„Die Leute sehen das, was sie sehen wollen.“
Hacken – in der heutigen Zeit eines der meistdiskutierten Themen seit Anonymous und Wikileaks. Einige feiern sie als Helden, andere verabscheuen sie, betiteln sie als Verbrecher, Verräter, Kriminelle und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass diese Leute endlich weggesperrt werden.
Nun machte Regisseur Baran bo Odar genau dieses kontrovers diskutierte Thema zum Stoff für seinen neuen Film mit dem Titel „Who Am I“, im Deutschen: „Wer bin ich?“, in dem er einen fiktionalen Einblick in das Operieren einer solchen Gruppe gibt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Benjamin, einem Hacker der Gruppe „CLAY“. Da es im deutschen Genrekino fast gar keine guten Filme gibt, war die Skepsis sehr groß. Und dennoch schafft es Odar, die Kritiker vom Gegenteil zu überzeugen und kreiert den aktuell besten Vertreter des deutschen Genrekinos.
Dieser glänzt vor allem in den visuellen Sequenzen, in denen Odar dem Publikum versucht, das Deep Web/Dark Web näher zu bringen, auf eine sehr realistische Art und Weise. Ein gutes Beispiel dafür wäre der gelungene Opener, in dem die Titelschrift künstlerisch integriert wurde. Um dem Ganzen noch einen charismatischen, sympathischen Protagonisten zu verleihen, hat sich Odar Tom Schilling ausgesucht, der nach dem grandiosen „Oh Boy“ erneut glänzen kann und vor allem in den Verhörszenen bei Europol brilliert (Stichwort: Zuckerstücke). Gleichzeitig vermittelt Schilling dem Zuschauer das Bild eines typischen Hackers/Außenseiters, wie man ihn aus dem Lehrbuch kennt. Neben Schilling und der Optik sind die Hackaktionen von CLAY (CLOWNS LAUGHING @ YOU) ein sehr unterhaltsames Spektakel, wie den Vortrag der NBD (im richtigen Leben NPD) mit einem Hack zu unterbrechen, dem BND noch mehr Papierkram zu verschaffen oder einem Pharmamunternehmen eine Botschaft zu senden. Getreu dem Motto: Dreistigkeit siegt! (...)
http://wurfis.blog.de/2014/09/05/kritik-who-i-19331415/