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DingDong

Kritik von DingDong

Gesehen: September, 2021

Der aus dem Jahr 2020 stammende "Shadow in the Cloud" beginnt damit, dass der Zuschauer einen kurzen Zeichentrickfilm gezeigt bekommt, welcher an militärisches Flugpersonal gerichtet ist und dieses dazu ermahnt, menschliches Versagen nicht auf die erfundene Existenz von sogenannten "Gremlins" abzuwälzen. Im Anschluss daran beginnt die eigentliche Handlung. Die Pilotin sowie gleichzeitig Mechanikerin Maude Garrett besteigt, mit einem mysteriösen Koffer in der Hand, eine Boing B-17 Flying Fortress und teilt der Besatzung mit, dass sie im Rahmen eines Geheimauftrags unterwegs ist und mitfliegen wird. Die rein männliche Besatzung des Bombers ist davon wenig angetan, verhält sich ihr gegenüber feindseelig sowie abfällig und verfrachtet sie in einen sich an der Unterseite des Flugzeugs befindlichen Waffenturm. Als sie während des Flugs durch das Glas des Geschützturms draußen etwas seltsames bemerkt und es via Funk an die restliche Besatzung weitergibt, will ihr keiner Glauben schenken...was sich als verhängnisvoller Fehler herausstellen soll...

Gut die Hälfte der rund 80 minütigen Laufzeit befindet man sich als Zuschauer mit der von Chloë Grace Moretz verkörperten Maude Garrett  in  einem verriegelten und somit vom Rest des Flugzeugs (ab)getrennten Gefechtsturm. Man sieht Maude, man sieht den wunderschönen dargestellten Horizont sowie die Unterseite des Flugzeugs bzw. die Tragflächen und das wars auch schon. Über das was im Inneren der B-17 geschieht, erhalten wir, wie auch Maude, nur durch die Funkverbindung Informationen. Allein schon aufgrund dieses klaustrophobischen sowie kammerspielartigen Settings halten sich actionreiche Sequenzen zu diesem Zeitpunkt stark in Grenzen und doch wird es nicht langweilig. Denn das Rätsel um Maudes Person und das von ihr mitgebrachte ominöse Päckchen, die ihr gegenüber feindseelige Haltung der Besatzung und die zahlreichen damit einhergehenden sexistischen sowie misogynen über Funk kundgetanen Abfälligkeiten seitens der Bordmanschaft sowie die Tatsache, dass unsere Protagonistin tausende von Meter über der Erde in einer zu großen Teilen aus Glas bestehenden Halbkugel festsitzt und einzig selbige sie vom tödlichen  Sturz in die Tiefe bewahrt, erzeugen eine unerwartet dichte und angespannte Atmosphäre. Wenn dann auch noch "etwas" aus den Wolken ragt, nur um kurz darauf wieder in selbigen zu verschwinden und es wie eine Einbildung erscheint, steigert sich die ohnehin schon beklemmende  Atmosphäre noch zusätzlich. Optisch sieht "Shadow in the Clowd" im Übrigen ziemlich gut aus, wobei man es optisch natürlich nicht mit einem hochbudgetierten Blockbuster zu tun hat und viel dem Computer entsprungen ist.

"Shadow in the Cloud" ist, insbesondere in den ersten beiden Dritteln, tonal ein ernster um nicht zu sagen düsterer Film. Da wirkt es schon irgendwo deplaziert, dass es mit zunehmender Spielzeit, die ein oder andere Szene mit Naturgesetzen und der Schwerkraft, gelinde gesagt, nicht ganz so ernst nimmt und in diesen Momenten freundlich ausgedrückt, befremdlich wirkt. Beispielsweise dann, wenn während des Fluges ohne jegliche Form von Absicherung an der Außenseite des Flugzeugs herumgeklettert wird. Auf derartige "Entgleisungen" hätte ich gerne verzichten können, auch wenn sie noch so cool aussehen mögen. Im letzten Drittel wird das Tempo dann angezogen und die Ereignisse überschlagen sich. Leider kann "Shadow in the Cloud" hierbei die bisherige Intensität nur noch bedingt aufrecht halten. Dafür gibt es aber ordentlich Action und ein paar blutige Szenen.

