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Inhalt

Die Erde in naher Zukunft: Ewiges Eis und Schnee bedecken den einst so grünen Planeten. Kein Leben rührt sich. Nur ein Zug, der einsam durch die verlassene Schneelandschaft fährt, bietet den überlebenden Menschen noch Schutz vor der tödlichen Kälte. Hier haben sie ihre letzte Zuflucht gefunden. Doch die Masse der verbliebenen Menschheit fristet im hinteren Teil des Zuges ein Leben in ewiger Dunkelheit, während vorne die wenigen reichen Passagiere im Luxus schwelgen. Aber die Zeichen stehen auf Veränderung. Eine Revolution steht kurz bevor...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es sollte kein einfacher Weg für den koreanischen Kultregisseur Joon-ho Bong werden, der sich von der Vermarktung seines von Kritikern gefeierten Sci-Fi-Thrillers "Snowpiercer" sicherlich mehr erhofft hat. Presse und Publikum sind begeistert, der Cast vollgepackt mit zahlreichen Stars und das Budget von rund 40 Millionen Dollar zugleich das höchste bislang für eine koreanische Produktion. Der Filmmogul Harvey Weinstein machte dem weltweiten Siegeszug jedoch einen Strich durch die Rechnung, indem er sich die Rechte der Vermarktung in den USA und weiterer englischsprachiger Länder sicherte und sogleich seinem Spitznamen "Scissorhands" gerecht werden sollte, da er "Snowpiercer" um satte 20 Minuten kürzen wollte. Und das, obwohl Testscreenings belegten, dass die ungeschnittene Version weit besser ankam. Allem Protest und der Bitten des Regisseurs zum Trotz hielt Weinstein das westliche Publikum einfach für zu beschränkt, um ihnen "Snowpiercer" in der Originalfassung zuzumuten. Somit verzögerte sich der US-Kinostart, bzw. stand sogar komplett auf der Kippe. Letzten Endes hat Weinstein aber nun, während "Snowpiercer" auch auf der Berlinale Anklang fand, endlich nachgegeben und wird den Streifen ungeschnitten veröffentlichen. Zwar nur noch in einer geringen Anzahl von US-Kinos, doch zumindest so, wie er vom Regisseur selbst angedacht war. In Deutschland war eine Veröffentlichung der Originalversion durch AscotEliteFilm ohnehin geplant.

"Control the engine, control the world."

Mit "Snowpiercer" liefert Joon-ho Bong seinen ersten englischsprachigen Film ab und tritt damit direkt in die Fußstapfen seiner koreanischen Kollegen Kim Jee-woon ("I Saw the Devil", "The Last Stand") und Chan-wook Park ("Oldboy", "Stoker"), die ebenso erst kürzlich in Hollywood Fuß gesetzt haben. Letzterer griff Joon-ho Bong bei "Snowpiercer" übrigens auch gleich als Produzent unter die Arme. Entstanden ist ein faszinierender Sci-Fi-Thriller, der auf dem französischen Comic "Le Transperceneige" von Jacques Lob, Benjamin Legrand und Jean-Marc Rochett basiert. Dabei beeindruckt "Snowpiercer" gleich auf mehreren Ebenen. Zuerst das Augenscheinlichste: Der Film sieht visuell einfach fantastisch aus. Verantwortlich dafür sind weniger die Special-Effects, welche nicht immer ganz auf der Höhe der Zeit sind, sondern viel mehr die kreative Ader, welche Joon-ho Bong besitzt und in seinem originellen, umwerfenden Setdesign und den gekonnten Kameraeinstellungen voll und ganz auslebt. Angesiedelt auf engstem Raum (einem Zug), stellt jeder Wagon, in den die Aufständischen vordringen, ein neues, originell gestaltetes, sowohl schönes als auch oft skurriles Meisterwerk dar.

Wer einfach nach Unterhaltung sucht, wird sie mit "Snowpiercer" gewiss finden. Das Erzähltempo ist hoch und die Spannung wird, ähnlich dem Aufbau eines Videospiels, von Wagon zu Wagon kontinuierlich aufgebaut, was sich wie das Erreichen eines neuen Levels mit neuen Entdeckungen, Gefahren und Verlusten anfühlt. Das Ganze sehr abwechslungs- und actionreich, und dank hohem Bodycounts und Wendungen in der Geschichte nie vorhersehbar.

"I belong to the front. You belong to the tail."

Dass "Snowpiercer" nun aber nicht einfach nur plumpes Sci-Fi-Actionkino ist, sondern auch clever Elemente einstreut die zum nachdenken anregen, macht das Werk zu etwas Besonderem. Bereits in seinen früheren Werken, von "Memories of Murder", "The Host" bis hin zu "Mother" baute Regisseur Joon-ho Bong stets sozial- und gesellschaftskritische Aspekte ein, auch "Snowpiercer" weist diese auf und wirft zugleich einen tiefen Blick auf die Abgründe der menschlichen Seele. Einen Klassenkampf zwischen arm und reich gab es zuletzt häufiger im Sci-Fi-Genre zu beobachten, von "Elysium" bis hin zu "Upside Down" wurde das Thema um soziale Ungleichheit bereits aufgegriffen, doch während Genrekollegen nur an der Oberfläche kratzten, geht Joon-ho Bong mit seiner Dystopie weit mehr in die Tiefe. Er reflektiert mit seinem dargestellten Mikrokosmos zugleich die Entwicklung der Zivilisation, aus einfachen Anfängen hinüber zu Bildung, Wissenschaft und Luxus bis hin zur Verschwendung und dem Untergang. "Snowpiercer" ist reich an symbolischer Bedeutung, man muss nur genau hinschauen.

“We move forward!”

Zu guter Letzt sei nochmal der großartige Cast hervorgehoben: Koreas Superstar Kang-ho Song ("Sympathy for Mr. Vengeance", "The Good, the Bad, the Weird"), der in nahezu allen Filmen Joon-ho Bongs dabei ist, darf auch in "Snowpiercer" als geheimnisvoller Passagier ordentlich mitmischen. Ihm zur Seite stehen eine ganze Reihe hochkarätiger Namen aus Hollywood. Den bleibendsten Eindruck hinterlässt dabei zweifelsohne Tilda Swinton ("We need to talk about Kevin", "Michael Clayton"), die in herrlich überspitzter Rolle und vollkommen schräg gestylt als Ministerin der oberen Schicht auftritt. Sunnyboy Chris Evans ("Captain America", "Fantastic Four") darf sich diesmal, trotz actionlastig ausgelegter Rolle, von seiner seriösen Seite zeigen und passt dabei hervorragend als Revolutionsführer und Identifikationsfigur hinein. Octavia Spencer ("The Help", "Fruitvale Station"), John Hurt ("Midnight Express", "The Elephant Man"), Ed Harris ("The Hours", "The Rock") und Jamie Bell ("Billy Elliot", "Jumper") runden den positiven Eindruck nochmal gekonnt ab.

Fazit

Großartige Schauwerte, eine spannende Story und zahlreiche clevere, symbolische Elemente: Joon-ho Bong bereichert das Sci-Fi-Genre mit "Snowpiercer" um einen ganz besonderen Beitrag und lädt zu einer Zugfahrt ein, deren Ticketkauf sich lohnt!

Kritik: Sebastian Stumbek

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