Tot, begraben, im pampigen Ackerboden unlängst vermodert. Wie oft musste der Western doch (angeblich) in den ewigen Jagdgründen vor sich hin vegetieren, damit sich irgendein privilegierter Filmemacher auf die Fahne schreiben lassen konnte, das tradierte Genre wiederbelebt zu haben. Vielleicht aber muss man sich mit dem Gedanken anfreunden, dass der Western in Wahrheit nie gelebt hat. Und da kommt ein Film wie John McLeans wahnsinnig suggestiver, sich fortwährend in Elegie wähnender „Slow West“ gerade recht, weil er nicht überlaut von einer historischen Zeit berichtet, in der vor allem der Tod das stimmbildende Zepter in der Hand hatte, sondern in der es vielmehr um das Leben, als um das schiere Überleben geht. Illusion und Realität bilden hier eine reziproke Allianz, sowohl der 16-jährige Jay (So sehnsuchtsvoll, dass er der Welt beinahe abhandenkommt: Kodi Smit-McPhee) als auch der knurrige Zyniker Silas (So desillusioniert, dass ihm das Vertrauen in seine Mitmenschen vollends abhandengekommen ist: Michael Fassbender) müssen sich auf ihre Weise mit der Wirklichkeit konfrontieren lassen, um das Träumen wieder zu ermöglichen. In einer wunderbar nach innen gekehrten Poesie arbeitet John McLean mit altgedienten Motiven des Genres und dekonstruiert simultan den Mythos, aus dem sich über Jahre hinweg ein verklärter Pioniergeist destilliert hat: Die Erde aber ist unlängst vom Blut aufgeweicht, schummerige Nebelschwaden in pittoresken Waldlichtungen sind nur Rauchschwaden, die vom kaltblütigen Mord an den Eingeborenen berichten. Das Ende aber muss das nicht sein, solange es noch die Liebe gibt, auch wenn sie unerwidert ist, solange noch geträumt werden kann, solange man an sich das Leben und nicht an das Überleben bindet.