Herausragend gut, in jeder Hinsicht – vielleicht war Christian Petzold nie besser. Man möchte applaudieren und sich gleichzeitig die schmerzdurchdrungene Brust stützen. JERICHOW ist großes, deutsches Kino. Also genau die Art von Film, die die schlichten Gemüter rund um den Globus Deutschland nicht mehr zugestehen möchten. Petzold lässt den Menschen noch ihre Geheimnisse und beschreibt mit der Dreiecksbeziehung um Thomas, Laura und Ali keine klassische Personenkonstellation, die sich nach und nach in der Leidenschaft verrennt. Stattdessen verdunkelt auch hier wieder die Schuld den Horizont – von Erlösung möchte niemand mehr sprechen. Und wer glaubt, das inszenatorische Vokabular des ungemein scharfsinnigen Regisseurs wäre begrenzt, der unterschätzt nicht nur die hochgradige Strahlkraft der Reduktion, sondern offenbart auch seine eigene Unfähigkeit dahingehend, Bilder sprechen zu lassen. Mögen diese auch auf den ersten Blick noch so stillschweigend erscheinen, in Wahrheit stehen sie der kraftschäumenden Wucht eines entfesselten Orkans in nichts nach. Jerichow steht für urwüchsige Emotionen. Ein mitreißender, aufwühlender Siegeszug.