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Stu

Kritik von Stu

Mark Goldblatt ist ein gefragter Mann in Hollywood, zumindest dann, wenn es um das Editieren von Filmen gibt. Er gab Filmen von James Cameron, Paul Verhoeven und Michael Bay den Feinschliff mittels seiner Arbeit am Schneidetisch. Doch Cutter Goldblatt hat auch zweimal in seiner Laufbahn selbst auf dem Regiestuhl gesessen. 1989 drehte er „The Punisher“, die allererste Verfilmung des gleichnamigen Marvel-Antihelden, der damals von Dolph Lundgren gespielt wurde. Der Film ist den Jugendschützern bis heute ein Dorn im Auge, auch wenn er aus heutiger Sicht nicht mehr mit dem rabiaten Härtegrad eines „Punisher: War Zone“ mithalten kann. Doch ein Jahr vor seiner Arbeit mit Lundgren erprobte sich Goldblatt mit dem Trashfest „Dead Heat“ bereits als Regisseur. Ein Film dessen Synopsis wohl ausreicht, um Arthäusler mit dem Augen rollen und laut seufzen zu lassen. „Dead Heat“ ist, und da muss keiner lang drum herum argumentieren, einfach nur bescheuert und strunzdumm. Das Männerschweiß-Actionkino der 1980er Jahre trifft auf stupide Komödie und Zombiequatsch. Das Ergebnis dieser Mixtur ist grundehrlicher Schwachsinn. Unglaublich dämlich, aber auch unglaublich einnehmend. Die beiden Cops Doug Bigelow und Roger Mortis (!!!) sind typische Heroen-Archetypen aus der damaligen Zeit. Das Roger irgendwann ein Untoter wird, wird mit dem einen oder anderen lockeren Spruch verarbeitet und dann geht’s schon weiter. Das Zombie-Gangster mit Maschinenpistolen alles kurz und klein ballern? Zugegeben, heute wäre das seltsam, aber hey, in den 80ern war das gar nicht mal so besonders (man erinnere sich nur einmal an die Neue Deutsche Welle). Roger und Doug sind eben echte Cops, harte Kerle, die mit ihrem Cabrio durch die Straßen heizen und mit ihren Fonfrisuren auch bei harten Kämpfen immer noch gut aussehen. Natürlich sind die beiden auch charakterlich verschieden. Die Komponente des Buddy Movies spielt hier eine gewichtige Rolle: Während Doug mit Jeans und Lederjacke unterwegs ist, trägt Roger Anzug und Krawatte, aber wie heißt es so schön: Gegensätze ziehen sich an. Für das Drehbuch von „Dead Heat“ zeichnet sich übrigens Terry Black verantwortlich. Wer das ist? Das ist der Bruder von Shane Black, dem Erfinder der „Lethal Weapon“-Reihe, also quasi dem Begründer des 80er-Buddy-Movies. Dieses Genre ist scheinbar eine Familienangelegenheit. Zugegeben, nicht nur das Shane Black (der hier eine kleine Gastrolle hat) mittlerweile mit „Iron Man 3“ eine erfolgreiche Regiekarriere gestartet hat, nein, seine Scripts sind vom Dialogwitz und Esprit auch um einiges – aufgepasst – lebendiger. Aber irgendwie passt bei „Dead Heat“ dennoch, im grobmotorischen Maßstab, alles zusammen. Seine Qualität ist, dass er eigentlich kein sonderlich qualitativ hochwertiges Werk ist und auch gar nicht sein will. Selten springen einem Filmfehler (Mikro im Bild, Schusswunden sind plötzlich verschwunden) so direkt ins Auge wie hier. Es ist halt einfach eine Gaudi der amüsanten Minderwertigkeiten, die dazu noch einige Splattereffekte besitzt (der Film war früher deswegen sogar indiziert), die in ihren plumpen wie gestelzten Erscheinungsbild eine miefige Liebenswürdigkeit generieren, vergleichbar mit dem Stöbern in alten, verstaubten Büchern. Ein Blutrausch ist „Dead Heat“ aber bei weitem nicht. Im direkten Vergleich zu heutigen Schlachtplatten wirkt er teilweise fast zahm und zurückhaltend. Dafür prescht Mark Goldblatt in seinem Regiedebüt mit einigen Szenen voraus, die man wohl am besten kommentiert, mit einer umgangssprachlichen Abkürzung: WTF (what the fuck)?! Wenn in einer Metzgerei in Chinatown plötzlich das geschlachtete Vieh lebendig wird und Entenhälse, Spanferkel und Rinderhälften dem Helden-Duo an den Kragen wollen, dann besitzt dies eine solch abnorm-absonderliche Energie, wie man sie zuletzt in Don Coscarellis großartigem „John dies at the End“ gesehen hat. Es sind wohl auch die Fans von „John dies at the End“, also die Freunde schräger Fiktion, die mit „Dead Heat“ etwas anfangen können. Wer hier einen ernsthaften Horrorfilm, das typische Zombie-Einmaleins oder eindrucksvolle Cop-Action erwartet, wird von Mark Goldblatt feist grinsend vor den Kopf gestoßen. „Dead Heat“ wirkt wie ein Projekt, bei dessen Entstehung die Worte „Weißt du was geil wäre?“, bestimmt mehrfach gefallen sind. Natürlich mussten die Ideen auch an das Budget angepasst werden, aber immerhin waren noch ein paar Dollar übrig, um Horrorikone Vincent Price anzuheuern (wenn ihr Horror mögt und den nicht kennt, dann sollten ihr euch wahrlich schämen). Price Auftreten verfeinert das Ganze noch einmal etwas. Sein Mitwirken ist wie der letzte, eindeutige Kommentar, dass Goldblatt hier einen Film im Sinn hatte, der für eine ganz bestimmte Zielgruppe gemacht wurde. „Dead Heat“ ist halt einfach verdammt eigentümliches Spaßkino, welches nur besucht werden sollte, wenn man eine Einladung - in Form von Lust an Genre-Possen - hat. Ansonsten bitte, bitte, bitte draußen bleiben.

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