterstückverfilmung ineinander wie eine Flasche Fusel nach der anderen in die desolaten Protagonisten. Das Fazit ist herb, aber tröstlich, wie ein starker Drink: Die Liebe rettet niemanden, aber sie macht die eigene Misere erträglicher.
Billy Wilders Adaption von Charles R. Jacksons autobiografischem Roman wagt sich als erstes Post-Code-Hollywooddrama an das Tabuthema Alkoholismus. Für den kaputten Hauptcharakter folgt auf jede versoffenen Nacht ein üblerer Morgen. Die schwärzeste Pointe kommt an Jom Kippur. An dem Fastentag geht es um Entsühnung, quasi spirituelle Ausnüchterung. Hatte Wilder selbstverständlich im Hinterkopf.