Zum Kinostart von "Ad Astra – Zu den Sternen" – Das Schaffen von James Gray
James Gray gehört nicht nur zu den besten Regisseuren unserer Zeit, er gehört leider auch zu den unterschätztesten Filmemachern der Gegenwart. Vielleicht ist Ad Astra – Zu den Sternen nun genau der richtige Film, um diesen unmöglichen Zustand ein Stück weit ins Positive zu wenden und der Allgemeinheit die Klasse von James Gray nachhaltig vor Augen zu führen. Anlässlich des Kinostarts von Ad Astra – Zu den Sternen möchten wir euch in dieser Liste das bisherige Schaffen des Regisseurs vorstellen. Viel Spaß damit!
Eine augenscheinlich simple Geschichte, aufbereitet als düsteres, unbequemes Familiendrama. Mit herausragenden Darstellern und einem Auge für den kleinen Moment teilweise großartig ausformuliert, nur der allerletzte Kniff in den zahlreichen Lichtblicken fehlt James Grays Erstling streng betrachtet, um ganz oben anzuklopfen. Für das (theoretische) Niveau aber schon wahnsinnig gelungen. Eine Perle.
Ein fantastisches, modernes Familien- wie Gangsterdrama, seinerzeit skandalös gefloppt und nie wieder richtig rehabilitiert. Bedrückend, stilistisch einwandfrei und in praktisch allen Belangen großes Kino. Mit der Ausnahme, dass es sich niemand anschaut. Warum auch immer. Großes Kino.
Man verhebt sich nicht in der Formulierung, wenn man James Grays "Helden der Nacht" als modernen Klassiker bezeichnet. Die Geschichte zweier Brüder, die unter dem Druck einer Polizistenfamilie leiden, ist nicht nur eine sorgfältig inszenierte Hommage an den Genre-Film der 1970er und 1980er Jahre. "Helden der Nacht" ist ein tiefschürfendes, zwischenmenschliches Drama, brillant gespielt und nicht minder pointiert erzählt.
Ohne aufgesetzte Emotionen und rührseligen Einheitsbrei erzählt "Two Lovers" eine sehr bittere wie aufrichtige Geschichte, die einige wichtige Grundsatzfragen über Familie, die eigene Identität und ganz besonders natürlich die Liebe an sich stellt und diese ganz klar beantwortet, ohne als aufdringlicher Besserwisser mit seiner Weisheit zu nerven. Hervorragend gespielt, zurückgenommen und trotzdem mit viel Eleganz inszeniert, ganz ehrlich und empathisch im Umgang mit seinen Figuren. Ein ganz toller Film, der einen gerührt, nachdenklich und sogar ein Stück weit erschüttert zurücklässt.
Das existenzialistische Melodrama "The Immigrant" verlangt dem Zuschauer einiges an Sitzfleisch ab. Ja, der Film ist zäh, weigert sich tunlichst, einem Spannungsbogen zu unterliegen, gefällt stattdessen durch seine ausgeklügelte Farbdramaturgie, um die Figuren oftmals mittels Licht und Schatten zu charakterisiert. Ein schwieriger Film, der aber nicht zuletzt durch seine hervorragende Darstellerriege überzeugt.
Es ist James Grays bisher größte Produktion – und womöglich auch seine beste. Anstatt sich damit zu begnügen, nostalgische Befindlichkeiten zu beschwören und den Zuschauer mit Percy Fawetts Entdeckerdrang zu infizieren, offenbart sich Grays Ägide als eine ungemein kritische und stellt bisweilen eine Antithese zum klassischen Abenteuerkino dar. Obgleich es sich Die versunkene Stadt Z nicht nehmen lässt, eine gewisse Leidenschaft an der exotischen Erforschung Amazoniens zu stimulieren, versteht sich der Film blendend darin, Distanz zu Fawetts romantisierten Expeditionen einzuhalten. Sein Aufbruch, eine vor-zivilisatorische, mit Gold verzierte und von Tempeln gesäumte Stadt aufspüren, wird gleichwohl zur Reise ins schwarze Herz der Obsessionen eines Menschens, der sich zusehends in wahnhaften Männlichkeitsbestrebungen verliert und vergisst, wo auf der Welt sein wahrer Platz ist.
Mit "Ad Astra – Zu den Sternen" wagte sich auch James Gray an das Science-Fiction-Genre heran und nahm es mit Leichtigkeit mit den großen Weltraum-Filmen des letzten Jahrzehnts auf. Auf originelle Weise verbindet er künstlerische Bildsprache, spannungsgeladene Actionsequenzen und psychologische Charakterstudie, die den Zusammenprall von Materie und Materie, Mensch und Materie sowie Mensch und Mensch im Weltraum abbilden. Ein mutiger Film, der die Spannweite voll ausnutzt und damit den Weiten des Weltalls alle Ehre macht.