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Dass Denzel Washington nicht nur den Saubermann mimen kann, hatte er einst mit der Rolle des korrupten Polizisten in „Training Day“ eindrucksvoll bewiesen gehabt. Nun konnte er wiederum unter Beweis stellen, dass er auch schwierige Charaktere beherrscht, denn mit dem Pilotenass Whip Whitaker hatte das Drehbuch ein heißes Eisen im Feuer. Darüber hinaus führte ein alter Bekannter Regie – mit „Flight“ meldete sich Zeitreise-Experte Robert Zemeckis seit dem Einsiedler-Drama „Cast Away“ wieder mit einem Realfilm zurück, nachdem er u.a. mit „Polarexpress“ im Motion-Capture-Sektor von sich Reden machte.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ganz real und alltäglich beginnt der Film jedoch nicht, denn der Pilot Whip Whitaker (Denzel Washington) muss sich eines Herbstmorgens mit dem Worst-Case-Szenario des Fliegens auseinandersetzen. Durch einen technischen Defekt stürzt die Maschine plötzlich ab, Whip kann gerade noch das schlimmste verhindern und steuert es glimpflich in freies Feld. Statt der 105 befürchteten kommen nur sechs Menschen bei dem Crash ums Leben, und Whip wird fortan als Held in den Medien gefeiert. Dennoch ist das erst der Anfang des Dilemmas, das dem geschiedenen Ehemann und Alkoholiker widerfährt. Er sieht sich einer Untersuchung entgegen, in der sein Trinkproblem zur Sprache kommen wird…

„Aber hallo!“ wird man sich denken, wenn man die erste Szene des Films erstmal verdaut hat. Da ist nichts mit eitel Sonnenschein, da erwischt man Washington als koksendes Wrack in einem Hotelzimmer, und daneben schält sich ein nacktes Fräulein aus der Bettdecke. Dass so jemand Pilot ist, auf seinem Arbeitsplatz unangenehm auffällt und dann auch noch zum Helden mutiert, scheint man ihm eigentlich gar nicht abnehmen zu wollen. Stellt man nun die Einleitung und die folgende Sequenz gegenüber, bildet das schon mal einen sehr interessanten Kontrast. Man darf also gespannt sein, in welche Richtung sich das Drama bewegen würde, und – um es vorweg zu nehmen – es sucht sich ungewöhnlicherweise die der ruhigeren Schiene aus. „Flight“ ist demnach kein Crashdrama im Fahrwasser von Peter Weirs „Fearless“ und kein Gerichtsthriller im eigentlichen Sinne, sondern widmet sich ausschließlich der Charakterstudie, die die Hauptfigur bis zum Schluss begleitet.

Es dauert ein wenig, bis man die Ausrichtung des Filmes auch erkennt. Mal werden ein paar falsche Fährten gelegt, die vielleicht den Schluss zulassen, dass man sich in einer Verschwörungsgeschichte befindet, doch wird irgendwann klar, dass man sich als Zuschauer tatsächlich den Annahmen des Protagonisten ausgeliefert sieht. Der Crash selbst gerät dadurch immer mehr in den Hintergrund, und man erkennt, dass lediglich Whips Werde- und Niedergang als Zugpferd dient. Das funktioniert deshalb so gut, weil Whip und auch andere Charaktere in seinem Umfeld mit ihren Dämonen zu kämpfen haben, was weiterführend die Spirale immer weiter dreht. Bezeichnend sind hier die Abschnitte, in denen Whip seine Gewohnheiten umzustellen versucht. Nach der unmenschlich guten Tat entsagt er dem Alkohol, um nach der ersten schlechten Nachricht sofort wieder rückfällig zu werden und sein Umfeld immer mehr zu enttäuschen. Letztlich wichtig zu erwähnen ist, dass man uns als Zuschauer keine moralische Haube aufsetzt, sondern nur als Zeuge fungiert.

Nun ist in technischer Hinsicht keine Inszenierungskapriole wie in „Forrest Gump“ oder „Cast Away“ zu erwarten, und selbst die imposante Absturzsequenz spielt sich hauptsächlich im Cockpit ab. Da gibt es kein überstylishes Gewackel oder einen CGI-Overkill zu bestaunen (oder ertragen), da bleibt die Kamera immer auf die Schauspieler fokussiert. Auch allgemein in Sachen Kameraarbeit bleibt alles sehr auf dem Boden und packt Emotionen nur da an, wo sie auch hingehören. Zwar haben ein paar wenige Einstellungen einen leichten Einschlag von obercoolem Gangstermovie, das sind aber nur gelegentliche Spielereien bzw. unterstreichen das Ausschweifende in Whips Leben, die man Zemeckis gerne anrechnen kann. Auch sonst dürfte man überrascht sein, wie der einstige Blockbusterregisseur hier alle Register des ernsten Dramakinos zieht. Als hätte er nie etwas anderes gedreht, zeigt Zemeckis, dass er die Bodenhaftung in Sachen filmischer Verarbeitung noch nicht verloren hatte. Keine Schnittorgien, überstilisierten Bilder oder Technikschnickschnack trüben die Ereignisse – „Flight“ bleibt jederzeit ein erdiges Vergnügen ohne Schminke, was im Zuge seines Werdegangs einen neuen Höhepunkt hin zum anspruchsvollen Kino darstellt.

Ein Vergnügen ist es auch, die Schauspielerleistung zu bewerten. Ganz klar muss Denzel Washington unweigerlich an erster Stelle stehen, der mit der Figur des Whip Whitaker einen vielschichtigen und schwierigen Charakter zu verkörpern hatte. Aber egal ob kurz vor der Blutvergiftung, sich um die Schönigung von Aussagen bemühend oder allmählich in sich zusammenfallend – Washington ist jederzeit Herr der Lage und erweiterte sein Repertoire um einige Nuancen, dass es letztlich nach Auszeichnung riecht. Allmächtig ist er dadurch allerdings nicht, denn auch Don Cheadle als Anwalt oder Kelly Reilly als Drogenabhängige/Seelenverwandte machen ihre Sache sehr gut. Das hält bis in die kleinen Nebenrollen stand, dabei sollte noch John Goodman als kleiner Ausreißer erwähnt werden. Sobald dieser die Szene betritt, wird es schlagartig dynamischer, und man könnte annehmen, dass er sich gerne seiner Rolle in „The Big Lebowski“ zurück besinne. Dadurch wird der sonst recht schwermütige Film etwas lockerer, was aber nicht für sich selbst steht, sondern kontrapunktiert zu dem Weg, den Whip eigentlich gehen sollte und dessen hässliche Seite verkörpert.

Fazit

Ein Held, der keiner sein will – aus dieser einfachen Feststellung heraus bezieht „Flight“ die subtil inszenierte Kraft, mit der das eigentliche Thema immer mehr in den Hintergrund tritt. Entgegen der Annahme, die der Titel vermitteln mag, driftet man als Zeuge zusammen mit der Hauptfigur immer weiter ab, um letztlich sich fragen zu müssen, ob eine Heldentat etwas wert ist, wenn man sein sonstiges Leben nicht mehr im Griff hat. Hier haben die Macher ein ungewöhnlich ausgerichtetes und vielschichtig geschriebenes Werk am Start, in denen leise Töne überzeugen können. Nicht mal die kleinste Logiklücke trübt den Film, und mit dem passenden sowie hochklassigen Cast lebt der Film seine Stärken voll aus. Das ist sicherlich kein Popcorn-Kino, aber eine weitere Perle im Dramagenre.

Kritik: Sascha Wuttke

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