[...] „Seventh Son“ ist im Prinzip ein Groschenroman im Fantasy-Setting. Jeff Brdiges darf als alter Grantler und Schnapsliebhaber gegen Drachen, Monster und Julianne Moore als herrlich übertrieben ausgereizte Oberhexe kämpfen, wobei seine Figur innerhalb der Actionsegmente immer wieder die hinreißend dämliche Metamorphose vom alten Miesepeter hin zum gelenkigen Actionkasper macht, während sein Lehrling Tom (Ben Barnes, der bereits in den „Narnia“-Filmen als Prinz Kaspian Fantasy-Erfahrung gesammelt hat) die obligatorische Wandlung durchmacht und der Zunft der Hexenjäger versucht eine neue, liberal Note zu verleihen, denn vielleicht sind ja nicht alle Hexen automatisch böse. Ja, das ist alles so bekannt wie abgestanden, ebenso wie die zig Anspielungen auf fremde Kulturen, bzw. Religionen, aber „Seventh Son“ versucht erst gar nicht seine Rezeptur als neuartig zu verkaufen. Regisseur Bordov liefert gut gemachte Standardware von der Stange, die nie versucht mehr zu sein als sie ist. Das macht den Film hin und wieder sogar etwas sympathisch. In Zeiten, in denen selbst das marginalste Stück Unterhaltung zum großen, vielschichtigen Event aufgebauscht wird, fühlt sich „Seventh Son“ wahrlich angenehm an, auch wenn der Film dann doch zu viele Fehler und Mängel mit sich schleppt, um wirklich einen akkuraten, positiven Gesamteindruck zu hinterlassen. Warum der Film z.B. ganzzeitlich in einer verwaschenen Optik erstrahlt will nicht so recht einleuchten. Warum die Romanze zwischen Junghexe Alice und Lehrling Tom hingegen nicht funktioniert ist da schon wesentlich klarer: fehlende Chemie zwischen den Darstellern und ein doch sehr strapazierte Befolgung, verstaubter Klischees.
„Seventh Son“ als gut zu bezeichnen wäre doch zu viel verlangt. Aber Sergei Bodrov entfacht mit seinem Hollywood-Debüt ein konventionelles Fantasy-Spektakel, das sich großzügig bei bekannten Genre-Vorbildern bedient und dabei einen (angenehm) altmodischen Eindruck hinterlässt. Wer auf der Suche nach dem legitimen Nachfolger von „Der Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ ist, ist hier falsch. „Seventh Son“ ist nicht mehr als eine nette Kleckerei mit den allgemeinen Erwartungen und Formungen des Genres. Das Ergebnis ist nicht gut genug um den Film wirklich weiterzuempfehlen, aber auch nicht so schlecht, um ihn auf Teufel und Verderb zu zerfleddern und wenn man bedenkt wie sehr sich das Fantasy-Genre auf den Konventionen des Epischen ausruht, ist „Seventh Son“ dann doch eine willkommene Abwechslung. Denn zwar beinhaltet er auch die großen Bilder, es scheint ihm aber irgendwie bewusst zu sein, dass deren Gigantomanie eigentlich nur noch Erinnerungen sind, an Zeiten, als Fantasy noch die Schönheit des Neuen, bzw. des Wiederentdeckten besaß.
Komplette Kritik: http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/02/review-seventh-son-rooster-cogburn-jagt.html