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Inhalt

"Slow West" erzählt die Geschichte des 16-jährigen Jay Cavendish, der im Wilden Westen nach der Frau sucht, die er liebt. Dabei wird er von dem mysteriösen Reisenden Silas begleitet.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch wenn vereinzelt immer mal wieder ein Western rauskommt, so ist die eigentliche Blütezeit des Genres vorbei. Macht man eine Aufzählung der unbestreitbaren Meilensteine in der Gattung mit den Saloons, Revolvern und Pferden, so muss man eigentlich immer einige Jahrzehnte zurück und verbleibt dann meistens auch dort: Zwei Glorreiche Halunken, sowie der Rest der „Dollar-Trilogie“, Die glorreichen Sieben, Spiel mir das Lied vom Tod,... Sicher, gelegentlich kommt es mal zu einem Dead Man oder Todeszug nach Yuma, aber diese Filme bilden eher eine Ausnahme, weil sie extrem geschickt manövrieren müssen zwischen dem Erzählen einer Geschichte, die sowohl dieser als auch unserer Zeit gerecht wird, sowie einer notwendigen Innovation und enormer Vorbelastung durch Genreerwartung. Wenn dieser schwierige Balanceakt nicht gelingt, kommt es schnell zu einem lächerlichen Quatsch wie Jonah Hex, Cowboys & Aliens oder dem monumental gefloppten Lone Ranger.

Zunächst sollte mal bemerkt werden, dass diejenigen, die vor allem von dem Trailer angetan waren und deswegen ins Kino gehen möchten, extrem vorsichtig sein sollten.

Die Trailer sind nämlich schnell geschnitten, mit fetziger Musik hinterlegt und versprechen dabei sogar noch ein Wettrennen der verschiedensten Kopfgeldjäger gegeneinander. Der tatsächliche Film ist dann aber eher das Gegenteil davon, ist meistens recht ruhig und langsam. Das könnte man sich bei einem Titel wie „Slow West“ zwar schon denken und normalerweise ist das überhaupt kein Beinbruch für einen Western, aber die meisten Filme mit so einer erzählerischen Gemächlichkeit haben eine Laufzeit von ungefähr 120 Minuten, während Slow West nur auf 84 Minuten kommt. Da muss zwangsweise etwas auf der Strecke bleiben... was wirklich schade ist, da Regisseur John Maclean in seinem Erstlingswerk durchaus unter Beweis stellt, dass er versteht wie man eine Szene richtig gut aufsetzt. Jede der Szenen funktioniert für sich genommen großartig.

Ob er lediglich Landschaften zeigt, eine Schießerei oder eine Unterhaltung mit den verschiedensten bunten Charakteren, die einem auf der Reise durch den Wilden Westen begleiten: Alles ist atmosphärisch gut aufgeladen, sieht hervorragend aus, die Perspektive ist gut gewählt und harmoniert großartig mit Schnitt und musikalischer Untermalung. Maclean schafft es sogar verschiedene Stimmungen aufzubauen, die man vorher überhaupt nicht erwartet. Beispielsweise kommt es mehrmals ganz unverhofft zu Stellen, die auf eine sehr trockene und finstere Art richtig witzigsind. Es gibt oft nur zu wenig Übergangszeit zwischen den einzelnen Stimmungen, die an ein bis zwei Stellen sogar in der selben Szene aufeinander prallen, so dass sie sich gegenseitig aufheben. Einer der absoluten emotionalen Höhepunkte des Films wird beispielsweise davon unterwandert, dass eine Figur durch einen Zufall wortwörtlich Salz in ihre Wunde gestreut bekommt, was letztendlich weniger eine tragik-komische Reaktion auslöst, sondern eher lächerlich wirkt.

Was genau ist es also, das auf der Strecke bleibt? Da ist zum Einen die Action, denn im Grunde genommen gibt es nur eine einzige richtige Schießereiin dem Film. Aber das ist eigentlich nicht so wichtig. Man kann auch problemlos eine gute Westerngeschichte erzählen ohne dabei eine unglaublich große Menge an Todesopfern einzufordern. Problematischer ist allerdings, dass auch die Story an vielen Stellen so verknappt wird, dass man viel zu wenig erfährt. Es tauchen eine Menge Charaktere auf, aber letztlich bleibt man bei allen sehr an der Oberfläche. Die Figuren kommen und verschwinden recht schnell, ohne dass man sie richtig kennenlernt, was dazu führt, dass man sich auch nur recht wenig für ihr Schicksal interessiert. Dieses Problem betrifft nicht nur etwa die Figur von Rory McCann, besser bekannt als Sandor „The Hound“ Clegane aus Game of Thrones, sondern sogar die beiden Hauptcharaktere Jay und Silas, gespielt von Kodi Smit-McPhee und Michael Fassbender. Das ist ziemlich tragisch, da die beiden auf der Leinwand großartig mit einander agieren und auch die Konstellation des „gefallenen Engels und des aufsteigenden Teufels“ ziemlich interessant ist.

Fazit

Während „Slow West“ ein recht gelungenes Debüt darstellt, mit grandiosen Landschaften und einer guten Chemie zwischen den Schauspielern aufwarten kann, so ist er letztendlich in seiner Atmosphäre nicht wirklich kohärent. In der Szenenfolge gibt es mal witzige, traurige und seltener auch mal eine actionreiche Szene, die für sich genommengut ausgeführt sind, aber leider formt sich daraus kein ganz schlüssiges Gesamtkonzept. Das liegt vor allem daran, dass der Film mit 84 Minuten ein ganzes Stück zu kurzist. Dadurch bleiben sämtliche Charaktere, die beiden Hauptfiguren Jay und Silas eingeschlossen, im Grunde recht fremd, sodass man auch nicht wirklich an ihrem Schicksal teilnimmt.

Kritik: Sören Jonsson

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