Verwehrt man sich der Genialität von The Man Who Wasn't There, dann verwehrt man sich auch den Tiefendimensionen, die das Kino imstande ist, auszuloten und erfahrbach zu machen. Dass dieses Meisterwerk ein Schattendasein im von Meisterwerken nahezu überfluteten Schaffen der Gebrüder Coen fristet, scheint fast schon einer ironischen Logik zu folgen, denn wie der Film selbst ist auch sein Hauptdarsteller, der unauffällige Mr. Crane, eigentlich gar nicht anwesend. Ein langsam verblassender Nebendarsteller seiner eigenen Geschichte. Ed heißt er mit Vornamen und verdient sich sein täglich Brot als Friseur. Er barbeitet die Köpfe und redet nicht viel. Er schneidet die Haare. Die unerschütterliche Gemütsruhe, mit der Billy Bob Thornton diesen Charakter verinnerlicht, ist monumental. Nein, sie ist epochal, und hätte es Humphrey Bogart niemals gegeben, Thornton hätte ihn in The Man Who Wasn't There erfunden und mit einem beiläufigen Zug an der Zigarette übertrumpft. Was gemeinhin als Hommage an den Film noir gehandelt wird – und das ist sicherlich auch richtig -, versteht sich immer mehr als zutiefst suggestive Meditation über die Ästhetik des klassischen 40er Jahre Kinos, die hier gleichwohl mit der philosophischen Abhandlung über den ewigen Lauf der Dinge verwoben wird. Alles auf den Schultern von Ed Crane, der weder Held noch Anti-Held ist, sondern einfach da, stoisch und wortkarg, obwohl er eigentlich nicht da ist. Und dennoch meldet sich das Schicksal, diese miese Vergewaltigersau, das immer und immer wieder mit seinen Schandtaten davon kommt, bei ihm und nimmt ihn rückhaltlos von hinten ran. Immer härter, immer fataler. Und Crane? Der zieht an seiner Zigarette und denkt nach. Über die Haare und wie sie die menschliche Existenz begründen. Über die Realitivtät von Subjekt- und Objektivität. Oder über den einsamen Ort, den wir unser zuhause nennen. Aber schwätzen? Schwätzen gefällt ihm nicht. Den Coens auch nicht, die sagen, was gesagt werden kann und darf – weil sie es können, in diesem Fall vielleicht besser denn je. The Man Who Wasn't There ist die formvollendete Poesie darüber, das Pech zu erfahren, umflorrt von der leisen Hoffnung, irgendwann einen Platz zu finden, an dem man endlich die Worte findet, um das zu sagen, was man sonst nur denken konnte.