Zum CSD ist es Zeit für eine Top-Liste im Zeichen der Regenbogenfahne. Nein, kein weichgespültes Zeug wie Philadelphia. Hier erwartet euch eine kleine Auswahl der kultigen, klassischen und viel zu wenig bekannten Werke, ohne die preisgekrönte moderne Kinoschätze wie Moonlight oder Tangerine kaum denkbar gewesen wären. Seit es Kino gibt, gibt es Queer Cinema und die hier gelisteten Einblicke sind nicht nur filmhistorisch spannend. Also: Have a Golden Gaytime!
Lidanoir bekam für diese Liste keinerlei Sponsoring irgendeiner Eismarke.
Liebe ist in Wong Kar-wais intimer Beziehungsstudie zugleich unerträglich und unverzichtbar für die Hauptcharaktere. Der Tod Leslie Cheungs, der wohl von anhaltenden Ressentiments in seinem Heimatland mitbeeinflusst wurde, verleiht den melancholischen Bilder eine bittere Aura.
Das mit minimalem Budget und modernen Props in einer Fabrikhalle gefilmte Künstlerbildnis vermischt kongenial die revolutionäre Ästhetik des bisexuellen Bad-Boy-Barockmalers mit dem eindrücklichen Stil Derek Jarmans. Ein Meisterwerk des biografischen Films und dazu Tilda Swintons Kinodebüt.
Filme mit lesbischen Protagonisten hatte es bis zu den 80ern schon einige gegeben, aber Donna Deitchs Drama war anders: Keine der Figuren ist ein abschreckendes Klischee, keine muss sterben, keine braucht bloß den richtigen Mann und keine ist nur da für eine Softcore-Sexszene. Bis heute längst keine Selbstverständlichkeit.
Die Liaison in der düsteren Adaption von Thomas Manns Novelle bleibt rein platonisch. Dabei ist das Begehren des alternden Protagonisten keineswegs so abstrakt, wie er sich selbst einzureden versucht. Das von der Cholera heimgesuchte Venedig gibt dem Geschehen einen herrlich morbiden Rahmen.
Die gekonnt absurde Alltagskomik, Drama und Sentiment verwebende Geschichte der Freundschaft zwischen einem Möchtegern-Gigolo und einem Kleinganoven brachte Queer Cinema bei der Oscar-Jury an. Darauf einen Orange Juice on Ice!
Andy Warhols experimentelles Oeuvre könnte hier als Ganzes stehen. Dank des Trilogie-Auftakts kollidierte Underground-Kino mit dem Mainstream und war plötzlich so angesagt wie die von Lou Reed besungene Factory-Entourage. Take a Walk on the wild Side!
Der sozialkritische Thriller sprach als erster britischer Film das Tabuwort "homosexuell" aus. Das BBFC war not amused und bezeichnete die zentrale Thematik als "shocking, distasteful and disgusting". Dirk Bogarde ist grandios in dem mittlerweile rehabilitierten Klassiker.
Leontine Sagans tragische Romanze in einer Besserungsanstalt entwirft ein bedrückendes Porträt der fatalen Auswirkungen verbohrter preußischer Tugendvorstellungen. Ebenfalls sehenswert und für die Zeitumstände gewagt: das Remake mit einer sehr jungen Romy Schneider.
Bevor das Kino zur Propagandaschleuder wurde, sahen die Goldenen Zwanziger dort einige homosexuelle Paare. Deren Liebe war meist von Tragik überschattet wie die zwischen Künstler und männlichem Model in Carl Theodore Dryers Stummfilm.
Richard Oswald stand mit einem Fuß im Exploitation-Film, mit dem anderen auf der Seite sozial Ausgegrenzter und Stigmatisierter. Sein filmisches Plädoyer gegen den §175 weckte seinerzeit empörte Rufe nach Filmzensur - die von den Nazis erhört wurden.