Und ja, es gibt einen "Gremlin". Optisch hat man sich dabei nicht, wie man evtl. meinen könnte, an den Kreaturen aus Joe Dantes Film "Gremlins" orientiert. Viel mehr bezieht man sich hier auf den seit dem frühen 20. Jahrhundert innerhalb der Royal Air Force entstandenen Begriff "Gremlin", welcher für koboldartige Kreaturen steht, die u.a. für Schäden sowie Fehlfunktionen von Flugzeug- bzw. Maschinentechnik verantwortlich gemacht wurden. Das daraus resultierende Design der Kreaturen finde ich durchaus gelungen und in Anführungszeichen "glaubwürdig".

Chloë Grace Moretz, bekannt aus Werken wie  Kick-ass, Feuer im Kopf oder Die 5. Welle, schafft es als Hauptdarstellerin durch ihre Präsenz sowie durch ihr Schauspiel die ersten zwei Drittel wunderbar zu tragen, den Zuschauer für sich zu gewinnen und dadurch mitfiebern zu lassen. Hätte ich im Vorfeld so definitiv nicht erwartet. In den gegen Ende einsetzenden Actionsequenzen geht allerdings vieles von ihrer Präsenz verloren. Hier mutiert sie zur Powerfrau mit stellenweise geradezu übermenschlichen Fähigkeiten, die quasi alles kann, was "Mann" im militärischen Kampfeinsatz denn so brauchen könnte. Das so ein Wandel durchaus subtiler und dadurch weitaus glaubhafter sowie daraus resultierend beeindruckender inszeniert werden kann, hat beispielsweise die Rolle der von Sigourney Weaver verkörperten Ellen Ripley in Ridley Scotts Alien gezeigt. Und obgleich der Vergleich zwischen dem zugegebenermaßen filmhistorisch vollkommen unbedeutenden "Shadown in the Cloud" und dem vielzitierten bzw. vielkopierten Meisterwerk "Alien" auf den ersten Blick unfair und unpassend erscheinen könnte, so gibt es inhaltlich durchaus überaschend starke Parallelen (aufgrund ihres Geschlechts und Rangs bzw. Berufs angefeindete Protagonistin, klaustrophobe Stimmung, Isolation, keine Chance auf Hilfe von außen, fremdartige Kreatur, starke und die Führung übernehmende Heldin), welche die Gegenüberstellung legitimieren.

Nicht unerwähnt bleiben darf der Soundtrack des Films, denn dieser ist der Oberhammer. Statt militrischen Trompeten- und/oder Trommelklängen, welche ja durchaus zum Weltkriegssetting gepasst hätten, wurde "Shadow in the Cloud" mit einem düsteren und elektrisierenden Synthie-Score unterlegt. Wer beispielsweise Alexandre Ajas Remake des Films Maniac gesehen hat oder die Serie Stranger Things kennt, der weiß wovon ich gerade spreche. Nämlich von einem sehr intensiven und vereinnehmenden Elektro-Soundtrack, der einen vollends in seinen Bann zieht. Entgegen des Weltkriegssettings, hört bzw. fühlt es sich die ganze Zeit über so an, als hätte man es mit einem 80er Jahre Slasher zu tun. Klingt vielleicht paradox, ist aber klasse.

Shadow in the Cloud ist vor allem in den ersten zwei Dritteln atmosphärsich ungemein dicht. Regisseurin Roseanne Liang hat mit ihrem zweiten Spielfilm dahingehend ganze Arbeit geleistet. Gegen Ende hin und mit dem Einsetzen längerer sowie übertriebener Actionsequenzen schwächelt Liangs Werk jedoch. Wer Chloë Grace Moretz gerne sieht,  mit zeitweise kammerspielartigen Filmen etwas anzufangen weiß, nicht allzu großen Wert auf durchgehenden Realismus legt und auf geballte Frauenpower steht, könnte an "Shadow in the Cloud" gefallen finden.

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