Ich seh, ich seh ist hoch interessant, originell, atmosphärisch und schafft es, dass der Zuschauer auch nach dem Ende noch darüber nachdenkt. Der Ösi-Export hebt sich wohltuend vom Horror-Einheitsbrei ab und beschreitet ganz andere Wege. Trotz alledem konnte er mich nicht wirklich überzeugen.
Dabei ist der Film von Beginn an schön "creepy" und unangenehm, es liegt pausenlos etwas in der Luft. Schon nach wenigen Minuten wird eine Prämisse offensichtlich, die andere Werke am Ende als Twist aufgehängt hätten. Das weckt ein natürliches Interesse beim Zuschauer: Warum ist das so? Was steckt dahinter? Wie geht's weiter?
Doch genau dann beginnt der Teil, der sicher viele abschrecken wird bzw. dafür sorgt, dass der ein oder andere abschält. Die Inszenierung ist extrem langwierig und auf ruhige, lange Kameraeinstellungen bedacht. Dialoge sind selten. Erinnerungen an Michael Haneke und Funny Games kommen daher nicht nur auf, weil der Regisseur ebenfalls aus Österreich kommt. Die extrem drückende und unwohlige Stimmung bleibt zwar, aber auch mich konnte der Film mit dieser "Ereignislosigkeit" nicht ansprechen.
Die letzte halbe Stunde geht dann in eine Richtung, die man so sicher nicht erwartet. Es wird merklich spannender, dem Zuseher kommen aber auch einige störende Fragen nach der Logik in den Sinn. Das Ende ist dann gleichermaßen konsequent wie erwartbar. Die zu Beginn des Films aufkommenden Fragen werden mit bekannten Horror-Versatzstücken beantwortet. Gewiss nicht schlecht, aber es haut einen eben nicht aus den Schuhen.
Einer dieser Filme über die man stundenlang reden könnte, obwohl sie einem nicht einmal wirklich gefallen haben. Für mich hat es der Geheimtipp nicht geschafft, die beklemmende Atmosphäre und die für Gänsehaut sorgende Ausgangslage spielfilmgerecht auszudehnen. So oder so ein Film den man gesehen haben sollte und über den man sein eigenes Urteil bilden muss.