Grade schön in einer Preview gesehen und schon ziemlich überrascht vom Ergebnis. Erstmal sollte man seine Erwartungen, die vor allem das 0815-Poster, der 0815-Titel und die Geschichte erzeugen, nicht in eine "Snowpiercer wird ein ernster Actionfilm mit knallharter Sozial- und Umweltkritik" lenken. Snowpiercer ist vor allem eins: Abgefahren (Höhö).
Da sitzt man die erste halbe Stunde noch da, lässt sich von der durchaus anspruchsvollen Inszenierung und den guten Charakteren berieseln, bekommt ein ums andere Klischee vorgeklatscht und erwartet nichts weiter aufregendes, da lenkt (höhö) der Film in Richtungen, die man so nicht erwartet hat. Und ich rede hier nicht von riesigen Storytwists oder ähnlichem. Ich rede von der Inszenierung, den Ideen, sowie dem Blickwinkel des Films. Ohne zu viel verraten zu wollen: Der Regisseur lässt sich hier einiges einfallen und irgendwann geht es auch nicht mehr so sehr um die Story, sondern um das, was hinter der nächsten Tür, im nächsten Wagen lauert. Der ganze Zug ist dabei so cool und bildhaft stark umgesetzt, dass es eine wahre Freude ist den Figuren auf ihrem (zugegeben recht dünnhäutigem) Kampf durch den Zug zu folgen. Snowpiercer ist einer der wenigen Filme, bei denen ich in vielen Momenten wirklich gar nicht auf dem Schirm hatte, wie das ganze weitergehen und wie es enden wird. Und das ist hier eine gute Sache.
Das große Problem des Films kommt damit aber Hand in Hand. Das ganze ist hier teils so abgedreht, dass man gar nicht weiß, ob Snowpiercer nun ernst gemeint ist oder nicht. Da gibt es zum Beispiel eine Szene, in der Captain America in einem total ernsten und blutigem Kampf slapstickhaft auf einem Fisch ausrutscht. Zum Einen fragt man sich dann was das soll, zum Anderen wird man dadurch aus dem Geschehen gerissen. Snowpiercer scheint nie so ganz zu wissen, was er sein will: Ernste Endzeitaction mit philosphischem Touch oder fast karikaturhaft überzogene Actionorgie mit bunten und nicht so bunten Charakteren. Hinzu kommen jede Menge Symbole. Ich weiß nicht, ob das so eine typisch koreanische Sache ist (Vengeance-Trilogie schmeißt ja auch mit Symbolen um sich), aber in Snowpiercer wird man teilweise mit solch kruden Symbolen beworfen, dass auch dies einen wieder total aus dem Geschehen reißt.
Dennoch will ich die Abgefahrenheit von Snowpiercer gar nicht sooo negativ bewerten. Tatsächlich ist es das, was den Film von anderen Actionreißern abhebt. Aber viele dieser Symbole und dieser wilden Szenen tragen durchaus zu einem dicken Fragezeichen in meinem Kopf bei. Am Ende des Films fragte ich mich doch echt: War das jetzt gut oder schlecht?
Nach kurzem Überlegen ist mir jedoch aufgefallen wie ausgesprochen gut mich der Film unterhalten hat, wie toll er teils inszeniert war und wie er mich doch über ihn nachdenken lässt ohne ihn einfach abzuhaken. Snowpiercer sollte man sich durchaus angesehen haben und ich verdenke es keinem, der den Film als Mist bezeichnet. Man muss einfach mit dem kruden, teils unpassenden Humor klarkommen, die Geschichte dann doch nicht all zu eng sehen und die ernsteren Szenen im Film dann auf sich wirken lassen. Ein paar haben bei meienr Sichtung durchaus nicht funktioniert.
Snowpiercer hebt sich vom Actioneinheitsbrei durch teils tolle Inszenierung, verrückte Einfälle und jeder Menge seltsamer Vorkomnisse ab, unterhält dabei über die volle Laufzeit und spannt einen durch die Frage "was kommt im nächsten Wagen" gut an. Die teils unpassene und stark aufgedrückte Symbolik, die Frage was Snowpiercer nun eigentlich sein will und die vernachlässigte Story trüben den Gesamteindruck dann doch.
Aber dennoch: Ungewöhnlich ist der Film auf jeden Fall.